Wenn möglich, bitte wenden: Abenteuer eines Autofahrers
Story:
Es ist der ganz normale Autowahnsinn, der täglich auf Deutschlands Straßen herrscht. Tankstellen sind inzwischen große Supermärkte geworden, bei denen der Treibstoff für die Autos zur Nebensache gerät. Die Bordelektronik neigt mit Vorliebe dazu, zu spinnen. Und auf den Autobahnen sind eh immer nur Spinner unterwegs.
Meinung:
Es heißt ja, dass wenn sich jemand an das Steuer eines Wagens setzt, er sich verändert. Doch nur selten kommt die Rede darauf, woran dies liegt. Mit "Wenn möglich, bitte wenden" geht Lutz Schumacher den Ursachen nach.
Der 1968 geborene Autor ist hauptberuflicher Journalist. Er ist Geschäftsführer der Tageszeitung "Nordkurier", nachdem er zuvor unter anderem für den Deutschen Depeschendienst arbeitete. Als Schriftsteller erlangte er mit seinem Erstlingswerk "Senk ju vor träwelling" einen großen Bekanntheitsgrad. Er nahm in dem Buch, welcher lange Zeit auf den Beststellerlisten oben stand, die deutsche Bahn auf die Schippe. In "Wenn möglich, bitte wenden" sind es "typische" Autoerfahrungen. Sein dritter Band "Ich kann so nicht arbeiten" ist 2010 erschienen.
Protagonist der Geschichte ist der Handelsvertreter Harald Grützner. Und jener erlebt die absurdesten Situationen. Mal versucht er verzweifelt zu tanken, mal ist er auf der Suche nach einem Parkplatz oder er will Starenkästen ausweichen. Dabei ist der rote Faden, der sich durch das Buch zieht, dass er mit seinem Bemühungen regelmäßig scheitert. Aufgelockert werden die einzelnen Erzählungen durch verschiedene Textstücke wie beispielsweise einer Liste der allernotwendigsten Automatiken.
Genauso wie bei seinem Vorgängerbuch ist auch "Wenn möglich, bitte wenden" in einem humorvollen Ton geschrieben worden. Der Autor übertreibt seine Schilderungen deutlich. So versucht man in der Tankstelle, in der Harald Grützner verzweifelt tanken will, ihm alles Mögliche anzudrehen. Doch ein einfaches Auftanken ist nicht möglich.
Und tatsächlich klingen die einzelnen Geschichten, wenn man eine einfache Zusammenfassung lesen würde, durchaus komisch. Lustig genug, um eventuell zuzugreifen. Doch wäre dies ein Fehler. Denn der Band ist alles andere, nur nicht humorig.
Denn die Umsetzung gerät viel zu klamaukig. Bei seinem Versuch, beispielsweise die moderne Bordelektronik auf die Schippe zu nehmen, schießt er über das Ziel hinaus. Es wirkt einfach unglaubwürdig, was er schildert. Ein Bordcomputer, der, anstatt zu helfen, den Fahrer schließlich ins Desaster führt, liest sich eher nach Science Fiction, als nach realen Grundlagen. Und dies ist beileibe keine Ausnahme. Wiederholt übertreibt es Schumacher bei der Darstellung der Macken, die einen Autofahrer erwarten.
Einige Ideen sind zwar nett. Doch würden sie besser im Fernsehen wirken, wo sie visuell umgesetzt werden. Bei einer durchschnittlichen Sketchshow würden sie funktionieren, aber nicht um Buchformat.
Am Ende hat man zwar mit der Figur von Harald Grützner Mitleid. Doch ansonsten herrscht Langeweile vor, weil der Band überhaupt nicht überzeugt. Daher auch "Keine Empfehlung".
Fazit:
"Wenn möglich, bitte wenden" ist ein weiteres Buch von Lutz Schumacher. In ihm widmet sich der Autor dem Abenteuer Autofahren und nimmt dabei diverse Aspekte auf die Schippe. Doch der Humor schlägt nicht an. Im Gegenteil: Bei seinem Versuch eine lustige Geschichte zu schreiben, übertreibt es der Schriftsteller. Die diversen Situationen wirken unglaubwürdig und rechte Stimmung kommt auch nicht auf.
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