Das Meer der Seelen - Nur ein Leben
Story:
In einer Welt der Unsterblichen ist Ana eine Ausnahme. Sie ist eine neue Seele, jemand der noch nie zuvor lebte. Und deshalb wird sie von allen Seiten gemieden.
Meinung:
Reinkarnation ist ein interessantes Konzept. Die Idee, ein früheres Leben gehabt zu haben, hat etwas Exotisches und Faszinierendes an sich. Doch was wäre, wenn man in einer Gesellschaft leben würde, die ausschließlich aus solchen Menschen besteht, die bereits schon einmal lebten. Wie würde so eine Gemeinschaft aussehen? Und was wäre für sie die größte Bedrohung? Fragen, denen Jodi Meadows in ihrem Debüt-Roman "Das Meer der Seelen - Nur ein Leben" nachgeht.
Die Autorin lebt im Shenandoah Valley, Virginia. Sie ist glücklich verheiratet und lebt neben ihrem Ehemann außerdem mit einer Katze und einer Vielzahl an Frettchen zusammen. Als Kind wollte sie Astronautin werden, entschied sich dann jedoch um und hatte als festes Ziel, als Schriftstellerin zu arbeiten.
Ana ist etwas Besonderes. Sie ist eine neue Seele. Sie hat kein früheres Leben gelebt, anders als alle anderen Menschen um sie herum. Und weil eine alte Seele für sie sterben musste, wird sie von allen anderen geschnitten und gemieden. Ihre Mutter liebt sie nicht und vieles musste sich Ana selber beibringen. Dabei treibt sie vor allem die Frage um, wieso sie existiert.
Mit 18 Jahren macht sie sich selbstständig. Doch Li, ihre Mutter, hat sie reingelegt und so verirrt sie sich in der Wildnis und wird beinahe von einer Sylphe ermordet. Der junge Sam rettet jedoch ihr Leben und nimmt sie bei sich auf. Er führt sie behutsam in das Leben von Heart, der Stadt der Unsterblichen ein. Doch die Idylle wird bald zerstört, als auf einmal Drachen und Sylphen angreifen. Trägt Ana die Schuld an diesem Ereignis?
"Nur ein Leben" ist der Auftaktband zu einer Romantrilogie, deren zweiter Band "Asunder" dieses Jahr in den USA herauskommen wird. Buch #3 ist für 2014 geplant. Und schon bereits der erste Teil der Reihe macht auf die Fortsetzung neugierig.
Beim Lesen der Geschichte stellt sich die Frage, in welche Kategorie der Band einzuordnen ist. Ist er Science Fiction? Darauf deutet die Existenz bestimmter Geräte hin, wie zum Beispiel der Technik des Seelenkundlers, mit dem festgestellt werden kann, wer da reinkarniert wurde. Andererseits weist das Konzept der Wiedergeburt, sowie das Vorhandensein von Drachen auf Fantasy hin. Frau Meadows liefert in ihrem Buch keinen eindeutigen Hinweis, so dass es am Leser selber liegt, sich zu entscheiden.
Dabei kann es einem im Grunde egal sein. Denn was die Autorin schreibt, fasziniert. Sie beschreibt eine Welt, die im Prinzip stagniert. Es existiert eine feste Anzahl an Menschen, die schon seit Jahrtausenden reinkarnieren. Jeder hat eine bestimmte Gabe, eine bestimmte Fähigkeit, die er im Laufe seiner Existenzen verfeinert. Wozu sich auf Veränderungen einlassen, wenn man mit dem, was man hat, zufrieden sein kann?
Und dann taucht Ana auf. Frau Meadows schildert gekonnt die Konsequenzen ihres Auftauchens. Die Tatsache, dass sie seine sogenannte Neuseele ist und dass eine Altseele wegen ihr nicht mehr reinkarniert wird, löst wahre Schockwellen in der Gesellschaft aus. Viele fürchten sie deswegen, weshalb man Mitleid mit ihr hat. Denn im Grunde ist sie eine verlorene Existenz, fast ohne Verbündete.
Einen hat sie allerdings. Sam, der in all seinen Leben immer wieder versucht, etwas Neues zu wagen und deshalb wie eine Art Sonderling gilt. Behutsam schildert Frau Meadows wie sich zwischen ihm und Ana langsam eine Liebe entwickelt. Beide scheinen sich gegenseitig gut zu tun. Denn durch Ana wird Sam wieder inspiriert, Neues zu erschaffen. Das beide körperlich gleich alt sind, tut sein Übriges. Dabei wird diese Entwicklung wohltuend klischeefrei dargestellt.
Und doch braucht man Zeit, ehe man sich in diese fremde Welt eingefunden hat. Die ersten 100 Seiten lesen sich zwar nett, doch will der Funke nicht so recht überspringen. Man hat das Gefühl, dass die Autorin sich erst selbst klar machen musste, wie sie mit ihren Protagonisten umgehen wollte. Und so wirken die ersten Begegnungen mit Ana und Sam etwas befremdlich.
Dennoch ist dies ein gut geschriebenes Werk. Der Auftakt ist gelungen und daher absolut zum "Reinschauen" zu empfehlen.
Fazit:
Als Sterbliche in einer Welt von Unsterblichen zu leben. Das ist das Grundkonzept von Jodi Meadows "Das Meer der Seelen - Nur ein Leben". Der Auftaktband präsentiert eine faszinierende Welt, die von der Autorin sehr gut dargestellt wird. Besonders die Charakterisierung der Gesellschaft, in der die Protagonistin Ana auftaucht, ist gelungen. Das kann man ebenfalls zu der Entwicklung der Beziehung zwischen ihr und dem Protagonisten Sam sagen. Hier nimmt die Schriftstellerin sich die nötige Zeit, um die Gefühle der beiden behutsam zu entwickeln. Allerdings braucht der Roman, bis man sich eingelesen hat. Doch am Ende lohnt es sich.
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