Weltenwanderer
Story:
Die Erde in der Zukunft: Man hat im Weltall Spuren außerirdischen Lebens entdeckt und beschließt daher, ein Raumschiff auszusenden, um sich vor Ort umzugucken. Doch die Reise bis dahin wird dauern. Denn trotz des Überlichtsantriebes benötigt die Envory 120.000 Jahre, bis sie am Ziel angekommen ist. Eine Zeit, in der sich viel verändert.
Meinung:
Laut Albert Einstein kann sich nichts schneller bewegen, als das Licht. Ein Dilemma, für allem für Science Fiction-Autoren. Wenn es darum geht, diese physikalische Grenze zu umgehen, lassen sie sich einiges einfallen. Meistens lassen sie die Raumschiffe in ein übergeordnetes Kontinuum eintauchen, wo die Lichtgeschwindigkeit nicht gilt. Einen anderen Ansatz hat Poul Anderson in "Weltenwanderer" gewählt.
Der 2001 verstorbene Poul William Anderson begann seine schriftstellerische Karriere noch im Golden Age der Science Fiction. Und sie dauerte bis zu seinem Tod und darüber hinaus an. Seine Tochter Astrid ist mit dem Schriftsteller Greg Bear verheiratet.
Eines Tages findet die Menschen Spuren außerirdischer Raumfahrt im All. Doch der Weg dorthin ist weit, und noch besitzt sie nichts, um die Entfernung schnell zu überbrücken. Das ändert sich, als der Überlichtantrieb erfunden wird. Doch selbst dann dauert die Reise.
120.000 Jahre wird die Envory unterwegs sein. Es handelt sich hierbei um das erste Schiff, welches den Überlichtantrieb besitzt. Eine lange Zeit, doch nach Einsteins Theorien wird die Besatzung sie als deutlich kürzer empfinden. Denn die zehn Männer und Frauen, die an Bord gehen, werden auch das Ziel der Reise miterleben. Doch nichts kann sie dafür vorbereiten, was sie dort erwartet und darauf, wie die Erde sich verändern wird.
Jedes Kind kennt die Geschichte von dem Zwillingspaar, bei dem der eine an Bord eines Schiffes steigt und mit Lichtgeschwindigkeit reist, während der andere am Boden zurück bleibt. Als der Zwilling zurückkehrt, sind für den zurückgebliebenen Jahre vergangen, für den Raumfahrer nur Stunden. In der Science Fiction wird dies gerne ignoriert. Nicht so bei Poul Anderson, der diese physikalischen Gesetze zum Hauptelement seines Romans macht.
Bei ihm existiert zwar die überlichtschnelle Geschwindigkeit. Doch selbst mit ihr dauert eine Reise bis zum Ende der Galaxis noch jede Menge Zeit. Und damit muss die Besatzung umgehen können.
Gleichzeitig beginnt der Autor auch ihnen moralisch den Boden unter den Füßen weg zu ziehen. Denn während sie reisen, beobachten sie, wie in der Heimat nach und nach die Raumfahrt eingestellt wird. Keine sonderlich ermutigende Beobachtung.
Doch auch am Ziel angekommen, sieht es für sie nicht besser aus. Sie stoßen zwar auf eine außerirdische Rasse, doch auch diese hat die Raumfahrt vor langer Zeit aufgegeben. Und ein Großteil dieser scheint nicht willens zu sein, sie wieder aufzunehmen.
Allerdings muss man auch sagen, dass es Poul Anderson nicht gelingt, aus diesen Handlungselementen etwas zu machen. Das fängt schon bei der Besatzung an, die natürlich den klischeehaften, bislang unerkannten Psychopathen an Bord hat. Ebenso lesen sich weite Strecken des Romans erstaunlich spannungslos. Selbst der große Moment, wo der Erstkontakt erfolgt ruft kaum das Bedürfnis hervor, weiter zu blättern. Man muss sich geradezu zwingen. Und dies ist bei einem Schriftsteller vom Formate Poul Andersons schon ziemlich bezeichnend.
Dennoch "Für Zwischendurch" ist der Roman empfehlenswert.
Fazit:
"Weltenwanderer", von Poul Anderson, hat viel Potential. Die Geschichte einer überlichtschnellen Reise, bei der trotzdem jede Menge Zeit vergeht, bietet einiges. Und so spielt der Autor mit den Emotionen der Besatzung. Doch leider gelingt es ihm nicht, die Ereignisse spannend darzustellen. Über weite Strecken wirkt das Buch erschreckend spannungsarm und kann nicht überzeugen.
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