Die linke Hand Gottes
Story:
Thomas Cale ist ein junger Novize im Erlöserorden. Er und die anderen werden hart gedrillt, in Vorbereitung für einen Kampf, der noch kommt. Nur wenige überleben den erbarmungslosen Drill, den sie ausgesetzt werden. Eines Tages stößt er auf ein Geheimnis des Ordens, und muss bald darauf fliehen. Doch die Verantwortlichen sind nicht bereit, ihn einfach so gehen zu lassen. Und so muss er am Ende das einsetzen, was sie ihn gelernt haben: Den emotionslosen Kampf.
Meinung:
Normalerweise geht man davon aus, das Fantasy etwas mit Magie und Elfen zu tun hat. Dass die Protagonisten lupenreine Heroen sind, die auserkoren sind, gegen das Böse zu kämpfen. Und selbst, wenn ein Autor seine Geschichte dreckiger und blutiger schreibt, bleibt phantastische deutlich vorhanden. Paul Hoffman wagt dabei einen anderen Weg. Welchen, das schreibt er exemplarisch in seinem Roman "Die Linke Hand Gottes" nieder.
Der Autor wurde 1953 geboren und stand von Beginn an mit dem britischen Bildungssystem auf den Fuß. Er durfte am Ende zwar Englisch in Oxford studieren, doch das auch nur weil keine andere Universität ihn haben wollte. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er in 20 verschiedenen Jobs, darunter als Filmzensor an dem British Board of Film Classification. Er begann als Schreiber zu arbeiten und erschuf viele Filmskripte. Doch es war sein erster Roman "Die Weisheit der Krokodile", die ihm den Durchbruch verschafften. Seitdem sind weitere drei Romane von ihm erschienen.
"Die Linke Hand Gottes", welches 2010 das erste Mal in Broschierter Form erschien, ist der Auftakt zu einer Roman-Trilogie über das Leben von Thomas Cale. Die Fortsetzung ist 2011 unter dem Titel "Die letzten Gerechten" das erste Mal herausgekommen. Band 3 und damit der Abschluss der Reihe wurde bislang noch nicht veröffentlicht oder vorangekündigt.
Der Erlöserorden hat sich darauf spezialisiert, Krieger heranzuziehen. Dazu nehmen sie Kinder an, möglichst jung, immer männlich und unterziehen sie einem harten Drill. Hoffnung, Freude oder Gnade ist ihnen unbekannt. Und so sterben viele der Heranwachsenden im Laufe der Jahre, entweder weil sie zu hart bestraft wurden, oder weil sie bei einem besonders harten Training ums Leben kamen. Diejenigen, die überlebt haben, sind hart im Nehmen.
Thomas Cale nimmt unter jenen Novizen eine Sonderrolle ein. Er ist der Schützling des Kriegsmeisters Boscos, was allerdings nicht bedeutet, dass er irgendwie bevorzugt behandelt wird. Er muss sich dem gleichen harten Drill unterziehen, wie alle anderen auch. Eines Tages stößt er gemeinsam mit einigen Freunden auf ein Geheimnis. Es existieren Frauen im Kloster. Und jene werden geradezu verhätschelt. Doch gleichzeitig scheint man mit ihnen nichts gutes vorzuhaben. Denn Cale überrascht einen Mönch dabei, wie er eines der Mädchen bei lebendigem Leibe seziert, während ein Anderes hilflos zuschaut. Er kann den Peiniger töten muss jedoch daraufhin mit dem Mädchen und seinen Freunden schnell aus dem Kloster fliehen. Es ist der Auftakt zu einer Odyssee, die ihnen alles abverlangt.
Die Realität, die Paul Hoffman in seinem Roman beschreibt, ist trist und düster. Hoffnung existiert nirgends und Vertrauen bedeutet nur, dass man sich nicht gegenseitig umbringt. Eine deprimierende Realität, auf die der Autor den Leser stoßen lässt. Und gleichzeitig auch eine, die sich stark von anderen Fantasy-Romanen abhebt, und das auf wohltuende Art und Weise.
Es fällt auf, wie spärlich der Autor mit Namen umgeht. Man weiß weder, wie die Welt heißt, wo man sich befindet, noch was für eine Bezeichnung die Gegend hat. Das, was man liest, wirkt wie eine bunte Mischung aus englischen und italienischen Begriffen. Da existiert eine Stadt mit dem Namen Memphis, die von einem Dogen regiert wird. So etwas liest sich hoch interessant und führt ebenfalls dazu, dass die Welt von Hoffman einzigartig wirkt.
Doch gleichzeitig fällt das Lesen des Romans alles andere als einfach. bis zur Hälfte des Romans hat man keine Ahnung, worum es nun genau geht. Das Geheimnis von Thomas Cale? Oder das des Erlöserordens? Was exakt sind die Ziele von Kriegsmeister Bosco? Viele Fragen tauchen beim Lesen im Kopf auf, und nur wenige werden beantwortet. Das ist unbefriedigend und hilft auch nicht wirklich dabei, sich dazu zu bringen, weiterzublättern.
Auch das Thomas Cale unnahbar wirkt, hilft nicht dabei, den Roman gut zu finden. Es ließe sich vielleicht noch mit seiner Erziehung erklären. Doch dann hätte man im Laufe der Handlung Ansätze für eine Änderung gefunden. Das geschieht jedoch nicht. Stattdessen bleibt er wie ein Klotz von der Charakterisierung her.
Der Roman bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück. Deshalb kann man ihn auch nur "Für Zwischendurch" empfehlen.
Fazit:
Paul Hoffmans "Die Linke Hand Gottes" ist etwas andere Fantasy. Hier geht es nicht um Magie, und der Held ist alles andere als strahlend. Stattdessen führt der Autor den Leser in eine Welt ein, die schon fast deprimierend ist. Und auch, wenn sich der Schriftsteller mit Details über seine Schöpfung zurückhält, klingt das, was man liest, interessant genug, um Appetit auf mehr zu machen. Was allerdings gleichzeitig durch die Schwächen des Buches sabotiert wird. Es gibt einfach zu viele Fragen, die auftauchen und nicht beantwortet werden. Und der Protagonist Thomas Cale wirkt wie ein Stein von der Charakterisierung her und damit unsympathisch.
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