Perry Rhodan Neo 39: Der König von Chittagong
Story:
Während Perry unterwegs nach Arkon ist, um die Erde zu schützen, sind seine Freunde und Anhänger nicht untätig. Es werden weitere Mutanten gesucht, die die Visionen von Perry Rhodan unterstützen. Doch längst nicht alle Begabten teilen die Träume. Und manche von ihnen lehnen sie sogar ganz ab.
Meinung:
War da nicht mal was? Diese Frage tauchte dem Leser in den letzten Ausgaben wiederholt auf. Es war viel von fremden Welten und Zivilisationen die Rede. Doch die Situation auf der Erde? Bis auf ein paar Erwähnungen am Rande wurde sie nicht weiter thematisiert. Zeit dies zu ändern. Und das tut Michael Marcus Thurner mit "Der König von Chittagong".
Derweil Perry Rhodan in den Weiten des Weltalls unterwegs ist, bemühen sich seine Anhänger auf der Erde um Verstärkung. Besonders Mutanten sind gesucht, und einen solchen suchen Tako Kakuta und Wuriu Sengu in der Bangladeschen Stadt Chittagong. Keine einfache Aufgabe, da das Land den Status einen Failed State innehat und dementsprechend wenig Recht und Ordnung herrschen. Doch die beiden Begabten kommen trotz aller Widrigkeiten ihrem Ziel näher, bis er auf einmal den Spieß umdreht, und Wuriu Sengu entführt. Jetzt muss Tako Kakuta seinen Freund suchen, was nicht einfach ist.
Derweil beginnt Sue Miafore eine Art Medizinstudium. Auf Grund ihrer besonderen Fähigkeit weiß sie inzwischen einiges über den Aufbau des Körpers sowie die Funktionen diverser Zellen. Sie schont sich selbst überhaupt nicht, sehr zum Bedenken ihrer Freunde. Was ihr keine Ruhe lässt, ist das Schicksal der Arkonidin Quinu Soptor, die praktisch vor sich hin vegetiert. Alle Versuche, sie aus ihrer inneren Isolation wieder hervorzuholen, war alles andere als erfolgreich. Und so macht sie Sue an die Arbeit.
Einer der interessantes Aspekte der ersten Perry Rhodan Neo-Staffel war die Darstellung der Erde. Eine Welt am Rande des Abgrunds, in der die Natur am Boden liegt und große Staaten vor sich hin bröckeln. Dann kam die Gründung von Terrania, der Beginn der zweiten Staffel und seitdem herrschte Stillschweigen. Ab und an wurden ein paar Andeutungen gemacht, doch ansonsten konzentrierten sich Expokratie und Autorenteam mehr auf fremde Welten und Völker, statt zurück auf die Wurzeln zu blicken.
Das ändert sich mit "Der König von Chittagong". Man lernt hier eine Erde kennen, auf der trotz der Ereignisse der letzten Staffeln eben nicht alles wunderbar ist. Im Gegenteil: Wenn die Ereignisse in der bangladeschen Stadt eins deutlich machen, dann dass es immer noch viel zu tun gibt. Dies zeigt Michael Marcus Thurner deutlich.
Auf wenigen Seiten stellt er eine Stadt dar, die von den bisherigen Entdeckungen nicht wirklich profitierte. Es herrscht eine Hackordnung, in der die Frauen die untersten Ränge einnehmen und Brüder ihre Schwestern als Prostituierte anbieten. Eine erschreckende Darstellung, vor allem wie sie so realistisch wirkt.
Und auch sonst entwickelt sich diese Handlungsebene hervorragend. Man sitzt ständig an der Stuhlkante und kann es kaum erwarten, bis die Geschehnisse weitergehen. Dabei bietet dieser Plot einige Überraschungen. Man lernt neue Charaktere kennen, während die Alten gleichzeitig weiterhin ausgebaut werden.
Auch was Sue Miafore angeht, freut man sich auf jede Szene, in der sie auftritt. Jedenfalls zu Beginn. Sehr schön ist die logische Weiterentwicklung ihrer Figur, und die Art und Weise, wie sie mit ihren Kräften umgeht und mehr über sie lernt. Sie ist eine der sympathischsten Protagonisten von Perry Rhodan Neo, was diese Ausgabe noch mehr verdeutlicht. Ihr Wille, anderen zu helfen, egal wie sehr es ihr selber schadet, sorgt für diesen Eindruck.
Doch die anfängliche Freude über ihren eigenen Subplot nimmt Schaden, als ihre Umgebung sich Sorgen um sie macht. Die Art und Weise, wie ihre engsten Vertrauten Druck auf sie ausüben, wirkt unlogisch und sollte, anstatt sie zur Besinnung zu bringen, eher das Gegenteil bewirken. Man kann die Sorgen der anderen zwar nachvollziehen, doch jeder Erwachsene sollte es eigentlich besser wissen, anstatt sie mit Drohungen zur Vernunft zu bringen.
Dafür ist das Ende von "Der König von Chittagong" gelungen. Eine Figur verabschiedet sich, und hoffentlich sieht man sie so bald nicht mehr wieder. Was für den Leser nicht zutrifft. Denn er sollte in diese Ausgabe "Reinschauen". Und am besten auch noch in die folgenden.
Fazit:
Mit "Der König von Chittagong", geschrieben von Michael Marcus Thurner, kehrt man zurück zur Erde zurück. Zum ersten Mal seit langer Zeit konzentriert sich das Geschehen auf die gesellschaftliche Situation auf dem Planeten. Der Autor stellt die Lage in Chittagong realistisch und atemberaubend dar. Auch ansonsten wirkt das Heft spannend, weil man viele neue Figuren kennenlernt, als auch alte Charaktere weiter ausgebaut werden. Besonders schön ist die Handlungsebene von Sue Miafore, deren Entwicklung besonders gelungen ist. Nur wie die anderen Handlungsträger versuchen sie zu beeinflussen, wirkt nicht überzeugend.
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