Schab nix gemacht!: Geschichten aus der Hauptschule
Story:
Kai Lange ist Lehrer an einer Hauptschule. Und er hat einiges erlebt, über das er jetzt in seinem Buch berichtet.
Meinung:
Wenn es um Berichte einer Lehrkraft an einer Hauptschule geht, so konnte man bislang auf die Bücher von Frl. Krise und Frau Freitag zurückgreifen. Die beiden Kolleginnen konnten in vielen Bänden über die neusten Eskapaden ihrer Schüler berichten, wobei sich allerdings in den letzten Ausgaben eine Art Abnutzungseffekt zeigte. Die Stories waren zwar nett, doch der bekannte Funke wollte nicht mehr so überspringen. Dennoch liegt jetzt neues Material vor. Der Unterschied von "Schab nix gemacht!: Geschichten aus der Hauptschule" zu den anderen Bänden? Kai Lange ist ein Mann.
Der Autor wurde 1969 geboren und ist seit vielen Jahren an Hauptschulen im Ruhrgebiet tätig. Seine Kernfächer sind Deutsch und Erdkunde, doch auch in anderen Fächern unterrichtet er. Er lebt mit seiner Familie am Niederrhein.
Was ist der große Unterschied zwischen Kai Lange und seinen Kolleginnen? Gibt es überhaupt einen, abgesehen davon, dass er ein Mann ist? Lohnt es sich überhaupt, bei dem Buch zuzugreifen? Oder ist es am Ende doch nur dasselbe in Grün?
Es kommt darauf an, was man erwartet. Denn im Grunde genommen berichtet der Autor Lange nicht viel anderes als dass, was auch Frl. Krise und Frau Freitag niederschreiben. "Alltägliches", und das Wort ist bewusst in Anführungszeichen gesetzt, von der Hauptschule. Dinge, die einerseits erschreckend sind, aber auch andererseits einer gewissen Komik nicht entbehren können. Das sind Dinge, die man auch bei den anderen vorfindet.
Wenn man so will, setzt Herr Lange vielmehr darauf, nicht nur Dialoge wiederzugeben. Er bemüht sich, seine Erinnerungen in einen Kontext zu setzen. Er gibt eben nicht nur wieder, was er gehört hat, sondern auch, weshalb die Gespräche stattfanden.
Auch bemüht er sich, kein Vorwissen vorauszusetzen. Wenn er mal etwas innerhalb einer Geschichte nicht erklären kann, baut er Fußnoten ein, in denen er etwas ausführlicher erklärt. Dadurch gerät der Band erst gar nicht in Gefahr, Fragen offen zu lassen.
Und doch …! So amüsant die Geschichten auch sind, man kennt sie bereits schon. Kai Lange präsentiert in diesem Band unterm Strich auch nichts anderes als das, was bereits schon Frl. Krise und Frau Freitag berichteten. Ja, die Hauptschule ist am Aussterben. Und ja, die Schüler sind größtenteils bemitleidenswerte Chaoten. Nur, das weiß man alles schon. Es ist nichts neues, es ist bereits sattsam bekannt.
Deshalb ist "Schab nix gemacht" zwar ein nettes Buch. Und man kann auch durchaus "Reinschauen". Doch man sollte sich auch über das Manko klar sein.
Fazit:
"Schab nix gemacht!" ist das Debüt von Kai Lange. Er berichtet von seinen Erlebnissen aus der Hauptschule. Dabei fällt auf, dass der Autor mehr Wert auf Geschichten legt, anstatt auf Dialogen. Er versucht diese mit Geschichten zu unterfüttern, während er gleichzeitig auch dem Leser wichtige Fakten näher bringt. Doch unterm Strich präsentiert er nix neues, da man vieles, worüber er schreibt, schon kennt.
|