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Delphi sehen und sterben

Story:
Die römische Provinz Griechenland zur Zeit Kaiser Vespasians. Aemilianus, der Schwager des Privatermittlers Marcus Didius Falco, hätte eigentlich längst sein Studium in Athen aufnehmen sollen. Auf dem Weg dorthin hat er allerdings, sehr zum Unmut seiner Familie, ein paar Abstecher zu anderen berühmten griechischen Städten eingelegt – Korinth, Delphi, Olympia.

Dabei begegnete er einer Reisegruppe, die ein schweres Schicksal getroffen hat: Eine frisch verheiratete junge Frau wurde brutal ermordet. Die kriminalistischen Instinkte von Aemilianus, der früher schon als Falcos Assistent tätig war, sind geweckt, und er bittet den Detektiv um Unterstützung. Der wird von seinen Schwiegereltern eindringlich "gebeten", doch nach Griechenland zu reisen und den verlorenen Sohn endlich in die Vorlesungen zu schaffen. Widerwillig lässt Falco sich darauf ein.

Um Aemilianus in Hellas aufzuspüren, scheint es ihm am einfachsten, sich selbst ebenfalls auf die Spur des Mörders zu setzen. Aber das erweist sich, in einem fremden Land, als gar nicht so einfach. Aber immerhin scheint er dem Täter nahe genug zu kommen, dass es bald zu weiteren Todesfällen kommt...

Meinung:
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Und wenn diese Reise eine organisierte Gruppe ist, stehen die Chancen gut, dass es keine besonders fröhliche Erzählung wird. Lindsey Davis fasst so ziemlich alle Horrorerlebnisse, die man aus dem heutigen Pauschaltourismus kennt, zusammen und verfrachtet sie ins erste Jahrhundert. Die Herberge ist nicht ganz so hochklassig wie angepriesen, um nicht zu sagen, die letzte Bruchbude. Bei den Sehenswürdigkeiten warten abgefeimte Fremdenführer und Souvenirhökerer auf unbedarfte Touristen. Die Olympischen Spiele, der Höhepunkt im Reiseplan, finden dann doch leider nicht in diesem, sondern erst im nächsten Jahr statt. Und die Mitreisenden interessieren sich bei den ehrwürdigen Monumenten vor allem für einen freien Fleck, wo sie "Tiberius war hier" einritzen können.

Auch bei den Fahrten, die "Sieben-Stätte-Reisen" organisiert, verspricht die Ankündigung mehr als der Urlaub hinterher hält. Erschwerend kommt außerdem hinzu, dass ein Mitglied der Reisegruppe ermordet wird: Einer jungen Frau wird mit schwerem Sportgerät der Schädel eingeschlagen. Hatte sie sich einen Sommerflirt angelacht, der aus dem Ruder gelaufen ist? Ist eine der regelmäßigen Streitigkeiten mit ihrem Ehemann eskaliert? Oder ist sein einem fanatischen Verfechter der alten Sitten über den Weg gelaufen, nach dessen Meinung Frauen mit ihrer bloßen Anwesenheit die heiligen Stätten entweihen?

Aemilianus hat es sich zum Ziel gesetzt, die Angelegenheit aufzuklären. Noch mehr weckt sein Interesse die Tatsache, dass vor drei Jahren schon einmal eine junge Frau bei einer Reise derselben Organisatoren zu Tode kam. Falco wird von der Familie dazu verdonnert, seinen Schwager endlich zu seinen Studien zu schaffen. Dafür erscheint es dem Ermittler am vielversprechendsten, wenn er die Todesfälle selbst aufklärt. Sobald diese Rätsel gelöst sind, sollte man Aemilianus doch nach Athen lotsen können.

Das ist aber leichter gesagt als getan. Die Spur in Griechenland ist längst kalt, nicht nur die von vor drei Jahren. Auch beim aktuellen Fall legen anscheinend einflussreiche Leute Wert darauf, alles unter den Teppich zu kehren, um den Tourismus nicht zu stören. Ermordete Gäste sind schlecht fürs Geschäft. Entsprechend stochert Falco auch über den meisten Teil des Buches eher lustlos im Nebel herum und überlegt sich gelegentlich, doch einfach nach Hause zu fahren, Aemilianus hin oder her. Erst gegen Ende des Romans macht der Detektiv nennenswerte Fortschritte.

Im Zentrum der Geschichte steht nicht der Kriminalfall, der ist eher Anlass und Motor der Handlung: Solange Falco, Helena und ihre Begleiter noch in Griechenland ermitteln, können sie nicht heim nach Rom. Und wenn sie die Wege der Opfer, Zeugen und Tatverdächtigen durch das antike Hellas nachvollziehen, bietet das der Autorin Gelegenheit, auch den Leser auf eine ausführliche Tour durch die einschlägigen Sehenswürdigkeiten mitzunehmen. Das tut Lindsey Davis ziemlich ausführlich. Wer sich nicht für Beschreibungen von Tempeln, Sportstätten und anderen berühmten Gebäuden und Anlagen begeistern kann, wird in "Delphi sehen und sterben" einige Längen vorfinden. Die Handlung plätschert dahin, nicht wirklich unangenehm oder nervend, aber längst nicht so fesselnd wie in früheren Abenteuern aus der Serie.

Auch die für diesen Roman geschaffenen Nebenfiguren überzeugen nicht so, wie es in früheren Folgen der Reihe der Fall war. Sie wirken häufig, nun, wie Touristen: Man merkt sich vielleicht den Namen desjenigen, der im Reisebus neben einem sitzt, aber nach zwei Wochen ist die Reise zu Ende und man wird sich im Zweifel nie wieder begegnen. Ebenso ohne längerfristigen Einfluss sind die Charaktere. Die Mitglieder der Reisegruppe von "Sieben-Stätten-Reisen" werden außerdem so geballt vorgestellt, dass es nicht leicht ist, sie auseinanderzuhalten.

Auf der positiven Seite können die Hauptfiguren wie von Lindsey Davis gewohnt voll überzeugen. Speziell Falco und Helena sind, wie die Fans sie seit mittlerweile 17 Bänden lieben. Wenn die beiden etwa ihre Liebesbeziehung mit der arrangierten Ehe des Mordopfers vergleichen oder sich nach ihren in Rom bei den Großeltern gebliebenen Töchtern sehen, zeigt die Autorin ihre Könnerschaft. Albia, die im letzten Band um "Das Geheimnis des Scriptors" noch eine positive Überraschung war, beschränkt sich hier wieder auf eine klare Nebenrolle. Auf der anderen Seite wirkt ihr desinteressiertes Verhalten, außer es geht um gutaussehende Jungs, für ein sechzehnjähriges Mädchen nicht unbedingt unrealistisch.

Krimierfahrene Leser könnten sich an einen anderen blutigen Urlaub erinnert fühlen, nämlich an den in Agatha Christies Roman "Das Böse unter der Sonne". In einer Reisegruppe an einem sonnigen Ort kommt es zu einem Todesfall, und im Laufe der Zeit steigt die Zahl der Opfer immer weiter. Auch die Atmosphäre ist zumindest ähnlich. An die "Queen of Crime" kommt Lindsey Davis bei aller Liebe aber nicht heran, vor allem in diesem Band. "Delphi sehen und sterben" ist einer der schwächeren Falco-Romane. Wer die Reihe schon länger verfolgt, wird sich über ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern freuen. Neueinsteiger dürften anhand dieses Romans aber nur schwer für die Serie zu begeistern sein. Für eine entspannte Lektüre am Strand eignet sich der Roman aber allemal.

Fazit:
Ein schwächerer Band aus der Reihe um den altrömischen Privatschnüffler Falco. Wer sich nicht für die ausführlich geschilderten Sehenswürdigkeiten im antiken Griechenland interessiert, dürfte den Roman eher langatmig finden. Auch die für diese Geschichte geschaffenen Nebenfiguren überzeugen nicht, die Hauptfiguren, insbesondere Falco und seine Helena, dafür um so mehr. Das alleine dürfte aber nicht reichen, um Neueinsteiger anhand dieses Bands für die Reihe zu begeistern.

Delphi sehen und sterben - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Lindsey Davis
Delphi sehen und sterben
See Delphi and Die

Übersetzer: Susanne Aeckerle
Erscheinungsjahr: 2010



Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck

Verlag:
Knaur

Preis:
€ 8,99

ISBN:
978-3-426-50260-0

471 Seiten
Positiv aufgefallen
  • Falco und Helena überzeugen wie gewohnt
  • Ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern für langjährige Fans
Negativ aufgefallen
  • Die Beschreibungen von Tempeln, Sportstätte, Siegessäulen, Stadttoren etc. nehmen überhand
  • Die Geschichte und vor allem der Kriminalfall kommen lange nicht recht vom Fleck
  • Die für diesen Roman geschaffenen Nebenfiguren scheinen nur eine geringe Halbwertszeit zu haben
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Rezension vom: 16.07.2012
Kategorie: Historisches
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