Tea Party: Die weiße Wut
Story:
Sie sind eine politische Bewegung, an der es aktuell in den USA kein Vorbeikommen gibt. Die Tea Party, jene erzkonservative Strömung in der republikanischen Partei, sorgt für Furore. Doch wieso existiert sie und was macht sie aus?
Meinung:
Viele hier in Europa sind über die amerikanische "Tea Party"-Bewegung sehr irritiert. Man fragt sich, wie es möglich ist, dass eine solch offensichtlich irrlichterende politische Strömung über einen so großen Einfluss verfügt. Die Autorin Eva C. Schweitzer versucht mit ihrem Buch "Tea Party: Die weiße Wut" eine Antwort zu liefern.
Die Schriftstellerin ist promovierte Amerikanistin. Sie wuchs in den USA und Deutschland auf und studierte in München und Berlin. In jener Stadt lebt sie auch aktuell, wobei sie ebenso einen Wohnsitz in New York hat. Sie ist Korrespondentin unter anderem für die "Zeit", "Die Kleine Zeitung" und die "Jüdische Allgemeine". Desweiteren betreibt sie einen Blog auf der taz-Homepage.
Namen wie Sarah Palin, Michelle Bachmann oder Rick Sanatorum sorgen bei so manchem Europäer für Gänsehaut. Sie stehen für die sogenannte "Tea Party", eine erzkonservative Bewegung in der amerikanischen republikanischen Partei. Und jene Strömung verfügt über sehr viel Einfluss. Sogar so viel, dass selbst relative moderate Parteimitglieder wie der Präsidentschaftskandidat Mitt Romney sich ihr anbiedern. Doch abgesehen von den Namen und ein paar Schlagworten weiß man im Prinzip fast nichts. So bleibt Sie ein dunkles Phantom, welches für Unbehagen sorgt.
Frau Schweitzer hatte sich auf eine lange Reise quer durch die USA begeben, wo sie versucht, den Gründen für dieses Phänomen nachzuforschen. In ihrem Buch beschäftigt sie sich mit den bekanntesten Gesichtern der "Tea Party" und stellt ebenso die Geschichte und die Gönner der Strömung vor. Das Ergebnis ist faszinierend geworden, löst aber dennoch das Unbehagen nicht auf. Was vielleicht auch ganz gut ist.
Von Beginn an macht sie klar, dass es keine einheitliche Antwort gibt. Tatsächlich macht sie sogar deutlich, dass diese Strömung sich aus vielen kleinen zusammensetzt, von denen sich einige in ihrer Zielsetzung sogar widersprechen. Es gibt diejenigen, die radikal jede Einwanderung ablehnen und solche, die in dieser Hinsicht relativ moderate Positionen einnehmen. Was sie eint ist das Bedürfnis, in Washington an die Macht zu kommen und dort ihre Ziele durchzusetzen.
Dabei ist es erschreckend und faszinierend zugleich, welche Personen dieser Fraktion zugeneigt sind. Ein Teil von diesen neigen dazu, die Geschichte nach eigenem Interesse zu verbiegen. Andere wiederrum sind überzeugte Anhänger des Kreationismus, der Idee, dass Gott alles erschuf und die Evolution Gotteslästerung ist und daher verboten gehört. Stellenweise fragt man sich, wie es sein kann, dass diese Leute so großen Einfluss haben. Doch auch darauf liefert die Autorin eine Antwort. Es sind die einfachen Slogans und das Wettern gegen "Die Da Oben", unbeachtet der Tatsache, dass einigen von eben diesen großen Einfluss auf die "Tea Party" haben.
Der Band von Frau Schweitzer wurde noch abgeschlossen, ehe die Vorwahlen zum Republikanischen Präsidentschaftskandidaten fertig waren. So konnte sie natürlich nicht mitkriegen, wie ihre "Favoriten" wie beispielsweise Michelle Bachmann oder Newt Gingrich einer nach dem anderen scheiterten. Daher kommt Mitt Romney in ihrem Buch eher am Rande vor. Doch soll dies nicht heißen, dass das Werk an interessanten Fakten verloren hat. Denn wahrscheinlich wird der Kandidat mit einem Vertreter der "Tea Party" gemeinsam antreten, weshalb man "Tea Party: Die weiße Wut" nicht so schnell zur Seite legen sollte.
Doch der Band stellt einen nicht wirklich zufrieden. Denn an einigen Passagen hat man das Gefühl, dass mehr drinnen gewesen wäre, dass man viel mehr über beispielsweise Sarah Palin schreiben können. In einigen Kapiteln widmet sie sich viel mehr eine Beschreibung der amerikanischen Landschaft als der Politik.
Trotzdem büßt das Buch dadurch nicht an Aktualität ein. Vielmehr macht es auf die kommenden Präsidentschaftswahlen in den USA nur noch neugieriger. Man sollte also definitiv "Reinschauen".
Fazit:
Eva C. Schweitzer beschäftigt sich in "Tea Party: Die weiße Wut" mit der bekannten, erzkonservativen Bewegung. Die Autorin beschäftigt sich mit den bekanntesten Gesichtern, der Geschichte sowie den Finanziers dieser Parteienströmung. Dabei macht sie deutlich, dass es keine einheitlich Antwort auf die drängenden Fragen gibt. Sie schildert eindrücklich sogar die teils sich widersprechenden Bestandteile dieser Fraktion. Der Eindruck, der dabei über die Tea Party entsteht, ist der von Grauen und Faszination. Allerdings hätte man sich an einigen Stellen weniger ausführliche Landschaftsbeschreibungen als vielmehr politische Analyse gewünscht.
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