Die Päpste
Story:
Das Papsttum stellt die einzige Herrscherlinie dar, die seit der Antike durchgehend existiert. In all diesen Jahren wechselten sich nicht nur die Stellvertreter Christi auf Erden ab, sondern ebenso die Ausübung der Politik. Zeit, sich näher mit ihnen zu beschäftigen.
Meinung:
Als 2005 Joseph Ratzinger zum Papst gewählt wurde, wurde diese in Deutschland euphorisch gefeiert. Anlässlich dieses deutschen Vertreters Christus auf Erde entstanden viele Schriften und Bücher, darunter auch das vorliegen. Doch wie kann sich "Die Päpste" von Horst Fuhrmann behaupten?
Der Autor wurde 1926 in Kreuzburg in Oberschlesien geboren und verstarb 2011 in Steinebach am Wörthersee. Er studierte nach Kriegsdienst - und -Gefangenschaft an der Universität Kiel Geschichte, Klassische Philologie und Rechtsgeschichte. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt waren Kirchen- Recht und Geschichte. Er hatte einen Lehrstuhl an der Universität Tübingen und war unter anderem lange Zeit der Monumenta Germaniae Historica, einer Institution, die mittelalterliche Quellentexte wissenschaftliche bearbeitet.
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. In Teil I werden dem Leser einige Grundtatsachen vorgestellt. Dazu gehören auch die materiellen Grundlagen oder die Suche nach dem Petrusgrab. Ebenso erfährt man auch alles über die Historie der Papstwahl, von damals bis heute.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Geschichte der Päpste. Untergliedert in verschiedene historische Abschnitte, wie beispielsweise dem ersten Jahrtausend oder dem vatikanischen Zeitalter stellt Horst Fuhrmann ausgewählte Repräsentanten des Papsttums vor. Dieser Abschnitt endet mit einem Blick in die Zukunft, sowie einer langen Analyse der Papstgeschichtsschreibung. Abgerundet wird das Buch durch eine Papstliste, einem Register sowie Bildnachweisen.
Fuhrmanns Schreibstil ist nüchtern zurückhaltend. Er bewertet nicht, sondern berichtet. Eine wichtige Unterscheidung, zeigt sie doch, dass er in dieser Hinsicht den Idealen Theodor Mommsen folgt. Nur gegen Ende des Bandes weicht er davon ab und bezieht eindeutig Stellung zum aktuellen Papst. Der Text liest sich sehr flüssig und ist auch für Nichtwissenschaftler verständlich.
Die Informationsdichte ist in dem Buch hoch. Der Autor weiß einiges zu berichten und er lässt den Leser ausführlich daran teilhaben. So schildert er beispielsweise äußerst lebendig, wie Karl der Große überraschend zum Kaiser gekrönt wurde. Dies macht den Band so lesenswert.
Und als ob dies nicht schon genug wäre, baut Herr Fuhrmann jede Menge Fakten über Bilder und Darstellungen ein. Es vergeht kaum eine Seite, ohne dass ein Abbildung zu sehen ist, in der der Schriftsteller ausführlich erklärt um was es sich handelt und in welcher Bedeutung das gesehen zu bewerten ist. Oft sind diese sogar interessanter als der Text, beispielsweise wenn darüber berichtet wird, wie der Leichnam eines Papstes zur Herstellung von Reliquien benutzt wurde.
Wer allerdings von dem Buch eine vollständige Biographie aller Päpste erwartet, der wird enttäuscht sein. Der Autor konzentriert sich immer nur auf bestimmte, die gewisse Epochen repräsentieren. Dies hat zur Folge, dass die uninteressanten Petrus-Nachfolger nur am Rande erwähnt werden, beziehungsweise erst in der sich am Ende befindlichen Papstliste.
Auch bestimmte historische Details, wie die angebliche Päpstin oder die Herkunft des Zölibats werden nur am Rande knapp behandelt. Es scheint so, als ob sie für den Autoren nicht von Belang sind. Dies ist schade, da man besonders auf die Argumente für oder gegen die Existenz des weiblichen Papstes gespannt war. Doch diese fallen kurz und knapp aus und wirken nicht überzeugend.
Dennoch ist dies ein Band zum "Reinschauen".
Fazit:
"Die Päpste" ist die ausführliche Beschäftigung Horst Fuhrmanns mit der am längsten existierenden Herrscherlinie. Das Buch liest sich flüssig und die Informationsdichte ist hoch. Immer wieder erfährt man interessante Dinge. Leider werden nicht alle Päpste charakterisiert und bestimmte historische Details werden nur am Rande behandelt.
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