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Der Schakal

Story:
Frederick Forsyth ist ein weltweit bekannter und übersetzter britischer Schriftsteller. Vor seiner Tätigkeit als Autor war der ehemals jüngste Pilot der britischen Luftwaffe als Journalist in vielen europäischen Ländern, dem Nahen Osten und Afrika tätig. Im Rahmen dieser Tätigkeit lernte Forsyth er die internationale Politik aus erster Hand kennen, die später den Schauplatz für seine Romane bilden sollte.

Die Veröffentlichung der ersten beiden Thriller ("der Der Schakal" und "die Die Akte Odessa") begründeten den Weltruhm des Schriftstellers Forsyth. Bei einer Besprechung des erstmals 1971 veröffentlichten Schakals lässt sich jedoch kaum auf eine Erwähnung der beiden filmischen Umsetzungen verzichten. Bruce Willis lieferte 1997 in der Hauptrolle des eiskalt kalkulierenden "Schakals" eine geniale Vorstellung und (der dem Buch gegenüber hinzugedichtete) Richard Gere glänzte als ehemaliger IRA-Scharfschütze und Gegenspieler des Profikillers. Deutlich früher gab es übrigens schon einmal eine Verarbeitung des Romans als Film, die sich wesentlich dichter am Original orientierte und die Stimmung des Romansder Geschichte deutlich besser als die neuere Variante einfangen solleinfing.

Der historische Rahmen des Romans ist die Endphase des Algerienkriegs. In Frankreich regiert Charles de Gaulle mit eiserner Hand. Doch nicht alle innerhalb der Republik stehen hinter ihm. Teile der Armee sind enttäuscht, hat der "Alte" doch über lange Zeit viele Soldaten in Algerien stationiert, um den Landstrich endgültig an Frankreich anzugliedern. nun Nun lenkt die Politik ein und viele der altgedienten Veteranen haben das Gefühl, dass sie hintergangen wurden. Die enttäuschten Soldaten organisierten sich in der OAS (Organisation de l'armée secrète) und gingen mit brutaler Härte sowohl gegen muslimische Algerier, als auch gegen den französischen Staat vor und versuchten den "Verräter" zu entmachten, um eine neue Regierung zu bilden. Der Roman verwebt, wie es auch später Werke für Forsyths typisch ist, Fiktion und historische Fakten derart eng miteinander, dass es schwierig ist die Grenze zu erkennen, ohne auf Sekundärliteratur zurückzugreifen. Hier kommen dem Erzähler die intimen Kenntnisse der Weltpolitik aus erster Hand zu Gute. Das zentrale Attentat auf den Präsidenten, um dass es im Roman im Wesentlichen geht, basiert auf dem Attentat von Petit-Clarmart im Jahre 1962, war also zur Zeit der Erstveröffentlichung des Romans noch keine 10 Jahre her.

Im Roman nun stehen die verblieben Anführer der OAS vor einer schwierigen Situation: Die Organisation steht kurz vor dem Aus. Mehrere Anschläge auf den Präsidenten sind trotz penibler Planung gescheitert und dementsprechend wird es immer schwieriger, einen derartigen Plan in die Tat umzusetzen. Dazu kommt, dass die Französische Regierung eigene Sonderabteilungen ins Leben gerufen hat, die mit mindestens genauso harten Bandagen wie die alten Haudegen kämpfen und alles unternehmen, um die Bedrohung aus dem eigenen Land in den Griff zu bekommen. Der letzte Ausweg scheint ein gedungener Killer zu sein. Die OAS setzt damit alles auf eine Karte, denn die finanziellen Reserven sind bereits zum aktuellen Zeitpunkt mehr als erschöpft. Ein Externer - am besten ein Ausländer - kann als einziger noch nahe genug an den Präsidenten herankommen, um diesen Auszuschalten und das Blatt zu wenden. Um die Sicherheit des Planes nicht zu gewährleisten gefährden, sind nur die führenden Köpfe eingeweiht und so nimmt die Geschichte ihren Lauf.


Meinung:
Der Schakal betritt die Bühne und verlangt wie vorhergesehen ein exorbitantes Honorar von den Auftraggebern, mit der nicht von der Hand zu weisenden Begründung, dass dieser Job so viel Aufsehen erregen würde, dass es sein letzter bleiben müsse. Die Organisation aktiviert daraufhin alle ihre Möglichkeiten und Frankreich wird von einer Welle kleinerer Überfälle überrollt, deren einziges Ziel eine Art Fundraising für einen Profikillers ist. Doch die Häufung dieser Vorfälle bleibt auch der französischen Regierung nicht verborgen und schnell wird die OAS als deren Drahtzieher entlarvt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Da man sich nicht anders zu helfen weiß und mittlerweile jeglichen Skrupel beim Vorgehen gegen die Terroristen aus dem eigenen Land abgelegt hat, entführt man kurzer Hand einen OAS-Leibwächter aus dem inneren Kreis der Führungsriege und presst ihm unter Folter ab, dass ein blonder Killer mit dem Decknamen Schakal engagiert wurde. Wofür ergibt sich von selbst. Auch die Ermittler stehen nun vor einer enormen Herausforderung, denn der dickköpfige De Gaulle möchte keinerlei Zugeständnisse für seine Sicherheit machen. um vor der Welt nicht als schwach zu gelten. Wie findet man also in aller Heimlichkeit jemanden, dessen einziges Ziel es ist, unauffällig zu sein, überraschend zuzuschlagen und für immer von der Bildfläche zu verschwinden?

Kommissar Lebel fällt nun die schwere Aufgabe zu ein Verbrechen zu verhindern, ohne dass jemand - ganz besonders das potentielle Opfer - mitbekommt, dass in dieser Sache überhaupt ermittelt wird. Dafür greift der findige Beamte zunächst auf alle verfügbaren Kontakte bei den westlichen Polizeibehörden zu, um herauszufinden, ob irgendwo ein geeigneter Mann auf freiem Fuß ist, der in der Lage wäre, ein solches Attentat zu planen und durchzuführen. Alles natürlich unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit. Die Bemühungen erscheinen zunächst fruchtlos, doch Lebel und auch die Kollegen im Ausland drehen hartnäckig jeden Stein um.

Während dessen kann der Leser den Schakal besser kennen lernen und miterleben, wie dieser einer Maschine gleich seine Vorbereitungen in Angriff nimmt. Da werden Monate vor dem eigentlichen Attentat Papiere von ähnlichen Personen geklaut um als Deckidentität zu dienen, ein gefälschter Führerschein wird bestellt, eine Route wird ausgetüftelt, ein talentierter Ingenieur wird mit der Herstellung eines zerlegbaren Scharfschützengewehrs beauftragt und vieles mehr. All diese Präparationen werden ungeheuer detailliert geschildert und bieten einen fantastischen Einblick in die Gedankenwelt des einsamen Wolfes. Während all dieser Vorgänge und auch im späteren Verlauf der Handlung schafft es der Schakal, seine Bedürfnisse zu kultivieren und übernachtet nur in guten Hotels, isst hervorragend und kleidet sich nur in edle Anzüge. Das Bild des perfekten Gentlemans wird aufrechterhalten, während er sich auf einen kaltblütigen Mord für Geld vorbereitet.

All das führt der Schakal derart professionell und überlegen wirkend aus, dass man als Leser nicht umhin kommt, dem offensichtlich "bösen" Protagonisten des Romans Respekt zu zollen, obwohl seine Motive in keiner Weise sein Handeln rechtfertigen. Schade ist, dass man nicht mehr über die Vergangenheit des Schakals erfährt. Der Autor gibt den Leser dazu nicht mehr als einige Andeutungen zu aus seiner Zeit beim Militärdienst und einer wenig privilegierter Kindheit, die den Wunsch weckte, später einmal um jeden Preis genug Geld haben zu wollen, an die Hand.

Aber auch abseits der schillernden Hauptfigur liefert der Roman spannende Persönlichkeiten. Der zu Beginn erwähnte Leibwächter der OAS, der gekidnappt und gefoltert wird, um zu verraten, was die Untergrundorganisation im Schilde führt, bietet zum Beispiel eine spannende Geschichte in der Geschichte. Dieser hartgesottene Söldner hat eine Achillesferse in Gestalt eines kleinen Mädchens, an dem sein Herz hängt, dass aber bei Freunden lebt. Die französische Polizei ist sich nicht zu schade, den Söldner glauben zu lassen, die Kleine sei schwer erkrankt, um ihn in eine Falle zu locken. Dieser Bär von einem Mann prügelt das halbe Einsatzteam krankenhausreif, bevor er gestellt und in bekannter Weise verhört wird.

Auch in Paris gibt es eine interessante Figur auf Seiten der OAS. Eine junge Frau, die ihren Mann im Algerienkrieg verloren hat und nun auf Rache sinnt, nähert sich einem ranghohen Politiker als Geliebte und schafft es so, dem Schakal lange Zeit Insiderinformationen zukommen zu lassen, die ihm mehr als einmal ermöglichen, durch die Maschen des Polizeiapparates zu schlüpfen. Trotz all der Niederträchtigkeit erscheinen die Motive der Terroristin beinahe nachvollziehbar, handelt sie doch aus einer tief sitzenden, alles Gute zerstörenden Verbitterung heraus.

Im Verlauf der unglaublich spannenden Verfolgungsjagd von England nach Italien und dann quer durch Frankreich schafft es der Schakal das Herz einer alternden Gräfin zu erobern, sie auszunutzen, und zu ermorden, sich als Crossdresser auszugeben (auch wenn es den Begriff zu der Zeit noch nicht gegeben haben dürfte), seinen Wagen notdürftig umzulackieren und schließlich im Wald getarnt abzustellen, bevor er einen Polizisten quasi im Vorbeigehen ermordet und eine Schneise aus Gewalt zu hinterlassenhinterlässt, bevor er sich für kurze Zeit in die Anonymität einer zweiten und schließlich dritten vorbereiteten Identität flüchtet.


Fazit:
Obwohl die eine oder andere Wendung der Handlung durch die völlige Abwesenheit moderner Technologien wie Fingerabdrucksdatenbanken, Überwachungskameras, Datenaustausch zwischen Geheimdiensten via Internet usw. antiquiert wirkt, erzeugt die Geschichte nach wie vor Spannung und Beklemmung. Dieser Mann bahnt sich unaufhaltsam seinen Weg, was da auch kommen mag und wenn er Erfolg hat, wird das die Geschicke Frankreichs von Grund auf verändern. Forsyth legte mit dem Schakal ein furioses Erstlingswerk ab, das noch heute Standards im Genre des politischen Thrillers setzt.


Der Schakal - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Frederick Forsyth
Der Schakal
The Day of the Jackal

Übersetzer: Tom Knoth
Erscheinungsjahr: 1. Aufl. 1971 - 8. Aufl. 2002



Autor der Besprechung:
David Weigel

Verlag:
Piper

Preis:
€ 9,99

ISBN:
349223125X

448 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Schillernde Hauptfigur
  • Spannender Plot
  • Detailversessenheit des Autors
  • Gegenspieler und Randfiguren toll ausgearbeitet
Negativ aufgefallen
  • Teilweise antiquiert wirkende Vorgehensweisen (knapp 40 Jahre alt eben)
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Rezension vom: 18.04.2014
Kategorie: Thriller
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