Das Lied von Eis und Feuer 10: Ein Tanz mit Drachen
Story:
Stannis Baratheon macht sich auf den Weg, um Arya Stark aus den Händen der Boltons zu befreien. Derweil muss Jon Schnee an der Mauer neue Verbündete im Kampf gegen die Anderen finden. Und Tyrion Lennister muss um sein Leben fürchten.
Meinung:
Und jetzt ist es soweit. Mit "Ein Tanz mit Drachen" ist der vorerst letzte Teil der "Das Lied von Eis und Feuer"-Reihe erschienen. Parallel zur Fernsehserie, die auf RTL 2 lief, sind die Romane in aller Munde. Und solange neue Episoden gedreht werden, wird sich auch daran nichts ändern. Vielleicht reicht die Zeit aus, bis George R. R. Martin mit dem nächsten Band fertig ist. Das kann nicht früh genug passieren.
Jon Schnee ist als Lord Kommandant der Mauer bereit, viele alte Zöpfe abzuschneiden. Er lässt sich mit den Wildlingen ein und sogar ein Riese hilft ihm. Doch gleichzeitig macht er sich Sorgen. Es sind viele Dinge, die ihm auf dem Herzen liegen, darunter auch, ob die Befreiungsaktion von der angeblichen Arya Stark durch Stannis Baratheon überhaupt klappen wird.
Was er nicht weiß ist, dass seine Schwester tatsächlich in einem fernen Land ist, wo sie zu einer Attentäterin geschult wird. Und auch seine anderen, noch lebenden Geschwister, sind nicht dort, wo er sie vermutet. So ist sein jüngerer Bruder Bran beispielsweise auf dem Weg in den Norden, um die dreiäugige Krähe zu finden.
Derweil wird Tyrion Lennister als Sklave verkauft, während Daenerys Targaryen heiraten muss. Sie tut dies, um die Sicherheit ihres Landes zu gewährleisten, welches von vielen Feinden belagert wird. Doch einige ihrer Vertrauten planen insgeheim einen schwerwiegenden Verrat, der sie stürzen könnte.
Es ist einiges los in der Welt von "Das Lied von Eis und Feuer". Und es fällt als Leser alles andere als leicht, noch den Überblick zu behalten, wer jetzt wo gegen wen kämpft. Und das trotz des umfangreichen Anhangs, den der Penhaligon-Verlag wie üblich den Romanen bei tut.
Dabei schafft es George R. R. Martin problemlos, dass man trotzdem am Ball bleibt. Das liegt vor allem an den Charakteren, die einem ans Herz gewachsen sind. Und von diesen gibt es nicht gerade wenig. Mal ist man an der Mauer bei Jon Schnee, dann weiter im Norden, wo Bran unterwegs ist und immer mehr über seine Fähigkeiten erfährt, in andere Körper zu schlüpfen. Man begleitet Jaime Lennister, wie er im Reich seines Neffen für Ruhe und Ordnung sorgt. Und, und, und…
18 Personen, Prolog und Epilog mitgerechnet, sind es inzwischen, durch die man den Fortlauf der Handlung erlebt. Eine unglaubliche Anzahl. Und dennoch gelingt es dem Autoren, jede einzelne Figur so zu schreiben, dass sie Bedeutung hat. Nichts, was er auf Papier bringt, scheint unbedeutend zu sein. Und dabei wirkt die Welt so unglaublich lebendig. Man spürt die feuchte Wärme, der sich Tyrion aussetzt, aber auch die beißende Kälte, die an der Mauer herrscht.
Und es fällt auf, die düster die Atmosphäre inzwischen ist. Es vergeht im Prinzip kein einziges Kapitel, das nicht neue Gräueltaten aufweisen kann. Überall gibt es Intrigen und die Guten müssen um ihr Leben hoffen. Gesunder Menschenverstand? Zählt nicht in der Zeit des Krieges. So etwas bedrückt und passt doch perfekt zu dem, was "Das Lied von Eis und Feuer" ausmacht. Es ist die Schonungslosigkeit, mit der der Schriftsteller klar macht, dass im Krieg Anstand und Sitte als erstes sterben.
Einen gewaltigen Nachteil haben die vielen Protagonisten. Die Haupthandlung bewegt sich nur langsam vorwärts. Es gibt zwar Bewegung, doch wo andere Autoren die Erlebnisse von Tyrion Lennister in einem einzigen Kapitel geschrieben hätten, benötigt Martin derer gleich 12, in denen er jede Menge zu erzählen weiß. Doch irgendwann verliert man als Leser die Geduld. Und dadurch entsteht wieder das Gefühl, die Übersicht zu verlieren.
Trotzdem knüpft George R. R. Martin mit "Ein Tanz mit Drachen" fast an alte Zeiten wieder an. Das Buch gefällt, und trotz des Mankos, sollte man "Reinschauen".
Fazit:
Mit "Das Lied von Eis und Feuer 10: Ein Tanz mit Drachen" feiert George R. R. Martins Saga ihren vorläufigen Abschluss. Es wird wohl noch etwas dauern, bis der nächste Roman bei uns in den Handel kommt. Doch ist dieses temporäre Ende ein gelungenes. Es gelingt dem Autor erneut eine Geschichte zu schreiben, die einen an das Buch fesselt. Die Welt, in der die Handlung stattfindet, wirkt so lebendig, so faszinierend. Und gleichzeitig auch irgendwo deprimierend, wenn überall Gräueltaten begangen werden. Allerdings gehört dies einfach zu dem Buch hinzu. Was stört ist der, auf Grund der vielen Erzähler kaum vorhandene Handlungsfortschritt.
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