Drachenstern - Gewandelt
Story:
Jennifer Scales ist ein ganz normales Teenager-Mädchen. Bis sie sich eines Tages in einen Drachen verwandelt. Und das ist im Vergleich zu dem, was dann noch passiert, das harmloseste.
Meinung:
Wenn es um Werwesen geht, ist die Literatur häufig von Werwölfen beherrscht. Am zweithäufigsten kommen dann Werkatzen an die Reihe. Doch Werdrachen? Das ist etwas Ungewöhnliches. Und schon alleine deshalb ist "Drachenstern: Gewandelt" von Mary Janice Davidson und Anthony Alongi einen Blick wert.
Mary Janice Davidson und Anthony Alongi sind ein Ehepaar, das in St. Paul Minnesota lebt. Sie ist vor allem durch ihre humorvolle Vampir-Serie "Weiblich, ledig, untot" bekannt. Ansonsten liebt es sie, von ihren Lesern zu hören. Nebenbei hält sie Vorträge für Bücherclubs, Autorengruppen und Veteranen des zweiten Weltkriegs.
Jennifer Scales ist eine ganz normale, vierzehnjährige Jugendliche. Sie spielt für ihr Leben gerne Fußball und versteht sich mit ihren Eltern überhaupt nicht gut. Ihr Vater ist häufig abwesend und ihrer Mutter wirft sie vor, gefühlskalt zu sein. Doch dann eines Tages, ändert sich ihr gesamtes Leben.
Unter einem Sichelmond beginnt sie sich zu verwandeln. Es stellt sich heraus, dass sie ein Werdrache ist. Genauso, wie ihr Vater und ihr Großvater. Und so muss zweimal im Monat für mehrere Tage verschwinden, um sich verwandeln zu können. Doch das hat natürlich Auswirkungen auf ihr Sozialleben. Und während sie verzweifelt versucht, ihren Freundeskreis zusammenzuhalten, merkt sie nicht, wie eine viel größere Gefahr sich anbahnt. Denn Werdrachen haben Feinde, die äußerst mächtig sind.
Mit "Drachenstern: Gewandelt" legt der Egmont Ink-Verlag jetzt ein ungewöhnliches Buch vor. Denn schon allein die Grundidee, über einen Werdrachen zu schreiben, ist vermutlich noch nie zuvor dagewesen. Schließlich sind Drachen hier in Europa hauptsächlich immer noch starke, mächtige Kreaturen, die oft genug als Feinde dienen.
Und doch hat das Buch etwas. Doch kann es überzeugen. Es hat einfach etwas. Etwas eigenes, was aus der Masse an vielen anderen Büchern hervorhebt. Damit ist nicht nur die eben erwähnte Grundidee gemeint. Sondern auch die Protagonistin.
Jennifer Scale kann einem zunächst schnell auf die Nerven gehen. Sie wirkt wie eine Göre, die stark Ich-Bezogen ist. So wie sie wiederholt über ihre Eltern schimpft. Doch man muss auch bedenken, dass die Protagonistin mitten in der Pubertät steckt. Und der eine oder andere Leser hat damals sicherlich nicht viel anders gehandelt. Wenn man das im Hinterkopf behält, kriegt man ein realistisches Porträt einer Jugendlichen, die zusätzlich zu den verrückt spielenden Hormonen jetzt auch noch komplett neues Problem kriegt.
Davidson und Alongi beschreiben sehr gut die Auswirkungen, die das Dasein als Werdrache mit sich bringt. Jennifer muss noch viel lernen, unter anderem, wie sie sich richtig bewegt. Denn als Drache hat sie ein komplett anderes Körpergefühl, als ein Mensch. Und das wird von den Autoren hervorragend rübergebracht.
Gleichzeitig ist das Buch eben nicht nur eine beschauliche Darstellung, wie sich das Leben der Protagonistin von einem zum anderen Tag ändert. Auch Spannung gibt es. Eine große Bedrohung wird aufgebaut, von der man zunächst nicht weiß, wie sie aussieht. Sie ist präsent, bleibt allerdings gesichtslos, bis sie enthüllt wird.
Doch wenn das Buch ein Manko hat, dann seine Kürze. All die interessanten Plots und Ereignisse finden auf ungefähr 250 Seiten statt. Der Roman hätte noch 100 Seiten vertragen können, um wirklich ein rundes Leseerlebnis zu sein. So wirkt am Ende alles übers Knie gebrochen und kann nicht richtig überzeugen.
Deshalb wird das Buch auch mit einem "Reinschauen" bewertet. Und hoffentlich wird beim nächsten Band alles besser!
Fazit:
"Drachenstern - Gewandelt", von Mary Janice Davidson und Anthony Alongi, ist ein ungewöhnliches Buch. Zum einen ist die Protagonistin ein Werdrache, zum anderen eine typische Jugendliche, mitten in der Pubertät. Das ist zunächst gewöhnungsbedürftig, doch ist dies ein realistischer Faktor in einer phantastischen Geschichte. Die Auswirkungen, die das Dasein als Werwesen auf die Protagonistin Jennifer Scales hat, werden hervorragend dargestellt. Und die Bedrohung wird sehr gut aufgebaut. Doch am Ende ist der Roman zu kurz und es wirkt alles übers Knie gebrochen.
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