"Schaut endlich hin!" Wie Gewalt entsteht - Bericht aus der Welt junger Immigranten
Story:
Ein Jahr lang besuchte Margalith Kleijwegt das Viertel, in dem der Mörder des niederländischen Filmemachers Theo van Gogh aufwuchs. Ihre Beobachtungen und Erkentnisse schrieb sie in ""Schaut endlich hin!"" nieder.
Meinung:
Der Mord an dem niederländischen Filmemacher Theo van Gogh erschütterte nicht nur die Niederlande, sondern auch Europa. Plötzlich wurde man auf ein Problem aufmerksam, dass man lange Zeit ignorierte: Die Kinder von Immigranten, die ohne jegliche Perspektive aufwuchsen. Und einige von ihnen radikalisierten sich, weil der Islam ihnen eine gewisse Sicherheit bot. Die niederländische Autorin Margalith Kleijwegt besuchte ein Jahr lang das Viertel, in dem der Mörder von van Gogh aufwuchs. Und ihre Beobachtungen hat sie ""Schaut endlich hin"" niedergeschrieben.
Die Schriftstellerin wurde 1951 geboren und hat in London als Sozialarbeiterin gearbeitet. Als Journalistin hat sie sich auf die Probleme der multikulturellen Gesellschaft spezialisiert. Dieses Buch ist ihr Deutschland-Debüt, dem bislang keine weiteren Bände folgten.
Die Politiker singen gerne das Hohelied auf die Integration. Auf die Möglichkeiten, mit denen man fremde Familien fordern und fördern kann, damit sie sich besser in die Gesellschaft ihres Gastlandes einpassen können. Doch nicht immer funktioniert dies. Es gibt Familien, denen eine Anpassung aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich ist. Mal verweigern sie diese extra, weil sie eh der Auffassung sind, sie wären nur für eine kurze Zeit außerhalb ihrer Heimat. Mal sind es einfach die äußeren Umstände, die dies verhindern. Leidtragende sind dabei fast immer die Kinder.
Sie sind es, die buchstäblich zwischen zwei Welten aufwachsen. Auf der einen Seite die traditionelle Erziehung in der Familie, die Wert auf den Islam und den Koran legt. Auf der anderen die westliche Kultur, zu der sie gerne gehören möchten. Doch ist es ihnen nur selten möglich, die hohen gesellschaftlichen Hürden die zwischen ihnen und der Akzeptanz stehen, zu überwinden. Und so ziehen sie sich am Ende zurück und radikalisieren sich teilweise.
Es ist ein erschreckendes Bild, welches die Autorin Kleijwegt darstellt. Beide Seiten des Konflikts scheinen unfähig zu sein, miteinander zu kommunizieren. Die Lehrer beklagen sich, dass die Eltern ihre Bemühungen nicht unterstützen. Und die Eltern beklagen sich, dass die Lehrer und damit auch die westliche Gesellschaft sich nicht mit ihnen und ihren Nöten beschäftigen. Die Leidtragenden sind die Kinder.
Ein Jahr lang beobachtet man, wie diese älter werden. Meistens sind sie schlecht in der Schule, haben Fünfen und Sechsen auf dem Zeugnis. Sie schwänzen und schlafen bis mittags. Dann nehmen sie sich vor, wieder regelmäßig auf die Schule zu gehen, nur um von diesem Vorhaben nach kurzer Zeit wieder abzurücken. Oder sie werden auf ein spezielles Internat geschickt, das ihnen einen strengen, auf dem Koran basierenden, Tagesablauf vorgibt.
Man bekommt Mitleid mit ihnen. Denn sie sind in diesem Konflikt die Unschuldigen. Jede Seite meint, nur das Beste für sie zu wollen. Doch oft genug greifen die Maßnahmen zu kurz, und gehen nicht die eigentliche Wurzel des Problems an.
Nun könnte man sagen, dass diese Situation nur die Niederlande betrifft. Doch das Nachwort von Frau Christine Henry-Huthmacher, der Expertin für Familien- und Frauenpolitik der Konrad Adenauer Stiftung, lässt sich die Lage ohne großartige Änderungen auch auf Deutschland übertragen. Die Erkenntnis schockiert einen.
Doch man muss bemängeln, dass auch Frau Kleijwegt sich in die Reihe all jener Politiker und Personen einreiht, die groß auf Empörung machen, auf die Missstände hinweisen und Änderungen verlangen… Nur um dann nach einer Weile leise von der Bildfläche zu verschwinden. Was die Autorin in ihrem Nachwort schreibt, ist alles bereits wohl bekannt. Es fehlt ihre eigene Perspektive, ein eigener Hinweis, wie man diese Misere dauerhaft lösen könnte. Gefordert sind neue Ideen und keine alten ausgelatschten Pantoffeln.
Dennoch ist das Buch ein beeindruckendes und bedrückendes Leseerlebnis. Man sollte daher "Reinschauen".
Fazit:
Integration ist das Thema von Frau Margalith Kleijwegt in ihrem Buch ""Schaut endlich hin"". In dem Band erzählt sie von dem Jahr, in dem sie das Viertel besuchte, in dem der Mörder des niederländischen Filmemachers Theo van Gogh aufwuchs. Ihre Schilderungen zeigen deutlich die Defizite beiderseits des Immigrantenproblems aus. Leidtragende sind dabei vor allem die Kinder. Leider versäumt es die Autorin eine eigene Perspektive in die Angelegenheit einzubringen. Stattdessen wiederholt sie wohlbekanntes.
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