Hapu: Teufel im Leib
Story:
Hapu hat dieselben Vorlieben, wie sie eine junge Frau ihres Alters hat. Sie geht gerne aus, liebt ihr Motorrad und prügelt sich für ihr Leben gerne. Daran merkt man, dass sie kein Mensch ist. Denn sie hat schneeweiße Haut und Appetit auf Menschenfleisch.
Meinung:
Fantasy aus deutschen Landen ist nichts Ungewöhnliches. Schon viele Autoren haben ihre Geschichten in fiktionalen Reichen spielen lassen, in denen beispielsweise Magie und Drachen alltäglich sind. Doch nur wenige schreiben Geschichten, die in der Gegenwart stattfinden. Einer der wenigen Schriftsteller, die dies tun ist Michael Zandt. Mit "Hapu: Teufel im Leib" liefert er sein Buch-Debüt ab.
Zuvor hat er viele Kurzgeschichten geschrieben. Er lebt, arbeitet und schreibt im Schwabenland. Wie seine Heldin war er leidenschaftlicher Motorradfahrer, hat sich jedoch inzwischen von seiner Maschine getrennt.
Hapu ist eine Asartu. Ihre Spezies zeichnet sich dadurch aus, dass sie schneeweiße Haut und einen Schwanz haben. Gemäß ihrer Legende wurden sie einst von Luzifer persönlich erschaffen, um das Universum zu erobern. Da sie jedoch an dieser Aufgabe scheiterten, verstieß er sie. Und seitdem leben sie auf der Erde. Besonders in Deutschland konnten sie sich ansiedeln.
Hapu genießt das Leben. Sie weiß sich zu wehren und ist ein fanatischer Anhänger der Stuttgarter Kickers. Prügeleien geht sie nicht aus dem Weg, sondern fordert sie förmlich heraus. Eines Tages ändert sich ihr Lieben von Grund auf. Dann wird sie zu einer besonderen Versammlung ihrer Rasse eingeladen. Und dort gerät sie ein machtpolitisches Ränkespiel sondergleichen, an deren Ende ihre Ausweisung aus der Bundesrepublik steht. Sie wird nach Kemet, der zweiten Heimat ihrer Spezies abgeschoben. Und auch dort kann sie nicht in Frieden leben. Denn sie scheint etwas Besonderes zu sein. Wiederholt hat sie Visionen von einem früheren Leben und das Wort "Sepuku" geht ihr nicht aus dem Kopf. Was bedeutet dieses und wieso interessieren sich die Dämonen, die natürlichen Gegenspieler der Asartu so für sie?
Das schwierigste eines jeden Schriftstellers ist nicht alleine das Schreiben an sich, sondern das sogenannte "Worldbuilding". Er muss sich genau sicher sein, was für Gesetze und Geschichten in seinem erfundenen Universum stattgefunden haben. Und dies muss in sich logisch und schlüssig wirken. Als Leser weiß man, dass diese Arbeit gelungen ist, wenn man davon nichts merkt und sich voll und ganz auf die Erzählung konzentrieren kann.
Michael Zandts Welt bleibt einem dennoch im Gedächtnis hängen. Einfach, weil seine Welt ein hervorragendes Beispiel für eine solche gelungene Arbeit ist. Man merkt an kleinen Dingen, wie viel Gedanken er sich gemacht haben muss. So führt er beispielsweise das Konzept der Körperspender ein, Menschen die ihren Leib den Asartu geben, damit sie sich davon ernähren können.
Auch wirft der Autor ein interessantes Bild darauf, wie die Asartu und Dämonen in Deutschland eingebunden sind. Bei letzterem ist es interessant, dass sie wohl für gewisse staatliche Organe arbeiten.
Die Handlung von "Hapu" braucht lange, bis sie endlich den Leser in den Bann zieht. Dies liegt vor allem an der Protagonistin. Immer dann, wenn man meint, sich mit ihr angefreundet zu haben, geschieht etwas, dass dieses Vertrauen erschüttert. So fängt sie auf einmal an einen Passanten zu verprügeln, nur weil dieser sie nervt.
Erst, wenn man sich an diese Brutalität von ihr und ihrer Rasse gewöhnt hat, was allerdings nicht so einfach ist, kann man den Roman gut lesen. Doch schnell stößt man auf das nächste Problem. Der Autor baut jede Menge Handlungsstränge ein, entwickelt jedoch keinen von ihnen richtig weiter.
Da ist zum Beispiel die Idee einer Anführerin, die nicht den Maßstäben der konservativen Asartu genügt. Nach einem Intrigenspiel kommt sie ums Leben und Hapu beginnt damit, die Verschwörer zu jagen und zu töten. Darunter auch denjenigen, der sie vergewaltigt hat. Was bei anderen Autoren für einen ganzen Roman oder Zyklen ausreicht, arbeitet Michael Zandt innerhalb von ungefähr 50 Seiten ab und wendet sich dann der nächsten Idee zu.
Auch ist der Kontrast zwischen den verschiedenen Handlungsebenen zeitweise sehr stark. Eben noch hat man Drama pur gelesen nur um ein paar Seiten später eine müde Parodie auf die Bürokratie vor sich zu haben. Es entsteht der Eindruck, als ob Michael Zandt bestimmte Einfälle hatte, die er auf Teufelkommraus in die Handlung einbauen wollte, egal ob sie jetzt passten oder nicht.
Gewöhnungsbedürftig sind die Illustrationen von Grit Richter. Der Stil der Zeichnerin ist mangahaft und unterstreicht die Handlung mit ganzseitigen Darstellungen einiger Szenen.
Das Buch hat Potential, doch schafft es der Autor nicht, dieses wahrzunehmen. Dennoch ist der Roman perfekt "Für Zwischendurch" geeignet.
Fazit:
Michael Zandt liefert mit "Hapu: Teufel im Leib" sein Roman-Debüt ab. Der Band beeindruckt durch die ausgeklügelte Welt, die der Schriftsteller sich erdacht hat. Alles wirkt logisch und stimmig. Schwierig wird es, wenn man versucht, mit der Protagonistin warm zu werden, was nicht einfach fällt. Doch das Hauptmanko sind die zu vielen Einfälle, die der Autor hat. Das führt dazu, dass er die verschiedenen Ideen nicht richtig ausbaut, sondern sie schnell abhandelt und sich zur nächsten begibt.
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Michael Zandt
Hapu: Teufel im Leib
Erscheinungsjahr: 28. November 2011
Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen
Verlag:
Candela Verlag
Preis: € 11,80
ISBN: 978-3-942635-19-6
273 Seiten
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