Während ich schlief
Story:
Rose Fitzroy ist die Tochter der Besitzer des größten Firmenkonsortiums der Welt. Doch als ihre Eltern sie dann in Stasis versetzen, verändert sich jene für sie dramatisch. Mehr 62 Jahre vergehen, ehe sie wieder erweckt ist. Und während dieser Zeit ist ihre Familie verstorben. Nur sie ist noch übrig, und damit die Erbin des Unternehmens. Gleichzeitig wird durch ihr Aufwachen etwas erweckt, welches sich dann sofort daran macht, sie zu finden und, wenn notwendig, zu töten.
Meinung:
Wäre es nicht schön, wenn man sich schlafen legen könnte, und so im Vorbeigehen mal eben ein paar Jahre vergehen. So könnte man, falls man die aktuelle Weltlage nicht verträgt, erst dann wieder aufwachen, wenn sie wieder erträglich geworden ist. Dass an diesem Gedanken nichts Schönes ist, beweist "Während ich schlief".
Das Buch ist der Debüt-Roman der Amerikanerin Anna Sheehan. Sie wurde am Lake Michigan geboren und schrieb ihren ersten Roman als Fortsetzungsgeschichte mit 16 Jahren. Sie ist ausgebildete Goldschmiedin, arbeitet jedoch hauptsächlich als Schriftstellerin.
Das Leben von Rose Fitzroy könnte eigentlich perfekt sein. Ihre Eltern sind die Besitzer eines der größten Firmenkonsortiums der Welt und können ihr ein Leben in Luxus und Komfort garantieren. Gleichzeitig ist sie auch frisch verliebt. Doch dann wird sie in Stasis versetzt und wacht erst 62 Jahre später auf! Die Welt hat sich verändert, ihre Eltern sind tot und sie ist die potentielle Erbin des Unternehmens.
Doch ihr Erwachen aus dem Dornröschenschlaf löst eine Menge an Problemen aus. Sie muss sich zu Recht finden, was ihr, der andauernd gesagt wird, dass sie ohne ihre Eltern nichts kann, zugegeben recht schwer fällt. Das Unternehmen, das ihr gehört oder auch nicht, bemüht sich, sie so gut es geht zu versorgen. Doch ihre Pflegeeltern agieren recht herzlos. Und dann ist da noch dieser merkwürdige Roboter, der es auf sie abgesehen hat. Er hat zwei Aufträge: Er soll sie zu einer bestimmten Person bringen und, wenn diese nicht auffindbar ist, Rose umbringen.
Allgemein heißt es ja, dass Eltern immer nur das Beste für ihr Kind wollen. Doch was wäre, wenn dies mal nicht der Fall ist? Wenn die Erzeuger aus anscheinend egoistischen Gründen, ihren Sohn oder ihre Tochter so sehr unter Kontrolle halten, dass diese ohne zu Zögern allen Anweisungen folgen, egal ob sie gut oder schlecht sind. Ein beunruhigender Gedanke, doch entspricht dies dem, was Rose erlebt.
Ihre Eltern stecken sie regelmäßig in eine Stasis-Röhre. Und während sie unterwegs sind, vergeht für ihre Tochter keinerlei Zeit. Das hat sogar zur Folge, dass sie praktisch mit ansehen kann, wie der Nachbarsjunge Xavier aufwächst. Sie bleibt ungefähr gleich alt, während er zu einem Jungen heranwächst, der ihr Herz erobert. Auf diese Weise macht die Autorin klar, was für Auswirkungen diese Technologie auf das Leben ihrer Protagonistin hat.
Gleichzeitig wird auch klar, dass Rose auf eine äußerst unheimliche Art und Weise von der Stasis-Röhre abhängig ist. Als ihr eines Tages die neue Welt zu viel wird, flüchtet sie in die Welt des zeitlichen Stillstands. Wenn man dies liest, erhält man eine Gänsehaut!
Doch leider versäumt die Autorin es, ihre Welt wirklich glaubwürdig darzustellen. Zwar ist der historische Ablauf, denn sie sich hat einfallen lassen, interessant geworden. Doch kauft man es Frau Sheehan absolut nicht ab, dass die Welt, von der sie berichtet, eine zukünftige ist. Dazu bleibt sie zu ungefähr. Auch das die sprachliche Entwicklung sich innerhalb der 62 Jahre kaum geändert hat, wirkt unglaubwürdig. Wenn man sich beispielsweise den heutigen Jugendslang mit dem von vor einem vergleichbaren Zeitraum anguckt, ist da ein Unterschied wie Tag und Nacht. Einfach nur ein paar neue Wörter verwenden funktioniert nicht.
Auch versäumt die Autorin es, ihren Charakteren Tiefe zu geben. Sieht man mal von Otto, einem Schulkollegen von Rose ab, bleiben alle Figuren erschreckend blass. Vor allem Rose betrifft dies, die fast den ganzen Roman über passiv bleibt, und sich von anderen diktieren lässt, was sie tun soll und was nicht.
Am Ende bleibt eine schwache Geschichte zurück, die nicht überzeugen kann. Dennoch ist sie immer noch "Für Zwischendurch" zu gebrauchen.
Fazit:
Anne Sheehan hat mit "Während ich schlief" ihren Debüt-Roman abgeliefert. Das Buch überzeugt durch das zu Grunde liegende Szenario und durch die Schilderung, welche Konsequenzen die Stasis-Technologie auf das Leben von Rose hat. Doch ansonsten enttäuscht der Roman. Dass die Geschichte in der Zukunft spielt, wird nicht so Recht klar. Und es wirkt auch unglaubwürdig, dass der Jugendslang sich innerhalb dieser 62 Jahre, die die Protagonistin geschlafen hat, nicht verändert hat. Und leider bleiben die Figuren auch sehr blass.
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