Kathryn Swinnbrooke 02: Die Heilerin von Canterbury sucht das Auge Gottes
Story:
England, um 1471. Kathryn Swinnbrooke hat mit tatkräftiger Unterstützung von Colum Murtagh den Giftmörder entlarvt. Da überträgt der König höchstpersönlich den Beiden die nächste schwierige Aufgabe: In den Wirren, die auf die letzte große Schlacht des Bürgerkriegs folgten, ist ein wertvolles Juwel verschwunden. Eine der letzten Spuren führt nach Canterbury. Kathryn und Colum sollen das Kleinod wiederbeschaffen. Aber der gewaltige materielle Wert des "Auge Gottes" ist nicht der einzige Grund, warum viele Menschen über Leichen gehen würden, um es in die Hände zu bekommen. Die Nachforschungen der Heilerin und ihres irischen Hausgastes werden dadurch nicht einfacher, dass die "Bluthunde von Ulster" Colum nach wie vor tödliche Rache geschworen haben. Und das Schicksal von Kathryns verschwundenem Ehemann ist ebenfalls noch ungeklärt.
Meinung:
Celia L. Grace, hinter der sich der bekannte Autor Paul C. Doherty verbirgt, setzt in diesem zweiten Band der Reihe das nahtlos fort, was sie im ersten begonnen hatte. Das "Auge Gottes", wie der Roman kurz benannt werden soll, ist ein solider historischer Krimi. Er wird dem Leser nicht, etwa aufgrund einer überaus spannenden Geschichte, noch lange im Gedächtnis bleiben, aber die Autorin liefert mehr als beachtliche Qualität ab. Der Roman ist merklich eine Folge aus einer Serie; man hat den Eindruck, das dieses Buch "nur" ein Ausschnitt aus einer längeren Abfolge, eben einer Serie, ist. Dieser Band ließe sich im Zweifelsfall auch unabhängig vom Vorgänger lesen, aber in aller Regel wird man das nicht tun: Wer sich für dieses Abenteuer von Kathryn Swinnbrook und Colum Murtagh interessiert, wird vermutlich ohnehin auch den Auftakt lesen wollen.
In diesem vorherigen Roman wurde bereits ein Gutteil an Aufbau von Szenerie und Personal erledigt, so dass Grace sich diesmal noch stärker auf die Geschichte konzentrieren kann. Das tut dem Roman gut. Ebenfalls positiv fällt auf, dass sich die Beziehung zwischen Kathryn und Colum nach wie vor nur langsam entwickelt. Die beiden kommen auch in diesem Band nicht, wie bei so manchem anderen Autor, plötzlich drauf, dass sie sich schon immer unsterblich geliebt haben. Aber die mehr oder weniger offen Hinweise, dass das etwas sein könnte, was über eine reine Arbeitsbeziehung hinausgeht, werden häufiger.
Etwas arg konstruiert wirken die Zufälle, die das "Auge Gottes" gerade nach Canterbury und damit in den "Zuständigkeitsbereich" der Beiden geraten lassen. Vielen deutschen Lesern wird außerdem negativ auffallen, dass der Verlag fast krampfhaft einen einheitlichen Serientitel konstruieren musste. Der ständige Bezug auf "Die Heilerin von Canterbury", die sich in den weiteren Folgen nach dem Muster "Die Heilerin von Canterbury und..." oder ähnlich fortsetzen wird, stammt jedenfalls nicht aus dem englischen Original. Die deutschen Titel werden dadurch leider ziemlich unhandlich.
Der Kriminalfall ist ordentlich konstruiert, kann aber wie das ganze Buch keine Bäume ausreißen. Gerade erfahrene Krimileser werden sich viele Details schnell denken können, aber wie alles zusammenhängt und wer am Ende dahintersteckt dürfte für die Meisten eine Überraschung sein. Für Spannung sorgt interessanterweise weniger der "eigentliche" Fall, sondern vor allem die Bluthunde von Ulster, die Colum für seinen damaligen "Verrat" büßen lassen wollen. Die Geschichte um das Auge Gottes ist mehr zum Knobeln, wie der Täter es angestellt haben könnte, als zum Fürchten. Trotzdem ist das Buch sicher keine Lektüre für zu junge Leser. Das hängt auch mit der Tatsache zusammen, dass Grace ihre Geschichte in einem brutalen Zeitalter spielen lässt. Entsprechend ist auch im Buch ein Menschenleben nicht sonderlich viel wert.
Die geschichtliche Einbindung ist, wie eigentlich immer bei Grace beziehungsweise Doherty, tadellos. Ob es das Geheimnis hinter dem Auge Gottes tatsächlich gegeben hat, sei einmal dahingestellt, die machttaktischen Veränderungen, die am Ende des Buches ausgelöst werden, hat es tatsächlich gegeben. Und auch die Rosenkriege, der Bürgerkrieg zwischen den Häusern York und Lancaster, ist historisch, inklusive vieler im Buch eingearbeiteten Details.
Insgesamt ist auch der zweite Band um die Heilerin von Canterbury ein guter historischer Krimi, der aber gerade für Fans des Genres nicht sonderlich aus der Folge anderen guten Lesestoffs hinausragen wird.
Fazit:
Ein ordentlicher historischer Roman, der aber nicht aus der Menge anderer guter Romane des Genres herausragt.
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