Solo: Ein James-Bond-Roman
Story:
Der neuste Auftrag von James Bond führt ihn nach Afrika. Dort soll er in einem kleinen afrikanischen Land das unmögliche möglich machen. Er soll einen Bürgerkrieg stoppen. Doch bald muss er feststellen, dass diese Mission komplexer sein könnte, als ursprünglich gedacht.
Meinung:
Während der Cross Cult-Verlag weiterhin die klassischen James Bond-Romane verlegt, gibt es bei den aktuellen Abenteuern des britischen Topagenten diverse Wechsel. Zum einen wird "Solo" jetzt vom Berlin-Verlag herausgebracht, die Geschichte wird von William Boyd geschrieben, und die Handlung findet in der Vergangenheit statt. Dies geschieht mit dem offiziellen Segen der Ian Fleming-Gesellschaft.
Der Brite wurde 1952 in Accra, Ghana geboren. Seine Kindheit verbrachte er in diesem Land und in Nigeria. Er ging in der schottischen Privatschule Gordonstoun zur Schule, ehe er dann an der Universität von Nizza, der Universität von Glasgow und im Jesus College, Oxford studierte. Sein erster Roman erschien 1981 mit dem Namen "Unser Mann in Afrika". Des Weiteren ist er Drehbuchautor und Regisseur, der bereits mit dem Bonddarstellern Pierce Brosnan, Daniel Craig und Sean Connery zusammenarbeitete. 2005 wurde er zum Commander of the British Empire ernannt.
Im Jahr 1969 feiert James Bond seinen 45. Geburtstag. Alleine! Während er trüben Gedanken nachhängt, erhält er von M einen neuen Auftrag. Er soll in das afrikanische Land Zanzarim reisen, das sich mitten in einem blutigen Bürgerkrieg befindet. Seine Mission ist es, diesen zu beenden. Wie, bleibt ihm überlassen.
Doch die Mission verläuft alles andere als geplant. Zwar lernt er die wunderschöne Efua Blessing Ogilvy-Grant kennen, die seine Kontaktperson ist. Doch bei einem Scharmützel zwischen den verfeindeten Parteien verliert er sie aus den Augen und muss alleine durch den afrikanischen Busch irren. Irgendwie schafft er es dennoch zu seinem Ziel, doch heißt dies noch lange nicht, dass er seine Mission einfach abschließen kann. Stattdessen entdeckt er, dass anscheinend ausländische Mächte ihre Hand im Spiel haben. Und da stellt sich ihm die Frage, wem er vertrauen kann, und wem nicht.
Nachdem Jeffrey Deaver mit Carte Blanche einen Bond der Modernen Zeit schrieb, kehrt William Boyd mit "Solo" zu den Wurzeln der Reihe zurück. Er hält sich auch an die ungefähre Chronologie der Flemingschen Bond-bücher und lässt den Helden gleich zu Beginn seinen 45. Geburtstag feiern. Und im Laufe der Handlung zeigt sich, das diese Entscheidung des Autoren die richtige war.
Tatsächlich lebt das Buch von der Atmosphäre, die an die klassischen Bond-Geschichten erinnern. Hier gibt es keine Handys oder sonstigen hochtechnischen Spielereien. Das höchste der Gefühle sind gefährliche Substanzen, mit denen der Agent einen Gegner ausknocken oder gar töten kann.
Womit auch leider schon das einzige positive über den Roman gesagt wurde. Denn man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, das William Boyd wirklich mit dem Herz bei der Arbeit war. Das Buch liest sich langweilig und vieles wirkt schlichtweg zu konstruiert, um zu überzeugen.
Da wäre der Anfang. Hier baut der Autor einen Kontrast ein, der einfach nicht funktioniert. Zum einen denkt James Bond über seine erste Begegnung mit dem Tod im zweiten Weltkrieg nach, zum anderen schleicht er einer schönen Frau nach, die ihn fasziniert. In dem einen Moment wird der Topagent von seiner Libido gelenkt, und im nächsten entsinnt er sich detailliert, wie er damals im zweiten Weltkrieg beinahe von Deutschen umgebracht wurde. Mal ist verliebt, und im nächsten Augenblick wieder melancholisch.
Auch sind die ersten 100 Seiten langweilig! Zwar nimmt die Geschichte danach an Fahrt auf. Doch will es ihr nie wirklich gelingen, den Leser in ihren Bann zu ziehen.
Das liegt unter anderem daran, dass William Boyd zu viel will. Er will zum einen über die Hungersnot in Afrika schreiben, zum anderen über den Bürgerkrieg und dann auch noch über mysteriöse Finanziers, die aus allem ihren Nutzen ziehen. Das Ergebnis ist ein Roman, der vieles anreißt, aber nichts wirklich ausführlich ausarbeitet.
Noch schlimmer ist, dass James Bond selbst merkwürdig hölzern agiert. Seine Liebe zum Genuß, egal ob es Alkohol oder Frauen sind, wirkt in "Solo" merkwürdig betont. Wenn er in Gedanken eine Frau auszieht, soll man sich vermutlich an Ian Fleming erinnert fühlen. Nur, dass jener es wesentlich besser verstand, solche Anzüglichkeiten so zu schreiben, dass man sie gerne liest, weil sie eben zu seinem Protagonisten gehören. In dem vorliegenden Roman wirkt es eher wie ein Versatzstück, was nicht richtig passt.
Es bleibt nur zu hoffen, dass wenn William Boyd eine Fortsetzung schreibt, und darauf deutet das Ende hin, er es besser macht! Ansonsten bleibt einem nur der Griff zu den Klassikern, denn dieses Buch ist "Nur Für Fans" etwas.
Fazit:
"Solo" ist eine Rückkehr von James Bond zu seinen Wurzeln. William Boyd schreibt über einen 007, der erneut einen schwierigen Auftrag erhält. Und von der Atmosphäre her braucht sich das Buch nicht vor den Klassikern zu verstecken. Allerdings vermag der Rest des Romans nicht zu überzeugen. Der Anfang wirkt vom Kontrast zwischen Tod und Lieb merkwürdig, die ersten 100 Seiten sind langweilig und zäh und Bond selbst agiert irritierend hölzern. Hinzu kommt auch noch, das der Autor zu viel will und daher diverse Dinge nur anreißt, sie aber nicht ausarbeitet.
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