Blutdämon: Die Rachel-Morgan-Serie 9
Story:
Innerhalb von drei Tagen soll Rachel Morgan nach San Francisco reisen, um sich vor dem Hexenzirkel zu verteidigen. Wenn sie verurteilt wird, wird sie ins Jenseits verbannt. Doch die Reise dorthin ist ereignisreich, nicht zuletzt dank Trent, der sie begleitet und eigene Pläne hat.
Meinung:
Mit "Blutdämon" führt Kim Harrison einen Plot zu Ende, der praktisch schon mit dem ersten Roman anfing. Es geht um die Frage, ob Rachel Morgans Umgang mit schwarzer Magie sie überhaupt noch zu einer Hexe macht, oder ob sie etwas anderes ist. Die Antwort auf diese Frage, die am Ende des Buches erfolgt, dürfte jeden Fan überraschen. Doch bis dahin ist es ein langer Weg.
Es sind jetzt bereits einige Monate vergangen, seit Rachel Morgan mit dem Hexenzirkel eine Art Waffenstillstand ausgehandelt hat. Jetzt muss sie nach San Francisco, um einen dauerhaften Frieden zu verhandeln. Es dreht sich um die Frage, ob sie eine Hexe ist, oder doch mehr eine Dämonin. Doch der einfache Weg zum Ziel wird durch eine Intrige seitens des Zirkels blockiert. So muss sie zähneknirschend Trents Angebot annehmen, sie ans Ziel zu fahren.
Allerdings hat er etwas Eigenes vor. Er will etwas von seiner Ex-Verlobten stehlen und mit der Durchführung des Plans ein Ritual vollbringen. Der Weg nach Westen wird dadurch nicht einfach. Und natürlich gibt es diverse andere Stolpersteine, wie beispielsweise wilde Pixies, Elfenassassinen und einen Dämon, der unter der Sonne wandeln kann.
Zum zweiten Mal innerhalb der "Rachel Morgan"-Reihe verlässt Rachel Morgan ihre Heimat Cincinnati, um sich woanders hinzubegeben. Doch anders als in "Blutpakt" nimmt sie dieses Mal fast ihren ganzen Supporting-Cast mit. Denn neben dem bereits Reiseerfahrenen Jenks begleiten sie jetzt auch Ivy und Trent.
Daraus ergeben sich einige interessante Figurenkonstellationen. Denn nicht nur befinden sie sich außerhalb ihrer gewohnten Umgebung. Auch müssen sie miteinander unter den ungewohnten Umständen klar kommen. Natürlich kommt es da zu Reibereien, da vor allem Trent sich zu Beginn alles andere als Teamplayer aufführt. Das wird von der Autorin sehr gut dargestellt und macht einen Teil der Faszination des Buches aus.
Und solange die Protagonisten unterwegs sind, gefällt der Band auch. Kim Harrison kann dabei nicht nur verschiedenste Plätze darstellen, sondern auch andere Sitten beschreiben. Höhepunkt ist so beispielsweise ein Pixie-Stamm, der gewisse Traditionen anders auslegt, als Jenks es bislang gewohnt ist.
Doch leider ist das auch der Moment, in dem der Roman abrutscht. Denn mit Ku'Sox führt sie einen Dämonen ein, dem leider jegliche Brillanz abgeht. Er ist ein Superdämon, der unter der Sonne wandeln kann. Und er schafft es nicht einmal ansatzweise, beim Leser Interesse zu wecken.
Leider wird dann die Jagd auf ihn zum Hauptplot, dem sich die anderen unterordnen müssen. Was besonders schade ist, da dadurch Trents Mission in den Hintergrund gerät. Man erfährt zwar viel über sie, aber als es dann darum geht, sie durchzuführen, ist man als Leser praktisch ausgesperrt. Sie findet ohne ihn und Rachel Morgan statt. Stattdessen muss man sich mit einem korrupten Hexenzirkel und einem Superdämon herumschlagen. Beides Plots, die leider überhaupt das Interesse des Lesers dauerhaft fesseln können.
Hinzu kommt auch noch eine ungewohnte Nachsicht mit Trent. Sein Plan, Rachel Morgan zu helfen, involviert zigtausend Opfer. Und keiner der Protagonisten geht darauf ein. Stattdessen finden alle das Ergebnis seines Vorhabens gut und verschwenden keine weiteren Gedanken darüber, was er da getan hat. Was wiederrum unglaubwürdig wirkt und nicht für die Intelligenz der Charaktere spricht.
"Blutdämon" ist wieder so ein Roman, wo man sich ständig fragt, ob Kim Harrison das Schreiben verlernt hat. Ihre ersten "Rachel Morgan"-Romane waren Spitzenklasse. Dieser jedoch ist nur "Für Zwischendurch" etwas.
Fazit:
Leider ist "Blutdämon" wieder ein schwacher Roman von Kim Harrison. Zwar ist die Grundidee des Roadtrips eine gute. Und die Autorin nutzt dies auch aus, um mit ihren Figuren zu spielen und ungewöhnliche Ideen einzuführen. Doch ab dem Augenblick, wo Ku'Sox auftaucht, rutscht das Buch in der Spannung ab. Der Gegenspieler wirkt farb- und spannungslos, was sich auf den Rest des Romans überträgt. Denn ab dem Augenblick seines Erstauftritts dominiert er die gesamte Handlung und verdrängt so interessante, wie die Queste von Trent, auf die Nebenschauplätze. Aber auch was Trent angeht enttäuscht das Buch. Denn trotz seiner Untaten lässt die Autorin ihn gut dastehen und die anderen Protagonisten seine Taten verzeihen. Was jene in einem denkbar schlechten Licht aussehen lässt.
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