Bitterzart
Story:
Es ist das Jahr 2083. Nach einem verheerenden Krieg sind Wasser und Papier knapp. Kaffee und Schokolade sind illegal. Dennoch findet sich immer noch eine Möglichkeit, an diese Dinge zu kommen. Anya hat es da besonders leicht, da sie die Tochter eines Mafiabosses ist, der diese Sachen herstellt. Sie ist in Win verliebt. Doch der ist der Sohn des Oberstaatsanwalts, und damit praktisch ihr Widersacher. Ob aus ihrer Liebe etwas werden kann?
Meinung:
Die Prohibition, das Alkoholverbot in den USA in den Jahren 1919 bis 1933, ist eine goldene Ära für die Mafia gewesen. Unzählige Gangster-Legenden, wie Al Capone oder Lucky Laciona, lebten und entstanden in jenen Jahren. Die Autorin Gabrielle Zevin hat für ihren Roman "Bitterzart" das Konzept für ihr neuestes Werk genommen und übertragen. Nur, dass dieses Mal anstatt Alkohol Schokolade und Kaffee betroffen sind.
Die Autorin wurde 1977 in New York geboren, wo sie auch heute noch lebt. Sie schloss im Jahr 2000 ein Studium in Harvard mit einem Abschluss in Englischer und Amerikanischer Literatur ab. Ihre erste Anstellung als Schreiber war bei einer lokalen Zeitung, als Kritikerin für Teenager Musik. 2005 erschien ihr erster Roman "Elsewhere", der hierzulande unter dem Namen "Anderswo" im Bloomsbury-Verlag herauskam. Neben ihrer Arbeit als Schriftstellerin arbeitet sie auch als Drehbuchautorin. So hat sie das Skript zum Film "Conversations with other women" geschrieben. "Bitterzart" ist der Auftakt zu einer bislang dreiteiligen Romanreihe. Band 2 wird im Oktober unter dem Namen "Edelherb" erscheinen.
New York im Jahr 2083. Nach einem Krieg ist die Stadt am Boden. Die Zeiten haben sich geändert, und Wasser und Papier sind knapp. Auch sind Schokolade und Kaffee verboten. Doch wie es in solchen Zeiten üblich ist, gibt es Elemente, die das Verbotene illegal herstellen. So auch die Familie Balanchine, ein Mafia-Klan, der ein gleichnamiges Kartell leitet. Doch der Klan ist angeschlagen, denn der Anführer ist tot, erschossen.
Und so ist die Mafia vorerst führerlos, denn von den drei Kindern des Bosses kommt kein einziges für die Führung in Frage. Der Älteste Leo ist nach der Ermordung der Mutter und einem daraus resultierenden Unfall geistig behindert. Die jüngste Natty ist noch zu jung. Bleibt also nur Anya, die sich um ihre Geschwister und ihre Großmutter, die im Sterben liegt, kümmert. Doch sie noch ein Teenager und kommt daher für die Führung noch nicht in Frage. Dann lernt sie eines Tages den Jungen Win kennen und lieben. Doch es gibt ein Problem: Sein Vater ist der neue Oberstaatsanwalt. Und jener will die Mafia ausrotten, wozu ihm jedes Mittel recht ist.
Es scheint so, als ob das Genre der dystopischen Kinder- und Jugendromane an Beliebtheit nicht verliert. Jedes Jahr erscheinen in den Verlagen diverse Bücher in dieser literarischen Kategorie. Und da fällt es natürlich den Autoren schwer, sich etwas Neues einfallen zu lassen, um sich von der Konkurrenz abzugrenzen.
Frau Zevin leistet in dieser Hinsicht ganze Arbeit. Sie orientiert sich an der Vergangenheit und transportiert sie sozusagen in die Zukunft. Man lernt eine Zeit kennen, in Kaffee und Schokolade illegal sind. Wieso? Freimütig gesteht sie durch ihr Alter Ego Anya, dass es dafür keinen Grund gibt. Und dadurch, dass sie geschickt darstellt, wie korrupt und verrückt diese neue Welt ist, nimmt man es ihr ab.
Doch abgesehen von dem Konzept hat man eher selten das Gefühl, wirklich in einer dystopischen Zukunft zu sein. Stellenweise hat man sogar den Eindruck, die Handlung könnte genauso gut in der Gegenwart stattfinden. Das liegt daran, dass die sonst so typischen Genre-Elemente, wie ein totalitäres Regierungssystem, entweder nicht vorhanden sind, oder, wie die Beschreibung einer kaputten und heruntergekommenen Stadt, nicht überzeugen, weil sie wie aufgesetzt wirken.
Ebenso wenig schaffen es die Protagonisten den Leser in ihren Bann zu ziehen. Anya und Win sind zwar nett. Doch ihnen fehlt das gewisse Etwas, mit dem sie es schaffen längerfristig interessant zu bleiben. Sie wirken zu normal mit ihren Sorgen und Nöten.
Und so kommt man leider zum Schluss, dass man aus der Geschichte mehr hätte machen können. Deshalb ist der Roman auch "Nur Für Fans" empfehlenswert.
Fazit:
"Bitterzart" ist der Auftakt einer dystopischen Romanreihe von Gabrielle Zevin. Die Autorin schafft es, eine im Grunde interessante Welt zu erschaffen. Dass Schokolade und Kaffee verboten sind, kann man sich nicht vorstellen. Und doch ist es so. Der Rest kann hingegen weniger überzeugen. Die sonst so typischen Genre-Elemente sind entweder nicht vorhanden oder wirken wie aufgesetzt. Auch fehlt den Protagonisten das gewisse Etwas. Sind nur nett, und wirken mit ihren Sorgen und Nöten zu normal, für einen Roman dieser literarischen Kategorie.
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