Drachenauge
Story:
Es ist über 250 Jahre her, dass der rote Planet das Sonnensystem von Pern durchquerte. Er brachte Tod und Zerstörung mit sich. Nun beginnt eine neue Phase der Annäherung. Die meisten Bewohner des Planeten haben sich darauf vorbereitet. Doch gibt es einige Leute, die nichts von der drohenden Gefahr wissen wollen, sie sogar ignorieren. Was kann dagegen getan werden?
Meinung:
Eine der Besonderheiten von Anne McCaffreys "Die Drachenreiter von Pern"-Reihe war, dass man vor allem die späteren Romane losgelöst von der gesamten Serie lesen konnte. Anstatt aufeinander aufzubauen erzählten die jeweiligen Bücher einzelne Momente aus der Kontinuität der Reihe. Dies zeigt "Drachenauge" dabei besonders schön.
Es ist über 250 her, dass der rote Planet das Rubkat-System durchquerte und dabei den Planeten Pern mit den sogenannten "Fäden" bedrohte. Als Reaktion darauf wurden die Drachenreiter erschaffen und die Gesellschaft dieser Welt mit dem Ziel umgebaut, die Verteidiger mit allem nur erdenklichen zu unterstützen und das Überleben der Menschheit zu garantieren. Doch nicht alles, was die Vorfahren damals erdachten, ist für den heranbrechenden zweiten Durchgang geeignet.
Der Stoff, den die Lehrer ihren Schülern vermitteln ist veraltet und nahezu alle Technologie, die damals auf Vorrat angelegt worden war, ist inzwischen nicht mehr zu gebrauchen. Ein Umdenken muss ansetzen. Und das ist noch längst nicht das einzige, was sich ändern muss. Denn unter den Burgherren, denen im Gesellschaftssystem von Pern eine wichtige Rolle zukommt, gibt es solche, die nicht an eine Wiederkehr der Fäden glauben. Stattdessen bemühen sie sich, sich selbst zu bereichern und die ihnen untergebenen zu unterdrücken. Auch hier muss sich einiges verändern, damit der Planet die zweite Durchgangsphase überstehen kann.
Von Beginn an schafft Anne McCaffrey klare Tatsachen. Sie zeigt eine Welt, in der sich einiges tat, seit ihre Vorfahren vor über 250 Jahren das erste Mal Fuß auf den Planeten setzten. Der technologische Stand hat sich, bis auf wenige Ausnahmen, zurückentwickelt und die Gesellschaft erinnert entfernt an eine idealisierte Form des Mittelalters.
Das klingt faszinierend und ist es auch. Es sind die kleinen Details, mit denen Anne McCaffrey ihre Pern-Gesellschaft auszeichnet. Dabei achtet sie vor allem darauf, dass Ungerechtigkeiten vermieden werden können. Eine Sache, die später im Verlauf des Romans wichtig wird.
Es sind vier Plots, mit denen sich Anne McCaffrey in ihrem Buch beschäftigt. Sie beschreibt wie die Burgherren von Pern versuchen den Herren von Bitra seines Amtes zu entheben, da er offensichtlich ungeeignet für diese Position ist. Sie schildert, wie der Lehrstoff und die Art des Lehrens den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Auch liest man davon, wie ein neuer Weyrherr in seinen Posten hineinwächst. Und gleichzeitig liest man von einem Mädchen, das auf einen frischgeschlüpften Drachen geprägt wird.
Dabei schreitet die Handlung langsam und ruhig voran. Für die Autorin ist es wichtiger, dem Leser wichtige Informationen über Dinge, wie die Aufzucht von Drachen, zu liefern, als auf Action und atemberaubende Plottwists zu setzen. Das ist nicht schlecht und trägt mit dazu bei, dass man den Roman entspannt lesen kann.
Das heißt jedoch nicht, dass es kein Drama gibt. Der eben erwähnte Versuch den Burgherren von Bitra seines Amtes zu entheben trägt dazu bei, dass sich die Plots gegen Ende des Buches überschneiden. Und leider ist ausgerechnet diese Handlungsebene die schwächste von allen.
Dies liegt daran, dass Anne McCaffrey sich hier keinerlei Mühe gibt, etwas anderes als eine Schwarz/Weiß-Charakterisierung zu schreiben. Chalkin, so der Name des Übeltäters, entpuppt sich schnell als Schwein, in jederlei Hinsicht. Er wird als knausrig und geldgierig beschrieben. Er unterdrückt seine Bevölkerung was am Ende der Handlung immer grausamere Ausmaße annimmt. Diese Darstellung der Figur enttäuscht, da sie sich mit der glaubwürdigen Charakterisierung der anderen Protagnisten deutlich beißt.
Deshalb ist der Roman auch nur zum "Reinschauen" zu empfehlen.
Fazit:
In "Drachenauge" beschäftigt sich Anne McCaffrey mit einer
bedeutsamen Periode ihrer "Die Drachenreiter von Pern"-Reihe. Sie schildert
eine Phase des Umbruchs, in der viele Dinge sich verändern. Dabei schreibt sie
ruhig und unaufgeregt, so dass man viele interessante Details wie
beispielsweise über die Aufzucht von Drachen erfährt. Es gibt allerdings auch
noch etwas Drama, doch wirkt dies nicht überzeugend. Denn hier schreibt die
Autorin zu sehr schwarz und weiß, was enttäuscht.
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