James Bond 10: Der Spion, der mich liebte
Story:
Vivienne Michel hat eine komplizierte Vergangenheit, vor der sie quasi wegläuft. Als sie in einem abgelegenen Motel absteigt, gerät sie in die Hände zweiter Killer. Und ihre einzige Hoffnung ist ein gewisser James Bond!
Meinung:
Mit "Der Spion, der mich liebte" unterbricht Ian Fleming die gewohnte "007"-Formel. Denn sein Protagonist taucht erst im letzten Drittel des Romans auf. Zuvor lernt man eine gewisse Vivienne Michel kennen.
Jene ist Kanadierin mit einer bewegten Vergangenheit. Sie hat mehrere unglückliche Liebschaften hinter sich, und ist deshalb jetzt in Amerika unterwegs. Sie versucht Distanz zwischen sich und ihrem bisherigen Leben zu bringen und sich darüber klar zu werden, wohin sie will.
Dann erhält sie den Auftrag, eine Nacht auf ein Hotel aufzupassen, bis am nächsten Tag der Besitzer kommt um es über den kommen Winter abzuschließen. Doch die Nacht wird durch die Ankunft zweier Killer unterbrochen. Sie sollen das Hotel für den Besitzer abbrennen, damit jener die Versicherungssumme kassieren kann. Und Vivienne ist ihnen dabei ein unliebsamer Zeuge. Doch ehe sie ihr etwas Schlimmes antun können, taucht ein charismatischer Engländer auf. Ein gewisser James Bond!
Stagnation ist schlecht. Das beweisen diverse Krimiserien, die inzwischen nur noch einem festen Schema folgen, ohne es zu variieren. Und so heißt es schon bald: Kennt man einen Teil, kennt man alle. Insofern ist es nur richtig, dass Ian Fleming sich damals entschloss, den typischen James Bond-Standard aufzubrechen.
Das Ergebnis ist "Der Spion, der mich liebte". Ein ungewöhnliches Buch, weil Bond selbst in diesem Roman eher eine Nebenfigur ist, die erst im letzten Drittel auftaucht. Auch ist der Band mit 217 Seiten ungewöhnlich dünn.
Und leider muss man sagen, funktioniert das Experiment überhaupt nicht. Im Gegenteil: Es ist eines der schlechtesten Bond-Romane überhaupt. Woran liegt das?
Hauptsächlich daran, dass ausgerechnet dieses Buch furchtbar schlecht gealtert ist. Vivienne Michel atmet zu deutlich den Zeitgeist der frühen 60er Jahre. Ian Fleming charakterisiert sie als eine von ihrer Vergangenheit getriebenen Frau, die wiederholt Anfälle von Unvernünftigkeit kriegt. So schaltet sie während eines Gewitters einen Lichtschalter an und wird von einem Stromschlag getroffen. Sie sieht den Fehler danach auch ein, doch eben erst danach. Zuvor ist sie voller Panik und begeht eben diesen Lapsus.
Und auch danach ist sie eine passive Person, die dem männlichen Geschlecht die Initiative überlässt. Dadurch wird James Bond natürlich umso mehr zu einem strahlenden Held, was aber, ironischerweise, dieses Mal nicht funktioniert. Zu forciert wirkt diese bestimmte Charakterisierung des Geheimagenten. Seine Nonchalance, seine Coolheit mit der er gegen die Killer vorgeht, überzeugen dieses Mal überhaupt nicht. Es wirkt zu aufgesetzt.
Es ist schade, dass die "James Bond"-Reihe so einen Aussetzer hat. Deshalb kann man nur hoffen, dass der nächste Roman besser sein wird. "Der Spion, der mich liebte" ist jedenfalls "Nur Für Fans" empfehlenswert.
Fazit:
Mit "Der Spion, der mich liebte" durchbricht Ian Fleming die bislang gewohnte Schreibweise seiner Romane. Anstatt James Bond steht dieses Mal Vivienne Michel im Vordergrund. Und trotz der interessanten Grundidee, enttäuscht das Buch. Denn die Geschichte ist schlecht gealtert. Vivienee geht einem schnell auf Nerven, weil sie so uneigenständig ist. Und die Coolheit eines James Bonds, die die Figur normalerweise auszeichnet, reicht dieses Mal nicht aus, um den Band zu retten. Im Gegenteil: Auch sie nervt.
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