Die Säulen der Macht
Story:
Einst war Prinz Tahan ein verwöhntes Kind, das nur seinen eigenen Nutzen im Kopf hatte. Bis er von einem Mönch verflucht wurde. Nun ist er ein Held wider Willen, der gegen eine furchterregende Macht kämpfen muss.
Meinung:
Normalerweise sind Helden immer die Guten. Sie erledigen ihre Arbeit für die Sache. Selten sind sie eher Antihelden, die eher wiederwillig gegen das Böse kämpfen und ansonsten eher ihr eigenes Interesse im Sinn haben. Wie es auch Maja Winters "Die Säulen der Macht" der Fall ist.
Es handelt sich bei der Autorin um ein Pseudonym der Schriftstellerin Lena Klassen. Sie wurde 1971 in Russland geboren und wuchs in Deutschland auf. Sie studierte Literaturwissenschaften, Anglistik und Philosophie und promovierte an der Universität Bielefeld. Heute ist sie glücklich verheiratet und lebt mit Mann und zwei Kindern in einem Haus im ländlichen Westfalen.
Tahan ist ein Prinz im vereinigten Königreich. Er ist jedoch ein ziemlicher Egoist, der nur an Drogen und Frauen Interesse hat. Dummerweise ist er auch der einzige, der in der Lage ist, den Baum, eine der vier vergessenen Säulen der Macht des Königreiches, wiederzubeleben. Die Mönche des Baums haben jedoch etwas dagegen und verfluchen den Königssohn. Etwas, was sein Cousin Desnaree ausnutzt, und ihn so vom Hof verstößt, so dass er als Söldner und unfreiwilliger Held sein tägliches Brot verdienen muss.
Das Königreich wird von einer geheimnisvollen, gläsernen Armee angegriffen. Und nur Tahan kann sich gegen sie zur Wehr setzen. Gemeinsam mit dem jungen Adeligen Noan und dem Bauernmädchen Jalimey muss er nicht nur einen Weg finden, diese aufzuhalten, sondern auch, den Baum wiederzubeleben und seinen Fluch zu lösen.
Wenn man glorreiche Heroen gewöhnt ist, oder Protagonisten, die einen guten Kern haben, wird man sich an Maja Winters Tahan schwer gewöhnen können. Denn jener ist nun wahrlich kein Held, wie er im Buche steht. Er ist ein Egoist, etwas, was sich im Laufe der Handlung auch nicht ändert. Und das ist eine gelungene Idee der Autorin.
So vermeidet sie geschickt, dass ihr neustes Werk sich irgendwann nur durchschnittlich liest. Tatsächlich ist das Lesevergnügen jedoch eben auf Grund dieser Charakterisierung größtenteils hervorragend. Immer wieder gibt es kleinere Episoden, in denen sie unterstreicht, was für ein Egoist die Figur ist. Wiederholt lügt er, unter anderem gegenüber Noan, wenn es beispielsweise um Jalimey geht.
Die kann es an Durchtriebenheit durchaus mit dem Prinzen aufnehmen. So lügt sie beispielsweise Tahan an, was die Gefangennahme von ihr und Noan angeht. Doch anders als bei dem Prinzen liegt die Ursache dafür nicht in ihrer Persönlichkeit begründet, sondern in ihrem Bedürfnis, ihre Familie in Sicherheit zu wissen. Eine Motivation, die man nachvollziehen kann.
Wenn man den Klappentext des Buches ignoriert, wird man außerdem lange Zeit im Unklaren gelassen, wer denn jetzt hinter der Glasarmee steckt. Es gibt zwar immer wieder Hinweise, doch die Enthüllung geschieht erst am Ende des Romans. Bis dahin wird man erstklassig und spannend unterhalten.
Allerdings wirkt die Figur des Adeligen Noan in dieser Welt von Lug und Trug fehl am Platze. Er ist geradezu herzergreifend naiv, und auch wenn er sich zu wehren weiß, passt er einfach nicht in das Buch hinein. Seine Gutgläubigkeit wird ein ums andere Mal ausgenutzt, und er lernt einfach nicht dazu.
Schade. Ohne die Figur hätte das Buch wirklich etwas werden können. So ist es immerhin noch zum "Reinschauen" zu empfehlen.
Fazit:
Maja Winters "Die Säulen der Macht" liest sich ungewöhnlich. Die Hauptfigur Tahan ist jetzt wahrlich kein strahlender Held. Aber das macht den Roman auch so außergewöhnlich. Das, und die Tatsache, dass fast jeder Charakter in der Geschichte etwas zu verbergen hat. Und bis zum Finale hat man es mit einem spannenden Buch zu tun. Nur die Figur von Noan passt nicht in die Welt von Tahan. Er wirkt zu naiv und daher wie ein Fremdkörper.
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