Das Alphabethaus
Story:
1944: Die Briten Bryan und James sind beste Freunde und Piloten. Eines Tages werden sie über deutschem Territorium abgeschossen. Da eine Rückkehr in die Heimat unmöglich ist, nehmen sie eine falsche Identität an und landen so, schwerverletzt, in einem Sanatorium im Schwarzwald. Doch ist dies der Auftakt zu einem wahren Alptraum, bei dem das Überleben fraglich ist.
Meinung:
Krimis und Thriller, geschrieben von Autoren aus dem hohen Norden, wie beispielsweise die Wallander-Reihe von Henning Mankell, erfreuen sich einer ungebrochenen Beliebtheit. Die Geschichte, die sich vor allem auf die Psychologie ihrer Figuren konzentrieren, gehen weg wie warme Semmel. Und wenn ein neues Buch eines bekannten Schriftstellers auf den Markt kommt, kann man sich sicher sein, dass man gut unterhalten wird. Trifft dies auch auf "Das Alphabethaus" zu?
Geschrieben wurde der Roman von dem am 2. August 1950 in Kopenhagen geborenen Autoren Jussi Adler-Olsen. Er ist der Sohn eines in der Psychiatrie tätigen Arztes und studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Filmwissenschaft. Er übte verschiedene Berufe aus, so war unter anderem Komponist. Mit Erbarmen, dem ersten Roman seiner Figur Carl Mørck, gelang ihm der internationale Durchbruch. Adler-Olsen ist verheiratet, hat einen erwachsenen Sohn und lebt in Allerød.
"Das Alphabethaus" ist übrigens kein weiterer Roman mit Carl Mørck. Stattdessen bringt dtv zum ersten Mal das Debütwerk des Schriftstellers auf Deutsch heraus. Damit sind von dessen Thrillern fast alle hierzulande erhältlich. Nur Firmaknuseren wurde bislang noch nicht in die hiesige Sprache übertragen.
Die Briten Bryan und James sind die besten Freunde. Als Piloten erhalten sie 1944 einen heiklen Auftrag, der sie über feindliches Gebiet führt. Sie sind sich unsicher, ob sie diese Mission überleben werden. Tatsächlich kommt es, wie es kommen muss und sie werden abgeschossen. Mit Mühe und Not gelingt es ihnen, zu entkommen. Sie tauchen unter und geben sich als geistig verwirrte, stumme Nazi-Offiziere aus. Daraufhin kommen sie in ein Sanatorium im Schwarzwald. Jegliche Hoffnung zu entkommen scheint dahin zu sein. Stattdessen befinden sie sich einer wahren Hölle wieder. Wieder und Wieder erleben sie die Grausamkeit des NS-Regimes am eigenen Leib. Andersartige werden nicht geduldet. Mit Mühe und Not gelingt ihnen die Flucht, doch dabei werden sie getrennt.
30 Jahre sind seitdem vergangen und der inzwischen zu Vermögen gekommene Bryan macht sich auf die Suche nach dem Schicksal seines Freundes. Geplagt von Gewissensbissen möchte er Gewissheit über seinen Kumpel haben. Doch als er in Freiburg auf eine Fährte stößt, greift er damit in ein wahres Wespennest. Schon bald passieren merkwürdige Morde, die mit seiner Vergangenheit in Verbindung zu stehen scheinen.
Was kann eine Freundschaft alles aushalten? Das ist die zentrale Frage, um die sich der Roman dreht. Es ist Adler-Olsen gelungen, dieses Thema glaubwürdig in seinem Thriller zu präsentieren. Man fühlt mit den Protagonisten, die sich nie sicher sein können, wem sie trauen können und wem nicht. So schafft er eine spannungsgeladene Atmosphäre.
Auch schafft er es seine beiden Helden sehr gut zu charakterisieren. Besonders Bryan ist es, der dem Leser ans Herz wächst. Seine Schuldgefühle weil er überlebte, wirken glaubwürdig und nachvollziehbar. Man kann verstehen, wieso er endlich Gewissheit über das Leben seines Freundes haben will.
Doch ansonsten überzeugt der Roman eher wenig. Das liegt unter anderem daran, dass er sehr lange braucht, ehe er es schafft, den Leser soweit in seinen Bann zu ziehen, dass dieser nicht mehr loslassen kann. Im Prinzip sollte man sofort zum zweiten Teil blättern, weil jener exakt jenes Bedürfnis, weiterzulesen auslöst. Ratsam ist dies natürlich nicht, da man so viel Aufbauarbeit verpasst.
Ebenso muss man auch sehr viele Logikmängel beklagen. Zum einen ist es unglaubwürdig, dass die beiden Protagonisten während ihrer Zeit im Sanatorium sich nie verrieten. Weder unter Medikamenten, noch unter Schmerzen. Oder, wenn eine Person aus dem Koma erwacht und sofort damit beginnt, andere umzubringen. Es sind solche Unlogischen Elemente in der Handlung, die einem das Lesen vergällen.
Am Ende hat man bei dem Buch ein gemischtes Gefühl. Einerseits hat der Roman natürlich seine Momente, andererseits ist er jedoch auch erschreckend schwach. Letzten Endes kann man ihn nur "Für Zwischendurch" empfehlen.
Fazit:
"Das Alphabethaus" ist Jussi Adler-Olsens Debüt-Roman, den dtv endlich auf Deutsch herausbringt. Die Geschichte erzählt von der Freundschaft zweier Briten, die 1944 abgeschossen werden und unter falscher Identität in einem deutschen Sanatorium landen. Der Autor konzentriert sich darauf, die Verbindung seiner beiden Protagonisten zu testen. Dabei wirkt die Charakterisierung der handlungstragenden Figuren sehr überzeugend. Was allerdings nicht auf das Buch insgesamt zutrifft. Der Plot braucht, um in die Gänge zu kommen. Und auch die Logik-Löcher sind kein überzeugendes Argument dafür, den Thriller zu kaufen.
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