Simple Dishes. Einfache Gerichte ... ganz schön raffiniert
Story:
Aus einfachen und altvertrauten Gerichten mit ungewöhnlichen Kombinationen etwas ganz Neues schaffen, das verspricht dieses Kochbuch von Sterne- und TV-Koch Frank Buchholz.
Meinung:
Sauce Hollondaise kennt jeder – aber mit Tomaten? Paella ist nichts Neues – aber mit Graupen? Marinierte Hähnchenstückchen werden die meisten Hobbyköche schon mal zubereitet haben – aber in Weinblättern? Frank Buchholz präsentiert in seinem Kochbuch "Simple Dishes" einfache Gerichte, die oft altvertraut sind. Dabei gibt er jedem Gericht aber einen neuen "Dreh", eine ungewöhnliche Zutat, die doch wieder alles neu macht.
Die Bandbreite reicht dabei von Gemüse und Salat oder "Global Food" (worunter der Autor Nudeln, Reis, Getreide, und Kartoffeln versteht) über Fleisch und Fisch bis zu Desserts. Die Rezepte lösen den Anspruch, den sich Buchholz gestellt hat, ein: Sie sind relativ einfach zuzubereiten, aber in jeweils mindestens einem Punkt kreativ abgewandelt. Dabei unterwirft sich der Autor erfreulich wenig Regeln, was "man" kombinieren kann oder nicht kann: Die Tomatensuppe wird mit Vanille verfeinert, in die Lasagne kommt Rote Beete und Mohn, in die Bolognese Heilbuttstücke. Nicht alle dieser Varianten werden den Geschmack jedes Lesers treffen, aber wer zumindest eine gewisse Lust am Experimenten mitbringt, bekommt viele Anregungen, um das eigene Rezepteportfolio weiter auszubauen.
Die Rezepte sind gelungen dargestellt: In der linken Spalte stehen jeweils die Zutaten, gruppiert nach den Arbeitsschritten in der rechten Spalte. Außerdem wird jeweils der mögliche "Einsatzzweck" (etwa Hauptgericht, Vorspeise oder Beilage) sowie die Zubereitungsdauer und die Anzahl Personen genannt, die satt werden sollen. Bei vielen Rezepten gibt es zusätzlich eine kurze Vorstellung einer hierzulande weniger verbreiteten Zutat oder ein kleiner Tipp.
Die optische Gestaltung ist großzügig, viele Rezepte werden mit ganzseitigen, appetitanregenden Fotos vorgestellt. Hier beginnt aber auch die eher enttäuschende Seite dieses Kochbuchs: Sieht man sich die Rezepte näher an, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass so manches künstlich "aufgeblasen" wurde. Es wirkt, als würde der Autor einfache Rezepte nicht nur mit ungewöhnlichen Zutaten aufpeppen, sondern auch in der Darstellung und Präsentation. Man könnte es mit dem Lokal vergleichen, das auf der Karte "Penne an Sauce von Pomodoro" ankündigt und schließlich doch auch nichts anderes als Nudeln mit Tomatensoße serviert. Der großzügige Weißraum, der einerseits sogar positiv auffällt, trägt zu diesem Eindruck ebenfalls bei. Es sieht oft so aus, als würde man um die einzelnen Rezepte und Gerichte viel, viel Platz lassen, um möglichst viele Seiten füllen zu können.
Insgesamt wirkt der Band also ein Stück weit, als würde Buchholz seinen Ideen nicht ganz zutrauen für sich selbst zu bestehen, und würde ihnen deshalb möglichst viel Klimbim und Brimborium mitgeben. Das dürfte den einen oder anderen Leser, der nur mal kurz in das Kochbuch hineinschaut, abschrecken mit dem Urteil, "Aha, viel Buhei, aber nicht viel dahinter".
Das wäre jedoch schade, denn wenn man erst mal "die Luft herausgelassen" und die Rezepte auf den Boden der Realität zurückgebracht hat, bekommt man viele ungewöhnliche Vorschläge für den eigenen Speisezettel, die nicht in jedem zweiten Kochbuch stehen.
Frank Buchholz dürfte vielen vor allem aus der TV-Sendung "Kochduell" bekannt sein. Seine Ausbildung absolvierte er in diversen angesehenen Küchen von München über Mallorca bis Mailand. 1999 zeichnet Gault-Millau ihn als "innovativsten Koch des Jahres" aus. Der Aral Schlemmer Atlas hat Buchholz zum "Aufsteiger des Jahres 2012" ernannt. Neben diesem Band hat er eine Reihe weiterer ungewöhnlicher Kochbücher verfasst, unter anderem über "Goethes erotische Leibspeisen", "Kochen für Hochstapler" oder "Männer kochen anders".
Fazit:
Frank Buchholz zeigt, dass man auch aus einfach und oft altvertrauten Gerichten etwas Neues schaffen kann, wenn man sie mit neuen Zutaten kombiniert. Dabei erlegt sich der Autor erfreulich wenig Schranken auf, was "geht" und was nicht. Die Ergebnisse werden nicht jedermanns Geschmack sein, dürften dem zumindest etwas experimentierfreudigen Hobbykoch jedoch mindestens Anregungen bieten. Die Aufmachung ist gelungen, wirkt allerdings ein Stück weit überzogen. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man übersehen, dass hinter dem "großen Buhei" doch etwas mehr als "nichts dahinter" ist.
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Frank Buchholz
Simple Dishes. Einfache Gerichte ... ganz schön raffiniert
Erscheinungsjahr: 2000
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
FALKEN Verlag
ISBN: 3-8068-7574-X
120 Seiten
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