Der Tag der Heuschrecken
Story:
Tod Hackett arbeitet in Hollywood. Doch nachdem er Faye Greener kennengelernt hat, eine angehende Filmschauspielerin, ändert sich sein Leben von Grund auf. Von da an wird er Teil der Illusion, die diese Welt auszeichnet.
Meinung:
Hollywood ist für viele immer noch die Traumfabrik und das Synonym für das Filmgeschäft überhaupt. Doch es gibt eben nicht nur Geschichten, die diese Welt in einem schönen Licht darstellen. Es existieren ebenso viele Stories, die sich über Hollywood lustig machen. Besonders Nathanael Wests "Der Tag der Heuschrecken" ist dafür bekannt.
Der Autor wurde 1904 als Nathan Weinstein geboren. Er zog in den 30er Jahren nach Hollywood, um sein Glück als Drehbuchautor bei Columbia Pictures Corporation zu versuchen. So schrieb er unter anderem am Drehbuch für "Five came back" mit, dass die Karriere von Lucille Ball als A-List-Schauspielerin startete. Seine Erfahrungen führten dazu, dass er "Der Tag der Heuschrecken" niederschrieb. Er selbst starb 1940 bei einem Autounfall.
Tod Hackettt ist ein Künstler, der viel von sich hält. Er meint, er habe das Talent, der nächste Goya zu werden, doch in Wahrheit ist er in Hollywood nur für die Bühnenbilder verantwortlich. Dann verliebt er sich in die Möchtegern-Diva Faye Greener.
Sie hält sich für einen kommenden Star. Und doch ist sie damit nur weiterhin ein Teil der Illusion von Hollywood. Genauso wie ihr Vater. Sie erkennt die Realität nicht, bis diese sie wieder einholt.
"Der Tag der Heuschrecken" ist eine geradezu exemplarische Satire. Das Buch macht sich über seine Protagonisten und die Umgebung, in der sie leben, aufs äußerste lustig. Und es macht damit deutlich, was für eine Schaumfabrik Hollywood in Wahrheit ist.
Man merkt dem Band an, das Nathanael West eigene Erfahrungen verarbeitet hat. Für ihn ist eine Generalabrechnung mit der Filmewelt. Zwar hat sie ihn mit Lohn und Brot versorgt. Doch gleichzeitig muss er während dieser Zeit mit etlichen Charakteren zu tun gehabt haben, die in ihm das Bedürfnis ausgelöst haben, sich über sie auszulassen.
Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Tod Hackett. Und er ist von allen Protagonisten noch der normalste. Auch er hängt der Illusion nach, dass er zu Größerem berufen ist. Doch gleichzeitig ist er auch der einzige, der hinter die Fassade der Täuschung gucken kann, der die Wahrheit erkennt. Was ihn in dieser Scheinwelt zu einem Außenseiter macht. Und gleichzeitig für seine Angebetete unattraktiv.
Es ist faszinierend, mit welcher Hingebung Nathanael West Hollywood beschreibt. Er hat ein Gespür für diese absurde Realität und baut seine Beobachtungen in die Geschichte ein. Allein schon die Szene, in der Faye ihren Vater Harry Greener mit einem absurden Lied aufmuntert, wirkt so surreal, dass man ein Lachen nicht unterdrücken kann.
Und so zieht das Absurde durch den gesamten Roman. Deshalb hat das Buch auch heute, mehr als 70 Jahre nach seinem ersten Erscheinen nicht ans Aussagekraft und Ausstrahlkraft verloren. Im Gegenteil: Solange die Welt der Filme an Faszination nichts verloren hat, büßt auch dieses Buch an nichts ein!
Lobenswert sind die Anhänge, die der Manesse-Verlag dem Roman beifügte. Die zahlreichen Anmerkungen sind erfreulich erhellend und helfen, den damaligen Zeitgeist heute nachvollziehen zu können. Aber auch das Nachwort von Bernd Eilert ist sehr gut geworden.
Und damit hat der Manesse-Verlag erneut einen "Klassiker" herausgebracht, der den "Splashhit" verdient.
Fazit:
Nathanael Wests "Der Tag der Heuschrecke" hat trotz seines Alters ans Aussage und Ausstrahlkraft nichts verloren. Die Geschichte über die Erlebnisse von Tod Hackett sind damals wie heute so herrlich abstrus, wie man es sich nur wünschen kann. Aber auch die Anhänge sind lobenswert. Kurzum: Ein perfektes Buch.
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