Marco Polo - Der Besessene I: Von Venedig zum Dach der Welt
Story:
Marco Polo ist der Sohn eines venezianischen Händlers, der in Asien verschollen ist. Seine Kindheit ist geprägt von seiner liebenden Mutter, die allerdings früh stirbt. Als er auf Grund falscher Anschuldigungen hingerichtet werden soll, kommt sein Vater rechtzeitig zurück. Gemeinsam mit ihm und seinem Onkel bricht er auf, denn die Gruppe will wieder zurück nach Asien, an den Hof des Kublai Kahn. Es folgt eine Reise, die den Jungen verändern wird.
Meinung:
Als Marco Polo auf dem Sterbebett lag, soll er angeblich gesagt haben, dass er nicht einmal die Hälfte von dem erzählt habe, was er erlebt und getan hatte. Seine damalige Zeit glaubte ihm nicht so recht, galt er doch als ein Aufschneider. Doch im Laufe der Jahre und vor allem heutzutage fand man immer mehr Hinweise darauf, dass jener Venezianer die Wahrheit erzählt hatte. Und Gary Jennings erzählt nun in "Marco Polo - Der Besessene" aus dem Leben jenes großen Mannes.
Gegenstand dieser Rezension ist die Ausgabe vom Juni 1995. Die amerikanische Vorlage wurde aus Platzgründen auf zwei Bände aufgeteilt. Dabei ist das Schriftbild in Band I gewöhnungsbedürftig, denn die Zeilen sind eng aneinander gedruckt und die Schriftgröße ist einige Nummern kleiner als man es heutzutage gewohnt ist.
Autor dieses Romans ist der am 13. Februar 1999 verstorbene US-Amerikaner Gary Jennings. Als Schriftsteller hat er sehr viele Kinder- und Jugend-Bücher geschrieben, ehe er sich 1980, nach dem Erfolg seines Bandes "Der Azteke", auf historische Erzählungen konzentrierte. Dabei recherchierte er oft jahrelang, um ein möglichst exaktes literarisches Abbild der jeweiligen Zeit, die er beschrieb, abzuliefern.
Marco Polo ist der Sohn eines reichen venezianischen Kaufmanns, der angeblich gemeinsam mit seinem Bruder in Asien verschollen ist. Er ist der einzige Erbe und kann unbeobachtet frei in den Straßen und Kanälen der Stadt umherstreifen, wobei er regelmäßig in Schwierigkeiten kommt. Eines Tages jedoch wird er fälschlicherweise angeklagt, den Ehemann einer Geliebten umgebracht zu haben. Es droht ihm die Hinrichtung, als sein Vater plötzlich wieder in der Stadt auftaucht.
Er nimmt seinen Spross mit auf die Reise an den Hofe Kublai Kahns. Doch ist der Weg bis dorthin lang und schwierig. Immer wieder geraten die Reisenden in die unglaublichsten Situationen, treffen auf fremde Völker und fremde Kulturen. Ihre Gemeinschaft wächst und schrumpft im Laufe der Zeit, die sie unterwegs sind. Und was sie erleben verändert sie alle.
Gary Jennings erzählt die Geschichte aus den Augen von Marco Polo. Dadurch wirkt sie von Beginn an sofort sehr lebendig, da alles eine subjektive Färbung erhält. Und man muss auch sagen, dass es einem schwer fällt, sich anfänglich mit dem Haupt-Protagonisten anzufreunden. Denn er ist frech und schert sich um nichts. Er lässt den Unterricht sausen und ist dem weiblichen Geschlecht alles andere als abgeneigt. Doch dann fängt man an, sich für diesen Jungen zu erwärmen, und er wird einem sympathisch.
Realistisch wirkt auch die Darstellung der Reise. Der Autor romantisiert hier nichts, sondern stellt sie so dar, wie sie damals war, nämlich als beschwerlich und gefährlich. Gleichzeitig begegnet man auch diversen Völkern und Religionen, wobei man aber auch sagen muss, dass bei letzterem Gary Jennings ein differenziertes Bild zeichnet. Im Prinzip kriegt jede Art von Gottes-Verehrung auf die eine oder andere Art ihr Fett weg, etwa indem er die negativen Seite des Christen-Glaubens darstellt, der alle Andersgläubigen verfolgt.
Das Buch ist nicht nur wegen des Schriftbilds eine Herausforderung, sondern auch wegen der Darstellung von Sex. Hier übertreibt es der Autor etwas. Sein Roman ist zwar nicht pornografisch, aber die Anzahl an sexuellen Aktivitäten unterschiedlichster Art ist doch recht hoch. Geboten wird hier alles möglich, von Liebe zu zweit oder in Gruppen, homosexuelle Aktivitäten oder bisexuelle. Dies ist sicherlich nicht nach jedermanns Geschmack, und stellenweise hat man den Eindruck, dass der Autor lieber eine neue, frivole Szene schreiben möchte, anstatt die Handlung vorwärts zu treiben.
Auch fällt es schwer, den zeitlichen Ablauf der Geschehnisse zu überblicken. Das liegt daran, dass Gary Jennings Altersangaben und Jahreszahlen eher sporadisch verwendet. So hat man lange Zeit den Eindruck, dass Marco Polo noch ein Jüngling ist, obwohl er eigentlich schon längst erwachsen geworden ist.
Unterm Strich macht liest sich das Buch zwar ganz nett, aber mehr auch nicht. Es ist etwas "Für Zwischendurch".
Fazit:
"Marco Polo - Der Besessene I: Von Venedig zum Dach der Welt" ist ein interessantes Buch aus der Feder von Gary Jennings. Hat man sich erst mal an das Schriftbild gewöhnt, eröffnet sich einem eine interessante Welt. Der Autor stellt äußerst lebendig die damalige Welt dar, so dass man sofort von dem Roman gefangengenommen wird. Auch die differenzierte Darstellung der Religionen, von denen am Ende keine wirklich gut wegkommt, weiß zu gefallen. Nicht für jedermann ist die Darstellung von Sex. Hier übertreibt Herr Jennings etwas, und man hat fast den Eindruck, dass er lieber eine Liebes-Szene schreibt, als die Handlung vorwärts zu treiben. Auch ist es schwer den zeitlichen Ablauf einzuschätzen, da Altersangaben und Jahreszahlen eher selten verwendet werden.
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