Die Wanderheiler. Maya und die Kunst der Weltenwanderer
Story:
Maya ist dreizehn Jahre alt, als sie unglaubliches entdeckt. Sie entstammt einer Familie von Heilern, die durch die Zeit reisen können. Und gemeinsam mit ihrer Oma Ursel begibt sie sich auf ein gefährliches Abenteuer.
Meinung:
Das Mittelalter fasziniert. Es gibt unzählige Romane, die sich mit jener angeblich so dunklen Zeit beschäftigen, als der Glaube stark war und die Gesellschaft in klare Schichten unterteilt war. Auch Markus Tiedemann hat jenes Zeitalter als Gegenstand für seinen Jugendroman "Die Wanderheiler: Maya und die Kunst der Weltenwanderer" genommen.
Der Autor wurde 1970 geboren. Er studierte Philosophie, Psychologie, Geschichte und Erziehungswissenschaft. Nach dem Ende seines Studiums arbeitete er für zwölf Jahre als Lehrer und Fachseminarleiter. Danach hatte Professuren an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz als auch an der Freien Universität Berlin. Die Illustrationen zu seinem Buch stammen von seiner Tochter Lina.
Endlich Sommerferien! Für Maya ist dies die schönste Zeit des Jahres, kann sie diese doch bei ihrer Oma Ursel verbringen. So auch dieses Mal. Während ihre Mutter im ewigen Eis forscht, freut sich ihre Tochter auf die Zeit bei ihrer Großmutter und ihrer besten Freundin.
Mayas Oma ist in dem Ort, in dem sie wohnt, als Heilerin bekannt. Sie kümmert sich um alle, die der modernen Medizin nicht ganz trauen und arbeitet dabei Hand in Hand mit dem örtlichen Doktor. Doch nicht alle vertrauen auf ihre Kenntnisse. So leidet Mayas Freundin Annika an einer schrecklichen Neurodermitis, die einfach nicht heilen will, doch ihre Eltern verweigern ihr die Hilfe der alten Dame.
Eines Tages findet Maya heraus, dass sie und ihre Oma ein Geheimnis teilen. Sie beide sind sogenannter Wanderheiler, die in die Vergangenheit reisen können, und dort Untaten wieder gut machen können. Und schon ihr erstes Abenteuer führt sie in die Zeit der Hexenverfolgung, wo sie durch ihre braune Hautfarbe auffällt.
Mit fast 200 Seiten ist "Die Wandheiler" kein besonders umfangreiches Werk. Dementsprechend schnell ist es auch zu lesen. Doch schafft es der Autor Markus Tiedemann problemlos, innerhalb dieses geringen Umfanges seine wichtigsten Figuren zu charakterisieren und den Leser in die Welt von Maya einzuführen.
Dies schafft er, in dem er sich die notwendige Zeit nimmt. Ehe Maya in die Vergangenheit reist, ist der Roman schon zur Hälfte vorbei. Zuvor erlebt man, wie dieses Mädchen, welches einem ans Herz wächst, mit ihrer Umwelt interagiert. Man lernt den Doktor kennen, der heimlich in Mayas Oma verliebt ist, Annika sowie Annikas Eltern, unter anderem. Fast jede Figur wird von dem Autor mit wenigen Sätzen glaubwürdig charakterisiert.
Dies passiert auch im Mittelalter. Fast alle Protagonisten jener Epoche werden abwechslungsreich dargestellt. Vor allem ein gewisser junger Mönch schafft es schnell, die Sympathie des Lesers zu gewinnen.
Was die Handlung angeht, so merkt man dem Roman an einigen Stellen an, dass es sich hierbei nur um den ersten Teil einer Romanreihe handelt. Viele interessante Dinge werden nur kurz angerissen und dann für zukünftige Bücher sozusagen liegen gelassen. Das funktioniert leider nicht immer, wie man am Annikas Vater feststellen kann.
Sein Interesse an einem bestimmten Objekt von Mayas Oma wird nach einer kleinen Eskalation schnell wieder fallen gelassen. Zu schnell. Man hat hier eindeutig das Gefühl, dass Herr Tiedemann sich diesem Plot wohl in Zukunft nochmal widmen wird. Doch in der vorliegenden Ausgabe frustriert dieses Leseerlebnis, weil man das Gefühl hat, das mehr drinnen gewesen wäre.
Annikas Vater ist auch eine der wenigen Personen, deren Charakterisierung zu wünschen übrig lässt. Er nimmt die klare Position eines Antagonisten ein, und wird, wie auch eine andere Figur mit ähnlicher Handlungsfunktion, erschreckend wenig charakterisiert. Er dient einzig und allein dazu, den Haupthandlungsträgern Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Und das ist zu wenig, um mit den anderen Figuren mithalten zu können.
Markus Tiedemanns zweiter Jugendroman ist kein Überflieger. Aber er weckt Interesse auf mehr. Und so wird man sich auch den zweiten Teil wahrscheinlich holen. Der erste erhält die Bewertung "Reinschauen".
Fazit:
Markus Tiedemanns "Die Wandheiler: Maya und die Kunst der Weltenwanderer" spielt zwar auch im Mittelalter. Doch hauptsächlich findet die Handlung in der Jetztzeit statt. Der Autor schafft es dabei trotz der geringen Seitenzahl nahezu alle Figuren glaubwürdig zu charakterisieren. Alle Protagonisten entwickeln ihren eigenen Charme, dem man sich, egal in welcher Epoche man sich befindet, nicht entziehen kann. Jedoch merkt man dem Buch die Intention an, eine mehrteilige Romanreihe zu schreiben. Einige interessante Plots werden zu schnell fallen gelassen und man spürt, dass der Schriftsteller diese Handlungsfäden für zukünftige Ausgaben sich aufbewahrt. Und die Antagonisten werden leider nicht so gut dargestellt, wie Protagonisten.
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