Mein Traum ist länger als die Nacht: Wie Bertha Benz ihren Mann zu Weltruhm fuhr
Story:
Ohne sie gäbe es heute keine Autos. Es war Bertha Benz, die der Erfindung ihres Mannes Carl zu Erfolg verhalf. Sie war eine resolute Person, die allen Widrigkeiten trotzte. Sie war und ist bewundernswert.
Meinung:
Die Weltgeschichte kennt viele berühmte Männer, doch viel weniger bekannte Frauen. Und noch weniger sind im Allgemeinwissen die Ehefrauen verankert. Das ist unfair, denn ohne sie wären ihre Gatten wohl nie so erfolgreich gewesen, wie sie es am Ende waren. Eine jener Gattinnen, die nicht unwesentlich zum Erfolg ihres Anvertrauten beitrugen, war Bertha Benz. Über ihr Leben schrieb die Autorin Angela Elis die Romanbiografie "Mein Traum ist länger als die Nacht. Wie Bertha Benz ihren Mann zu Weltruhm fuhr."
Frau Elis wurde 1966 in Leipzig geboren. Nach dem Abschluss der zehnten Klasse mit Auszeichnung, konnte sie allerdings in der DDR nicht studieren. Das lag an ihrem religiösen Elternhaus und ihrer selbstständigen Mutter. Es folgte eine Verlegenheitslehre als Gebrauchswerberin/Designerin, gefolgt von einer Ausbildung zur Pädagogin für Kinder-, Jugend- und Altenarbeit. Dank einer Sonderreifeprüfung folgte ein Studium der Theologie, ehe sie 1988 in die BRD auswanderte und dort in Frankfurt am Main Theologie, Kunstgeschichte und Psychoanalyse studierte. Ab 1993 arbeitete sie als freie Journalistin beim MDR und moderierte bald diverse Sendungen, wie beispielsweise das Programm "nano" auf 3Sat. Seit 2005 ist sie außerdem als Autorin tätig. Weitere Titel von ihr sind unter anderem "Kreuzweise Deutsch".
"Mein Traum ist länger als die Nacht" erschien ursprünglich als gebundene Ausgabe 2010 bei Hoffmann und Campe. Ein Jahr später brachte dtv die Taschenbuch-Variante auf den Markt. Diese ist auch Gegenstand dieser Rezension.
Bertha Benz wurde 1849 in Pforzheim in die Familie Ringer geboren. Sie lebte in einem großbürgerlichen Haushalt und lernte bald den Ingenieur Carl Benz kennen. Das Paar heiratete 1872 und durchlebte viele harte Jahre, ehe Herr Benz das Auto erfand. Doch erst ihre legendäre Reise von Mannheim nach Pforzheim, 104 Kilometer lang, sorgte für den Erfolg des Wagens. Doch was war sie für eine Persönlichkeit? Was zeichnete ihr Leben aus?
Angela Elis geht diesen Fragen nach und schildert in ihrer Romanbiografie eine resolute Frau, die trotz aller Umstände zu ihrem Mann stand. Dabei erfährt man nicht nur viel über ihr Leben, sondern auch einiges über Carl Benz selber. Im Vordergrund des Buches mag zwar Bertha stehen, doch ihr Gatte wird dabei nicht vergessen und gleichberechtigt behandelt.
Frau Elis wählt für die Biografie eine ungewöhnliche Vorgehensweise. Anstatt, wie man es bei solchen Lebenserinnerungen erwarten würde, eine gewisse emotionale Distanz zum Subjekt des Textes zu wählen, tut sie exakt das Gegenteil. Sie ist sozusagen nahe bei Bertha Benz und schildert ihr Leben in romanhafter Form. Das ist gewöhnungsbedürftig, hat allerdings auch seinen Zweck. Denn weder Bertha noch Carl waren große Briefeschreiber. Und so erfand die Autorin unter anderem diverse Briefwechsel, um Lücken in der Lebensbeschreibung zu schließen.
Diese Nähe trägt außerdem dazu bei, dass man wirklich das Gefühl hat, das Leben der beschriebenen Personen mitzuerleben. Stellenweise läuft beim Lesen sogar eine Art Film im Kopf ab. Man kann sich richtig vorstellen, wie gewisse Ereignisse im Fernsehen aussehen würden. Die Romanbiografie kann also ebenfalls als eine Art Drehbuch gelesen werden.
Doch gleichzeitig schießt Frau Elis bei der Darstellung des Lebens von Bertha Benz über das Ziel hinaus. Gewisse Dialoge und Textpassagen klingen beispielsweise übertrieben und pathetisch. Wenn die Autorin beispielsweise zu Beginn des Buches beschreibt, was für einen Eindruck Carl von seiner zukünftigen Braut hat, liest sich dies so, als ob man plötzlich in einer mittelmäßigen romantischen Geschichte gelandet ist.
Es wäre besser gewesen, die Autorin hätte ihren Schreibstil etwas gezügelt. Das Buch ist beileibe nicht schlecht, doch das eben erwähnte Manko trübt den Gesamteindruck. Man kann dennoch "Reinschauen".
Fazit:
Mit "Mein Traum ist länger als die Nacht. Wie Bertha Benz ihren Mann zu Weltruhm fuhr" schreibt Frau Angela Elis die Biografie von Bertha Benz. Dabei ist ihr Schreibstil ungewöhnlich. Um gewisse narrative Lücken in ihrem Text zu schließen, geht sie nahe an das Subjekt ihres Textes heran und erfindet teilweise gewisse Dinge. Dann ist das Buch von Frau Elis wirklich eine Romanbiografie, die viele interessante Fakten bietet. Gleichzeitig ist die Schreibweise der Autorin sehr bildhaft, so dass man parallel zum Lesen eine Art Film im Kopf hat. Stellenweise schießt die Schriftstellerin allerdings über das Ziel hinaus. Dann wirkt der Text pathetisch und übertrieben.
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