Nashville oder Das Wolfsspiel
Story:
Für Svenja beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Sie studiert in Tübingen und wohnt zum ersten Mal alleine. Doch ihr Leben ändert sich, als sie den Elfjährigen Nashville findet, der sich in ihrer Wohnung versteckt. Sie schließt ihn sofort in ihr Herz ein. Doch dann geschehen merkwürdige Morde, mit denen das Kind im Zusammenhang zu stehen scheint.
Meinung:
Man stelle sich das mal vor. Man bezieht eine neue Wohnung, natürlich möbliert, und freut sich daran. Bis zu dem Moment, in dem man herausfindet, dass man nicht alleine in ihr ist, sondern sie ungeahnt mit einer zweiten Person bewohnt. Das passiert Svenja in Antonia Michaelis "Nashville oder das Wolfsspiel". Die Autorin selbst ist unter anderem für "Solange die Nachtigall singt" bekannt.
Für Svenja beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Sie ist 18 Jahre alt und studiert Medizin. Ihr erstes Semester hat sie noch zu Hause bei ihren Eltern in Leipzig gewohnt. Das zweite und den Rest des Studiums will sie in Tübingen verbringen, wo sie in eine eigene, kleine möblierte Wohnung zieht. Alles scheint gut, bis sie auf ein Mal einen kleinen, verwahrlosten Jungen entdeckt.
Sie schließt Nashville, so tauft sie den Elfjährigen später, schnell ins Herz. Nur kurz denkt sie daran, ihn bei der Polizei abzugeben. Stattdessen kümmert sie sich um ihn. Doch etwas stimmt mit ihm nicht. Wiederholt verschwindet er und taucht ebenso urplötzlich wieder auf. Er hat Panikattacken, die merkwürdig sind. Und dann werden in der Stadt Menschen ermordet. Es sind hauptsächlich Obdachlose, und schnell wird Svenja klar, dass zwischen den Morden und Nashville ein Zusammenhang besteht.
Wer bei "Nashville oder das Wolfsspiel" einen neuen Märchenroman von Antonia Michaelis erwartet, der wird beim Lesen enttäuscht sein. Denn das Buch entpuppt sich schnell als ein waschechter Thriller, der gleichzeitig auch für Jugendliche geeignet ist.
Wer die vorherigen Werke der Autorin kennt, wird sich sicherlich fragen, ob dieser Genre-Wechsel überhaupt funktioniert. Schließlich war Frau Michaelis vor allem für ihre Märchen und ihr lebendige Sprache bekannt. Doch auf letzteres muss man auch in diesem Buch nicht verzichten. Wie eh und je stößt man auf die verschiedensten Sprachbilder. Da rieseln Nudeln ins Wasser wie kleine gelbe Tiere und das Tropfen des Regens von Bäumen wird beschrieben. Auf diese Weise erschafft die Schriftstellerin eine bunte und dichte Atmosphäre, in der die dunklen Elemente ihrer Geschichte umso deutlicher hervorstechen.
Doch leider muss man sagen, dass der Rest des Romans nicht funktioniert. Frau Michaelis verlangt von ihrem Leser zu viel Gutgläubigkeit. Das fängt schon damit an, das Svenja den verwahrlosten Nashville nicht bei der Polizei oder einem Amt meldet, sondern ihn einfach behält und sich um ihn kümmert. Das wird umso unglaubwürdiger, wenn dann auch noch das Umfeld daran keinen Anstoß nimmt. Hier wird auch das irreale übertrieben dargestellt.
Darunter leidet auch erheblich die Spannung. Sie kommt erst gar nicht richtig auf, weil man sich beim Lesen ständig über die Entscheidungen der Protagonisten ärgert. Ständig fragt man sich, wieso überhaupt diese Handlungsträger so unlogisch agieren müssen?
Auch nervt es, dass jede Person in diesem Roman Probleme hat. Es scheint keine einzige Figur zu geben, die normal wirkt. Das verstärkt zwar den Irrealen Eindruck der Handlung. Doch etwas Normalität hätte dem Plot gut getan, um das Übertriebene richtig wirken zu lassen.
Am Ende hat sich Frau Michaelis mit ihrem Thriller keinen Gefallen getan. Er wird deshalb auch "Nur Für Fans" empfohlen.
Fazit:
Mit "Nashville oder Das Wolfsspiel" schreibt Antonia Michaelis einen Thriller, der auch für Jugendliche geeignet ist. Ihre typische, bunte und lebhafte Sprache sorgt auch dieses Mal dafür, dass man sich als Leser sofort in die Handlung hineingezogen wird. Ansonsten funktioniert leider in diesem Buch überhaupt nichts. Zum einen verlangt die Autorin vom Leser zu viel Gutgläubigkeit. Zum anderen agieren die Protagonisten unlogisch. Und es fehlt das Normale in der Geschichte.
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