Sauriergeschichten
Story:
Ray Bradbury hat über viele Themen geschrieben, aber eines hat ihn seit frühester Jugend nicht mehr losgelassen: Dinosaurier. Dieser kleine Band sammelt sechs Geschichten des berühmten Autoren über die nicht minder berühmten Urzeitmonster.
Meinung:
Diese Faszination mit den vorzeitlichen Echsen teilt wohl jeder kleine Junge. Es sei verraten, dass dieser Rezensent über lange Jahre den festen Plan hatte, Paläontologie zu studieren, woraus dann aber doch nichts wurde. Ray Bradbury gehört aber zu den Ausnahmen, bei denen die Dinos auch das Leben als Erwachsene gehörig beeinflusst haben. Die in diesem Band versammelten Geschichten sind das beste Zeugnis dafür, und ein überaus lesenwertes dazu.
Denn dass Bradbury schreiben konnte, muss der Autor von "Fahrenheit 451", den Mars-Chroniken oder dem "Illustrierten Mann" wohl niemandem mehr beweisen. Und so sind die Geschichten in diesem Band echte Schmöker. Da ist der zwölfjährige Ben, der wenn er mal groß ist gerne ein Tyrannosaurus rex werden möchte - und diesem Ziel erstaunlich nahe kommt. Da ist die Gruppe von Safarijägern, die mittels einer Zeitmaschine einen Dinosaurier schießen will, und dabei unabsichtlich die Weltgeschichte verändert. Diese Geschichte, einer der ersten mit ökologischem Thema, basiert auf der Idee, die später als "Schmetterlingseffekt" bekannt werden sollte, und tatsächlich ist schon hier der Tod eines Schmetterlings das alles auslösende Ereignis. In "Sieh' die drollig-drallen Saurier!" lässt Bradbury das urzeitliche Personal an der englischen Küste Tänze aufführen, dass man sich an Kiplings Schlaflied der Robben erinnert fühlt. In "Das Nebelhorn" verliebt sich eine riesige Echse in eben dieses Nebelhorn, und so weiter.
Bradburys Texte werden begleitet von schönen Illustrationen namhafter Zeichner. Moebius sollte den meisten ein Begriff sein, aber auch die Bilder von David Wiesner, William Stout, Overton Loyd, Steranko und Grahan Wilson brauchen sich nicht zu verstecken und ergänzen sich kongenial mit den Geschichten.
Wieso bekommt dieses Buch dann nicht die bestmögliche Bewertung? Vor allem, weil die Aufmachung dem Inhalt nicht gerecht wird. Diese Texte und diese Zeichnungen hätten ein überformatiges Hardcover, vielleicht mit einem schönen Schutzumschlag verdient. Sicher, dann hätte der Ladenpreis des Buches vermutlich das mehrfache betragen müssen, aber der Inhalt hätte es verdient gehabt. Und die Chance, dass eine solche Ausgabe genügend Leser und Käufer finden würde, stünden nach Ansicht dieses Rezensenten gar nicht so schlecht.
So aber bekommt der Leser ein dünnes Taschenbuch, in dem erhebliche Teile der Illustrationen im Falz verschwinden, da man es nicht weit genug aufschlagen kann, ohne es zu beschädigen. Dazu kommen die eine oder andere Schludrigkeit, wenn die Urzeit-Safari beispielsweise einmal aus dem Jahr 2055 in die Steinzeit aufbricht, einige Seiten weiter aus dem Jahr 2050.
Insgesamt werden Bradburys Geschichten und die schönen, begleitenden Illustrationen deutlich unter Wert präsentiert. Wer damit leben kann, beispielsweise um die Texte seinen Kindern vorzulesen, hat die Chance, ein schönes Stück Literatur billig zu bekommen. Um gemeinsam mit den Kindern in dem Buch zu schmökern, eignet es sich eher nicht.
Fazit:
Dieser Band sammelt Geschichten von Ray Bradbury rund um das Thema Dinosaurier und kombiniert sie mit kongenialen Illustrationen. Der Inhalt ist über fast jeden Zweifel erhaben. Da ist es um so mehr schade, dass die Aufmachung und Ausstattung nicht mithalten kann.
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