Gang nach Canossa: Ein Mann, ein Ziel, ein Abenteuer
Story:
Von Hamburg nach Canossa sind es 1637 Kilometer. Und Dennis Gastmann ging sie zu Fuß. Über seine Erlebnisse schrieb er jetzt ein Buch.
Meinung:
Vor ungefähr 1000 Jahren reiste König Heinrich IV. nach Canossa. Dort wollte er von Papst Gregor VII die Lösung aus dem Kirchenbann erlangen. Seit damals gilt ein "Gang nach Canossa" als erniedrigender Bittgang. Dennis Gastmann machte es dem Herrscher nach und berichtet darüber in seinem Buch.
Der Autor wurde 1978 in Osnabrück geboren. Er studierte Politik und Journalistik an der Universität Hamburg und volontierte beim NDR. 2005 stieg er bei der Satiresendung Extra 3 als Autor ein. Seitdem hat er vor allem durch seine feine, satirische Art auf sich aufmerksam gemacht. So ist er Autor und Regisseur seiner eigenen Talk-Reportage "Der Gastmann". Seine Arbeit wurde unter anderem mit dem Grimme Preis nominiert.
Es klingt wie der helle Wahnsinn, was Dennis Gastmann vorhat. Er will von Hamburg aus den Gang nach Canossa wagen. Warum? Um für die Gutenbergs und Wulffs der Republik Buße zu tun. Und weil es dort angeblich fabelhafte Tortellini geben soll. Also bricht er auf, und berichtet über seine Erlebnisse.
Was simpel und einfach klingt, entpuppt sich rasch als ein Buch, welches mit feiner Feder geschrieben wurde. Denn Dennis Gastmann berichtet nicht nüchtern, sondern präsentiert das Erlebte auf seine eigene Art und Weise. Und die ist, wie man aus seinem Werdegang entnehmen kann, natürlich humorvoll.
Es handelt sich hierbei um eine leichte und lockere Art der Komik. Dennis Gastmann macht sich über niemanden lustig (Außer vielleicht über sich selbst), sondern präsentiert einfach die Ereignisse so, dass man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Das fängt schon zu Beginn an, wenn er aus seiner Wohnungstür hinausgeht und auf seinen Nachbarn trifft, der irgendwie immer dann anwesend ist, wenn sein Hausgenosse aufbricht. Und diese Situationskomik zieht sich durch das gesamte Buch.
So begibt er sich also auf den Weg. Und der Autor weiß dabei einiges über die verschiedenen Stationen zu berichten, die er unterwegs besucht. Viele davon sind herrlich skurril beschrieben, so dass man sich ein Auflachen nicht verkneifen kann.
Doch nicht nur andere Personen sind Gegenstand seines Buches. Auch der Autor selbst wird thematisiert. Und dies tut er auf die bereits bekannte Art und Weise. Er schafft dabei die Balance zwischen einer humorvollen Beschreibung seiner Leiden und gleichzeitig dem Erzeugen von Mitleid beim Leser. Denn für ihn als Sportmuffel entpuppt sich die Reise als ziemliche körperliche Herausforderung. Doch er hat es nicht anders gewollt, wie er wiederholt betont.
Wie ein roter Faden zieht sich dabei durch sein Buch, dass er immer mehr über die eigentliche Reise nach Canossa erfährt. Und so ist eine hervorstechende Szene jene, in der ihm mitgeteilt wird, dass nicht alles an der Überlieferung des ursprünglichen Ereignisses wahr ist. Woraufhin der Schriftsteller etwas geknickt ist, dann jedoch beschließt weiterzumachen.
"Gang nach Canossa: Ein Mann, ein Ziel, ein Abenteuer" liest sich wunderbar flüssig und angenehm. Dazu noch der feine Humor und die vielen Infos, und man hat einen "Klassiker" vor sich liegen. Natürlich ein solcher, der mit einem "Splashhit" ausgezeichnet wird.
Fazit:
In "Gang nach Canossa: Ein Mann, ein Ziel, ein Abenteuer" berichtet Dennis Gastmann von seiner ungewöhnlichen Reise. Dies tut er auf seine eigene, unnachahmliche Art und Weise. Sein Bericht ist mit einem äußerst feinen Humor durchzogen, der vor allem mit einem Gespür für Situationskomik glänzt. Dabei weiß der Autor viel Interessantes zu berichten. Gleichzeitig schafft er es, dass man als Leser ein gewisses Mitleid mit ihm verspürt. Und so ist ohne Zweifel dieser Band ein Pflichtkauf.
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