Drachenwege
Story:
Bei einem Grubenunglück kommt der Vater des jungen Kindan ums Leben. Das hat für den Jungen weitreichende Konsequenzen. Denn auf einmal muss er sich um einen jungen Wachwher kümmern, obwohl er überhaupt keine Ahnung hat, wie man dieses Tier erzieht. Und doch muss er seine neue Aufgabe erfüllen, wenn er verhindern möchte, dass seine Heimat, das Bergarbeitercamp, wegen Erfolglosigkeit geschlossen wird.
Meinung:
Die 2011 verstorbene Schriftstellerin Anne McCaffrey ist vor allem für ihre Romanreihe "Die Drachenreiter von Pern" bekannt. Vorrausschauend das sie irgendwann nicht mehr ist, hat sie ihren Sohn Todd McCaffrey als Nachfolger auserkoren. Doch bis es soweit war, dass er die Serie offiziell alleine gestalten konnte und durfte, sollte noch Zeit vergehen. Solange würden beide gemeinsam die Bücher schreiben. So auch "Drachenwege".
Todd McCaffrey wurde 1966 als Todd Johnson in Montclair, New Jersey geboren. Als seine Mutter sich 1970 schieden ließ und nach Irland zog, kam er mit ihr. Er schloss seine Schulbildung auf der grünen Insel ab und zog 1974 für sein Studium zurück in die USA. Allerdings blieb er dort nur ein Jahr und ging zurück nach Irland, wo er schließlich einen Abschluss in Politik am Trinity College in Dublin machte. Er arbeitete eine Zeitlang als Pilot, ehe er 1990 Vollzeit-Schriftsteller wurde.
Der Planet Pern im Rubkat-System ist eigentlich idyllisch. Doch in regelmäßigen Abständen durchzieht ein Wanderstern das Sonnensystem und sorgt für Chaos auf der Welt. Dann nämlich regnen die sogenannten Fäden herab, Organismen, die alles Biologische auffressen und dabei eine Spur der Zerstörung hinter sich lassen. Die einzige Möglichkeit, jene Spezies aufzuhalten bestand in der Züchtung der sogenannten Drachen. Doch was niemand wirklich berücksichtigte sind die "Bastard"-Vetter der Flugechsen. Wachwhere sind nachtaktiv und gelten als hässlich und unbedarft.
Dennoch sind sie einiges wert und besonders Bergarbeiter sind auf sie angewiesen. Denn diese scheuen Kreaturen sind in der Lage herauszufinden, ob ein Stollen sicher ist oder nicht. Das zeigt sich eines Tages dann, als bei einem Grubenunglück die Familie von Kindan ums Leben kommt. Auf einmal steht der Junge ohne Eltern dar. Er wird zwar vom Harfner adoptiert, doch dauert es, bis er den Verlust überwunden hat. Damit keine weiteren Unglücke passieren, beschließt der Leiter des Camps ein Wachwheren-Ei einzutauschen. Und der Jungen soll sich um die Aufzucht kümmern. Keine leichte Aufgabe, denn es gibt keine Aufzeichnungen, wie man dabei vorgehen soll. Doch Kindan ist gewitzt und kann auf die Unterstützung seiner Freunde zählen.
Zwar heißt es, dass Anne McCaffrey einen Teil des Romans mitgeschrieben hat. Doch liest man die Geschichte, fällt einem sofort auf, dass schon allein vom Tonfall her dies nicht möglich ist. Daher wird in den folgenden Zeilen davon ausgegangen, dass Tod McCaffrey der alleinige Autor ist.
Und die Grundidee, die er für den Roman hatte, ist keine schlechte. Denn seine Mutter hat sich im Laufe ihrer Karriere hauptsächlich auf die Drachen konzentriert, und dabei die Wachwhere eher ignoriert. Sie waren für sie Bestandteil von Pern, jedoch offensichtlich nicht die Mühe wert, sich näher mit ihnen zu beschäftigen.
Das merkt man dem Buch an. "Drachenwege" bietet viele faszinierende Einblicke auf die Wachwhere und wie sie in die Gesellschaft von Pern integriert sind. So sind auch sie psionisch begabt und können fliegen, wenn auch nicht so hoch wie ihre großen Verwandten. Viele Informationen, bei denen man sich fragt, wieso Anne McCaffrey sie nie in ihre Bücher einbaute.
Doch davon abgesehen entpuppt sich der Roman als eine einzige Enttäuschung. Wenn man ihn liest, mag man kaum glauben, dass der Todd McCaffrey nun schon seit Jahren aktiver Schriftsteller ist. Das Buch liest sich langweilig und hölzern, kein Vergleich zu der Prosa, die seine Mutter zu Papier bringt.
Auch die Charaktere wirken blass und nicht überzeugend. Die Nöte von Kindan und den anderen Bewohnern des Bergbauerncamps berühren einen nicht. Noch schlimmer: Es ist einem egal, was mit ihnen los ist.
Man kann dies natürlich als einen Ausrutscher betrachten. Und tatsächlich überzeugte sein späteres Werk "Drachenblut" schon eher. Doch dieser Roman ist "Nur Für Fans" etwas.
Fazit:
Obwohl auf dem Cover von "Drachenwege" die Namen Anne und Todd McCaffrey stehen, ist dieser Roman wohl nur das Werk von letzterem. Dabei hat er Autor eine gute Idee. Er schreibt über die bislang vernachlässigten Wachwhere. Und tatsächlich kann er viele interessante Infos über diese Wesen liefern. Doch abgesehen davon überzeugt das Buch nicht. Es liest sich hölzern und langweilig und die Protagonisten sind einem egal.
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