Henri Nannen: Ein Stern und sein Kosmos
Story:
Henri Nannen war Journalist und Demokrat mit Fleisch und Blut. Er scheute sich nicht davor, zu polarisieren und Grenzen zu verschieben. Doch gleichzeitig war er auch ein lebendiger Mensch.
Meinung:
Wer war Henri Nannen? Wieso wurde ein Preis nach ihm benannt, der seit 2005 an journalistische Bestleistungen des Vorjahres vergeben wird? Wieso gibt es Schulen, die nach ihm benannt sind? Antworten darauf liefert Stephanie Nannen in ihrer Biografie "Henri Nannen: Ein Stern und sein Kosmos".
Die Autorin ist die Enkelin von Henri Nannen. Sie ist seit 20 Jahren Journalistin und arbeitet bei verschieden großen Zeitungen in leitenden Funktionen, wie beispielsweise dem "Tagesspiegel". Sie lebt mit ihrer Tochter in Hamburg.
Wer also war Henri Nannen? Geht man nach dem Buch war er vieles. Er war ein Journalist mit Leib und Seele, der sich nicht davor scheute, Tabus zu brechen. Er war ein Kunstsammler, der im hohen Alter seine Sammlung der Öffentlichkeit schenkte. Und er war ein Familienmensch, der das Zusammensein mit Kindern und Enkeln bis ins hohe Alter genoss.
Das Bild, was man anhand von Stephanie Nannens Biografie erhält, zeigt einen lebenslustigen Mann, der engen Kontakt zur Politik hatte. Berühmte Menschen wie Willy Brandt waren bei ihm zu Hause Gäste. Und trotzdem hat man nie das Gefühl, dass er sich davon Vorteile versprach. Im Gegenteil: Er wird als kritischer Beobachter dargestellt, der sich nicht davor zurückscheute, seine Meinung öffentlich zu sagen.
Und dann ist da noch der Stern, Henri Nannens Wochenmagazin, dass er 1949 gründete und dessen Geschicke er bis 1980 leitete. Es zeigt, was dem Journalisten am Herzen lag. Tabus zu brechen, etwa durch die vielen Cover mit nackten Frauen. Aber auch andererseits gut recherchierte Geschichten, wie der Fall Löwenthal.
Frau Nannen versteht sich darauf, alle Aspekte des Charakters ihres Großvaters darzustellen. Man erhält wirklich den Eindruck eines Mannes, der eben auch eine Persönlichkeit war. Jemand, der Freundschaften wie Feindschaften gleichermaßen pflegte. Und jemand, der auf journalistische Sorgfalt pochte.
Wenn man dies berücksichtigt, entwickelt die Darstellung der Ereignisse um die gefälschten Hitler Tagebücher nur noch mehr eine enorme Wucht. Man kann verstehen, wie sehr ihn dieser Reinfall getroffen hat. Umso mehr, als er sich dann selbst vor jungen Journalisten verantworten musste. Besonders diese Szene wird von der Autorin besonders eindrucksvoll dargestellt.
Auf jeder Seite, in jeder Zeile, ja schon fast in jedem Wort spürt man, wie sehr Stephanie Nannen an ihrem Großvater hing, wie sehr sie ihn bewundert. Es ist diese persönliche Verbindung, die das Buch so lesenswert macht. Denn so schafft sie es, den Leser das Leben einer bewundernswerten Persönlichkeit so näher zu bringen, dass man von Anfang bis Ende die Biografie in einem Rutsch durchlesen wird.
"Henri Nannen" ist ein "Klassiker" und erhält obendrein auch noch den "Splashhit".
Fazit:
Wer einen Eindruck über "Henri Nannen" erhalten möchte, der sollte die gleichnamige Biographie von Stephanie Nannen lesen. Die Enkelin des berühmten Journalisten schreibt mit Liebe über ihren Großvater. Sie zeigt die vielfältigen Facetten von ihm auf und vertieft jede von diesen. Dadurch wirkt dieses Buch lebendig und nimmt einen gefangen. Man wird es erst zur Seite legen, wenn man durch ist.
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