Honor Harrington Band 26: Der letzte Befehl
Story:
Einem unbekannten Feind gelingt das schier unmögliche: Auf einem Schlag beraubt er Manticore nicht nur eines Großteils seiner Militärindustrie, sondern tötet damit auch Millionen von Menschen. Für das Sternenkönigreich reißen damit die Hiobsbotschaften nicht ab. Denn die Solare Liga schickt eine riesige Flotte los, um die Sternennation zu vernichten. Und es gibt kaum noch Hoffnung, auf lange Sicht zu überleben.
Meinung:
"Der letzte Befehl" nimmt die Handlungsfäden aus "Honors Mission" auf und führt sie weiter. Zu sagen, dass dieser Roman für die "Honor Harrington"-Serie dadurch von essentieller Wichtigkeit ist, ist untertrieben. Jeder Fan der Reihe wird dieses Buch besitzen müssen, markiert es schließlich einen dramatischen Wendepunkt.
Heimlich, ohne dass es die Manticorianer mitkriegten, schleuste Mesa spezielle Schiffe in das Sternensystem ein. Diese legten Raketengondeln aus, ehe sie sich davon machten. Und als die Gondeln zündeten, war das Ergebnis verheerend. Auf einen Schlag verlor das Sternenkönigreich nahezu alle seine gesamte stellare Produktionsanlagen und Raumstationen, die für den Krieg von immenenter Wichtigkeit waren. Gleichzeitig sorgten die Trümmer für viele Todesopfer auf den Planeten des Sternensystems.
Zufälligerweise wird zu diesem Zeitpunkt in der Solaren Liga eine Angriffsflotte in Bewegung gesetzt. Das Ziel jener ist klar: Dem Sternenkönigreich endgültig den Rest zu geben. Zwar haben die Manticorianer keine Zweifel, dass sie die Angreifer schlagen können. Doch was danach kommt, sieht für die Sternennation nicht gut aus. Denn jetzt fehlt ihnen die Produktionskapazität um die Munition und Schiffe, die verloren gingen, zu ersetzen. Und selbst Honor Harrington kann dagegen nichts unternehmen. Ist dies das Ende für Manticore?
Zu sagen, dass dieser Roman alles verändert, wäre untertrieben. Mit einem Schlag macht David Weber klar, dass nichts mehr so ist, wie bisher. Mit einem Handstreich sozusagen verändert er das bisher gewohnte Szenario seiner Serie. Die Zukunft für Manticore sieht düster aus, oder?
Im vorherigen Teil der Geschichte drehte David Weber die Spannungsschraube fast bis zum Anschlag. Es ist fast eine Erlösung, als er schließlich schreibt, wie die Raketen Manticore zusetzen. Doch das schlägt schnell in Entsetzen um, als einem klar wird, was für Verluste das Sternenkönigreich erlitt. Die Konsequenzen daraus sind weitreichend.
Gleichzeitig ist sich der Autor auch nicht zu schade dafür, wichtige Personen zu opfern, um die Dramatik zu unterstreichen. Denn auch Honor Harringtons Familie und Bekanntenkreis wird von diesem Angriff und dessen Konsequenzen stark in Mitleidenschaft gezogen. Zum ersten Mal seit langer Zeit schafft er etwas, was man für unmöglich hielt: Er erzeugt Spannung und Mitgefühl für seine Protagonisten.
Doch damit sind die Überraschungen noch nicht vorbei. David Weber begnügt sich nämlich nicht damit, es bei diesem Schlag bleiben zu lassen. Auch die politische, interstellare Landschaft verändert er. Ohne allzu viel zu verraten: Haven wird auf Grund der Ereignisse wieder aktiv.
Für einen Moment hat man die Hoffnung und vielleicht sogar Illusion, dass der Autor wieder zu seiner alten Stärke zurückgefunden hat. Doch diesen Eindruck vernichtet er dann später gründlich. Es ist nicht so, dass er es geschafft hat, seine Schwächen zu überwinden. Er konnte sie nur übertünchen.
Dass die Solare Liga angreift, weil erneut Ereignisse solange manipuliert wurden, bis sie den Machthabern passen, nimmt man schon fast als gegeben hin. Dadurch werden allerdings auch gleichzeitig die Parallelen zur alten Volksrepublik erneut unterstrichen. Auch da waren die Führungspersonen fast alle inkompetent und wurde die Wahrheit unterdrückt, weil sie den Verantwortlichen nicht passte.
Viel schlimmer ist, dass er immer noch zu seitenweisen Dialogen und überfrachten Darstellungen neigt. Im Verlaufe des Romans existiert eine Szene, in der sich die wahren Drahtzieher hinter dem Konflikt treffen um die gelungene Umsetzung ihrer Pläne zu feiern. Dabei listet David Weber ausführlich auf, wer alles daran teilnimmt. Das ist überflüssig und hätte in der Länge nicht sein müssen.
Deshalb wird der positive Auftakt durch den negativen Nachklapp zunichte gemacht. Mehr, als "Für Zwischendurch", ist das Buch nicht.
Fazit:
Mit "Der letzte Befehl" führt David Weber die Veränderungen, die in "Honors Mission" begannen, zu Ende. Drastisch verändert er die Landschaft seiner Serie und macht klar, dass nichts mehr so ist, wie bisher gewohnt. Die Art und Weise, wie er diese Veränderungen durchführt, sind sehr spannend geschrieben. Doch was danach kommt, ist leider nicht so gut geworden. Die Parallelen zwischen der Solaren Liga und der alten Volksrepublik Haven treten stärker hervor, und die seitenlangen Dialoge und überfrachten Darstellungen sind ebenfalls vorhanden.
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