Das große Buch der Backrezepte
Story:
Von Aachener Printen bis Zwiebelstrudel, von Klassikern bis zu Spezialitäten aus aller Welt, von Torten bis Waffeln oder Brot: 1.000 Rezepte sollen zu leckerem Backwerk auf dem Tisch verhelfen.
Meinung:
Es gibt Kochbücher, die vor allem beim Lesen und Durchblättern Freude machen. Großformatige, gut in Szene gesetzte Fotos und insgesamt eine appetitanregende Aufmachung sorgen dafür, dass man sie öfter auf dem Kaffeetisch findet als in der Küche. Und es gibt Kochbücher, deren Hauptaugenmerk darauf liegt, bei der tatsächlichen Herstellung der Köstlichenkeiten in der eigenen Küche zu helfen. ",Das große Buch der Backrezepte" gehört zu letzterer Kategorie.
Groß ist es mit Sicherheit, die 640 Seiten bringen einiges Gewicht auf die Waage. Und ohne nachgezählt zu haben, die Behauptung des Verlags, dass 1.000 Rezepte enthalten seien, ist zumindest glaubwürdig. Den Anfang macht ein Teil "Was kommt vor dem Backen?", in dem die wichtigsten Backuntensilien, Backformen, Herdtypen und einige grundlegende Zutaten kurz vorgestellt werden. Außerdem wird Schritt für Schritt erklärt, wie man insgesamt zehn Grundteige zubereitet. Manches in diesem Bereich wirkt wie Zeilenschinden, wenn etwa erklärt wird, dass es Küchenwaagen in vielen Ausführungen gibt. Auf der anderen Seite finden sich hier auch viele Informationen, die nicht jedem Hobbybäcker schon bekannt gewesen sein dürften.
Den weit überwiegenden Hauptteil machen die Rezepte aus. Dabei wird sichtbar Wert auf die gute Umsetzbarkeit gelegt. Fotos gibt es keine, nur gelegentlich lockern Strichzeichnungen die Seiten auf. Jedes Rezept ist mit einer Anmerkung versehen wie "Sehr einfach", "Exotisch und leicht" oder "Mit Marzipanhaube". Die Zutaten sind mit einer Mengenangabe ("für 10 Stücke") am Rand aufgelistet, daneben die Vorgehensweise kurzgefasst in einer Aufzählungsliste. Unter jedem Rezept steht die zu erwartende Gesamtdauer inklusive Backzeit, wie lange man davon tatsächlich arbeiten muss und wieviel Kalorien ein Stück des Backwerks auf die Hüften zaubert. Das sind genau die Informationen, die man in der Küche zwischen Rührschüssel und Springform braucht.
Die Bandbreite ist erwartungsgemäß sehr groß, alleine das Rezeptregister geht über zehn Seiten. Von Klassikern über Obstkuchen und Kuchen mit Quark & Co bis zu einfachen oder festlichen Torten oder Törtchen, von Waffeln bis Kleingebäck, von der Vollkornbäckerei über Herzhaftes bis Brot und Brötchen, von Backwerk zu speziellen Ansichten wie Weihnachten oder Ostern bis zu Spezialitäten aus Europa, Asien und Nord- und Südamerika ist mehr oder weniger alles vertreten.
Die Autorin ist gelernte Hauswirtschaftsmeisterin und hat langjährige Erfahrung als Redakteurin bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften. Diese Orientierung an der Praxis merkt man dem Buch auch deutlich an. Darunter leidet zwar der Schmökerfaktor, aber es wird den Band zum oft konsultierten Begleiter beim Backen machen. Sehr spezielle Spezialitäten sollte man in diesem Buch nicht suchen, aber mit den enthaltenen Rezepten kann man so manchen Geburtstag von Tante Ilse oder Kaffeeklatsch bei der Nachbarin bestreiten, ohne sich zu wiederholen. Die Autorin hat die Rezepte auch erkennbar danach ausgewählt, dass sie von Otto-Normal-Hobbybäcker bewältigt werden können. Das schränkt zwar den Angebefaktor wieder etwas ein, aber wenn man die komplexen Creationen so manch anderen Backbuchs ohnehin nicht hinbekommt, ist man mit einfacherem, aber verlässlichen vielleicht eher bedient.
"Das große Buch der Backrezepte" ist kein Buch, das man im Wohnzimmer "versehentlich" liegen lässt, um die Schwiegermutter zu beeindrucken. Aber es kann sehr wohl ein Buch sein, mit dem man in der Küche steht und eine Prinzregententorte backt, um die Schwiegermutter zu beeindrucken.
Fazit:
"Das große Buch der Backrezepte" ist weniger auf Hochglanz als vielmehr auf die Praxis ausgerichtet. Die Rezepte sind kurzgefasst und bieten alle Informationen, die man mit den Händen im Hefeteig braucht, auf einen Blick. Die Bandbreite ist beeindruckend und die Verlagswerbung mit "1.000 Rezepten" durchaus glaubwürdig. Kein Kochbuch zum Schmökern oder für den Kaffeetisch zum Angeben, sondern eher etwas für die Praxis für den Kaffeeklatsch am Wochenende.
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Monika Donath
Das große Buch der Backrezepte
Erscheinungsjahr: 1995
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Südwest
ISBN: 3-517-01718-3
640 Seiten
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