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Eisenkinder: Die stille Wute der Wendegeneration

Story:

Die Morde der NSU haben das Land erschüttert. Interessant ist nicht nur das schlampige Vorgehen der Behörden, sondern auch die Tatsache, dass Uwe Mundlos, ein Mitglied der Terrororganisation, in der DDR geboren wurde. Eine Tatsache, die viele Wunden wieder aufriss und diverse Vorurteile, die man längst überwunden glaubte, erneut aufweckte.



Meinung:

Die Entdeckung der NSU und ihrer Schandtaten hat die gesamte Bundesrepublik erschüttert. Und während man sich fragt, wie es passieren konnte, dass diese Terrororganisation so lange unbehelligt agieren konnte, wurden gleichzeitig auch alte Wunden wieder aufgerissen. Denn Uwe Mundlos, ein Mitglied jener Gruppe, war, wie die anderen auch, ein Kind der ehemaligen DDR. Und fast reflexhaft wurde die Schuldfrage dem Osten Deutschlands zugeschoben, was keinen guten Eindruck machte. Doch wie kam es überhaupt dazu? Was war die Motivation?

Sabine Rennefanz versucht diesen Fragen in ihrer Biographie "Eisenkinder: Die stille Wut der Wendegeneration" nachzugehen. Sie wurde 1974 in Breskow geboren und wuchs in Eisenhüttenstadt auf. Nach der Wende studierte sie Politikwissenschaften in Berlin und Hamburg. Heute ist sie als Journalistin für die Berliner Zeitung tätig. Für ihr Essay "Uwe Mundlos und ich" wurde sie mit dem Deutschen Reporterpreis ausgezeichnet.

Diese Kurzbiografie gibt natürlich noch nicht darüber Aufschluss, was sie mit Uwe Mundlos gemeinsam hat. Ja, fast scheint es so, als ob sie ein normales Leben führt. Wieso hat sie dann dieses Buch geschrieben?

Weil sie wie Uwe Mundlos, wie Beate Zschäpe und wie Uwe Böhnhardt zu der sogenannten "Verlorenen Generation" zählt. Damit sind jene Kinder der DDR genannt, die durch den Fall der Mauer und dem Zusammenbruch ihres Heimatstaates ideologisch orientierungslos wurden. Deshalb suchten viele von ihnen nach einfachen Wahrheiten. Uwe Mundlos wurde rechtsradikal. Und Frau Rennefanz? Schloss sich einer christlichen Sekte an.

Doch für die Autorin ist dies nur der Schlusspunkt unter einer Entwicklung, die sie durchmachte. Das Ziel ist in diesem Fall der Weg, der sie zu diesem Abschluss bringt. Und die Art und Weise, wie sie ihn schildert, lässt einen nicht los.

Was diese Biografie so besonders macht ist wirklich die ostdeutsche Perspektive auf die NSU-Morde. Die Antwort, die die Autorin auf die Frage "Warum?" liefert, lautet "Warum nicht". Für sie ist das Schicksal, dass ihr und Uwe Mundlos wiederfahren ist, diese Radikalisierung, die logische Konsequenz aus dem Verlust jeglicher Vorbilder. Bei ihr ist es noch dadurch schlimmer, dass sie sogar auf einem Elite-Internat der DDR war. Praktisch nach der Wende herrschte Chaos an ihrer Schule, da nicht klar war, wie es weitergehen würde.

Und so wird einem Leser, besonders wenn dieser aus dem Westen stammt, klar, dass damals viele Fehler begangen wurden. Vielleicht wäre es nicht zu der NSU gekommen, wenn damals nicht die BRD aus einer Position der moralischen Überlegenheit gehandelt hätte. Dies ist ja auch heute noch der Fall, wie die Reaktionen aus vielen westlichen Medien zeigen. Diese zeigen mit dem Finger auf den Osten, als ob er die Quelle jeglichen Übels ist. Wer "Eisenkinder" liest, weiß, wie falsch diese Reaktion ist.

"Eisenkinder" ist keine leicht zu lesende Biografie. Das liegt weniger an der Sprache, die wunderbar klar ist. Vielmehr sind es die schwer zu schluckenden Aussagen, die die Autorin durch die Darstellung ihres Schicksals transportiert. Und man hat gehörigen Respekt vor ihr. Einerseits, weil sie dem Westen den Spiegel vorhält. Andererseits, weil sie es aus eigener Kraft schaffte, sich aus der Sekte zu lösen und weil sie Fragen nachgeht, die sich einem so bislang nicht gestellt haben. Der Band ist ein "Klassiker" und verdient den "Splashhit"!



Fazit:

Sabine Rennefanz schreibt mit "Eisenkinder: Die stille Wut der Wendegeneration" kein einfach zu lesendes Buch. Sie macht klar, dass nicht der Osten Schuld ist an den NSU-Morden, sondern ebenso der Westen. Dies verdeutlicht sie durch ihre eigene Biografie, in der sie darstellt, wie sie nach dem Verlust der DDR-Ideologie in die Hände einer christlichen Sekte geriet. Dadurch hält sie dem Westen einen Spiegel vor.



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Sabine Rennefanz
Eisenkinder: Die stille Wute der Wendegeneration
Erscheinungsjahr: 11. März 2013



Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen

Verlag:
Luchterhand

Preis:
€ 16,99

ISBN:
978-3-630-87405-0

256 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Deutlich geschrieben
  • Schonungslos offen
  • Macht auf die Fehler des Westens aufmerksam
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Rezension vom: 09.05.2013
Kategorie: Biographien
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Leseprobe
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