Nachtkrieger: Ewige Begierde
Story:
Einst wurden neun Wikinger von einer Hexe verflucht. Sie sind unsterblich geworden und verwandeln sich zu bestimmten Zeiten in Tiere. Nur die große Liebe kann sie erlösen. Und jetzt scheint es Steinarr zu erwischen, als er auf die selbstbewusste Maud trifft, die vor ihrem Onkel flieht. Ist sie die eine?
Meinung:
Die Legende von Robin Hood ist seit ihrem Entstehen schon viele Male neu interpretiert worden. Es gab Zeichentrickfilme, in denen die Protagonisten Tiere waren, oder eine TV-Serie, die die Rollen von Robin und Marian vertauschte. Nun wagt sich auch Lisa Hendrix an den Mythos. Das Ergebnis liest man in "Nachtkrieger - Ewige Begierde".
Vor vielen Jahrhunderten verfluchte eine Hexe neun Nordmänner. Sie wurden unsterblich und dazu verdammt, einen Teil des Tages in einer Tiergestalt zu verbringen. Lange Zeit schien es so, als es ob keine Erlösung gäbe. Bis der Wikinger Ivar, der sich bei Tages-Anbruch in einen Adler verwandelte, die Liebe seines Lebens fand. So konnte er den Fluch brechen und in Frieden sterben.
200 Jahre sind seit damals vergangen, und die Krieger haben sich in alle Himmelsrichtungen verstreut. Auch Steinarr gehört zu jenen. Er versucht im England des 13. Jahrhunderts sein Dasein als Kopfgeldjäger und gelegentlicher Räuber zu fristen. Des Nachts verwandelt er sich in einen Löwen, der dann umher wütet. Nur sein Freund Torvald, der den Tag als Pferd verbringt, ist seine einzige Begleitung. Doch dann trifft er auf zwei Flüchtlinge, deren Begleiter Little John von Räubern getötet wurde. Es sind Robin und Maud, die vor dem Guy of Gisbourne fliehen. Und jener hat Steinarr angeheuert, den Jungen zu töten und das Mädchen ihm zu bringen. Doch gibt es ein Problem: Der Krieger hat sich in sie verliebt und muss nun entscheiden, was er machen soll.
Little John, Robin, Maud, die in Wahrheit Marian heißt und der Guy of Gisbourne: Keine Zweifel, alles Elemente aus der Legende von Robin Hood. Doch Lisa Hendrix interpretiert diese auf eine vollkommen eigene Art und Weise, die nur am Rande etwas mit der ursprünglichen Sage zu tun hat. Und so macht es einen Großteil des Lesevergnügens aus, dass man versucht herauszufinden, welchen Teil der alten Erzählung die Autorin auf ihre Art und Weise interpretiert hat.
Doch die Schriftstellerin hat sich nicht nur auf die Vorlage verlassen, sondern auch darüber hinaus ihre eigene Geschichte nicht vergessen. Und die ist gewohnt spannend. Das liegt vor allem an den Figuren, die sich von den bekannten Charakteren aus Band 1 wohltuend unterscheiden.
So wirkt Steinarr zuerst äußerst ungehobelt und nur auf das Äußere fixiert. Erst nach und nach ändert sich dies, und man erkennt, dass unter der groben Hülle doch ein weicher Kern steckt. Eine Person, die fähig ist, Hoffnung zu empfinden, obwohl sie dies doch eigentlich in den letzten Jahrhunderten schon fast verlernte.
Dazu trägt auch Maud bei. Eine junge Frau, die ihren eigenen Kopf hat und doch bereit ist, Opfer zu bringen. Um ihren angeblichen Cousin Robin zu retten, bietet sie ihren Körper Steinarr an. Etwas, worauf er es von vorne herein abgesehen hatte.
Aus dem ersten Teil tauchen bekannte Figuren auf. Die Hexe Cwen ist dieses Mal prominenter vertreten, als sie, getarnt als Nonne, versucht die Krieger aufzuhalten, und ihre Rache zu haben. Ebenso trifft man auch auf Ari, dem Raben wieder, der der Schreiber der Gruppe ist. Wohlbekannte Gestalten, deren Charakterisierung die Autorin weiter fortschreibt.
Doch benötigt der Band Zeit, ehe die Geschichte endlich so spannend ist, dass man ungetrübt weiterlesen kann. Ein Drittel vergeht, ehe man sich endlich an die Figuren gewöhnt hat. Eine Menge an Seiten, doch am Ende lohnt es sich.
Wenn man bereit ist und das nötige Sitzfleisch besitzt, kann man getrost in das Buch "Reinschauen".
Fazit:
Mit "Nachtkrieger - Ewige Begierde" führt Lisa Hendrix ihre Romantic Fantasy-Serie fort. Es erfolgt ein Handlungs- und Zeitwechsel. Gleichzeitig nutzt die Autorin das neue Szenario, um schon fast liebevoll mit dem "Robin Hood"-Mythos zu spielen. Es macht Spaß zu lesen, was die Schriftstellerin sich alles einfallen ließ und was auf dieser alten Legende basiert. Auch ihre Charakter-Arbeit ist hervorragend gelungen. Doch der Band braucht Zeit, bis er Fahrt aufnimmt. Ein Drittel kann vergehen, ehe dies passiert. Und man muss bereit sein, sie zu investieren.
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