Land der Schatten 02: Spiegeljagd

Cerise Mar ist eine Bewohnerin des Edge, jenes magischen Landstreifens, der zwischen den beiden Welten Weird und Broken liegt. Als eines Tages ihre Eltern entführt werden, und eine alte Familienfehde wieder auflebt, macht sie sich auf, um den Besitz und Eigentum ihres Clans zu sichern. Unterwegs begegnet sie William, der, was sie nicht weiß, ein Gestaltenwandler ist. Auch er ist im Edge unterwegs, allerdings in einem offiziellen Auftrag. Er soll einen flüchtigen Kriminellen finden, den er von ganzer Seele hasst. Doch was beide nicht wissen ist, dass ihre beiden Missionen insgeheim miteinander verbunden sind.

Stell dir vor, es gibt zwei Welten. Dort das Weird, eine Welt voller Wunder, die vom Westen aus besiedelt wurde. Und hier der Broken, der unserer Realität entspricht. Zwischen den beiden gibt es einen engen Grenzstreifen, Edge genannt. Es ist die Heimat vieler verarmter Familien, die jedoch zu stolz sind, sich für eine der beiden Seiten zu entscheiden.

Diese Welt lernte man bereit in "Land der Schatten: Magische Begegnung" kennen. Doch bis auf den Handlungsort und eine der wichtigen Charaktere gibt es kaum eine Gemeinsamkeit zwischen den beiden Bänden. Und für "Spiegeljagd" stellt sich dies als Vorteil heraus.

William ist ein Gestaltenwandler. Seinesgleichen wird im Weird nicht gerne gesehen, weshalb er sich im Edge versteckt. Eines Tages erhält vom Spiegel, einem Geheimdienst aus jener anderen Welt, einen besonderen Auftrag. In den Sümpfen Louisianas soll sich der Kriminelle Spider aufhalten, und William soll ihn suchen und wenn möglich aufhalten. Für ihn ein besonders Vergnügen, hegt er doch einen leidenschaftlichen Hass auf diesen.

Unterwegs begegnet er Cerise Mar, einer harten und kampferprobten Kämpferin, die auch gleichzeitig das Oberhaupt einer weit verzweigten und ziemlich verrückten Familie ist. Ihre Eltern sind entführt worden, und eine andere Familie erhebt Anspruch auf ein bestimmtes Haus, welches eigentlich ihrem Clan gehört. Sie reisen bald gemeinsam und schnell knistert es zwischen den beiden. Was die zwei jedoch nicht ahnen können ist, dass hinter dieser Fehde Spider steckt. Er will etwas Bestimmtes und schreckt selbst vor Mord und Folter nicht zurück. Und so müssen die beiden Hauptfiguren ihre Kräfte zusammentun um dieses Abenteuer zu überstehen.

"Magische Begegnung" lebte von der arroganten Herausforderung des Blaublutes Declan, den Rose vor dreierlei Aufgaben stellte. Das hatte etwas Märchenhaftes an sich, was auch einen Teil des Charmes des Romans ausmachte. In "Spiegeljagd" hat man keine solche Situation. Stattdessen ist der Plot realistischer, da William kein Adeliger ist, auch wenn er über genügend Geld verfügt. Ilona Andrews geht also einen komplett entgegengesetzten Weg.

Dazu zählen auch Spider und seine Gefolgsleute. Zwar macht die Autorin klar, dass er der Gegenspieler ist, der sehr skrupellos ist. So will er beispielsweise, um an ein bestimmtes Geheimnis zu kommen, die Mutter von Cerise umwandeln, damit sie ihm die Wahrheit erzählt. Doch im Umgang mit seiner Truppe zeigt sich auch eine gewisse humane Seite. Er kümmert sich um sie und entschuldigt sich auch dafür, wenn er sie ungerechtfertigterweise anfährt. Eine Charaktereigenschaft, die man bei Antagonisten sonst eher nicht vermuten würde.

Auch Cerise ist vollkommen anders als Rose. Sie ist selbstständiger und muss auf mehr Leute aufpassen, als das junge Mädchen aus dem letzten Band. Ihre Eigenständigkeit und ihr fester Wille sind es, die sie so charmant machen. Sie ist jemand, die sehr gut auf sich aufpassen kann und gleichzeitig auch die Risiken einzuschätzen weiß.

Was ihren Familienklan angeht, so macht dieser auch einen Teil des Charmes des Romans aus. Die vielfältige Art der jeweiligen Verwandte ist einfach unglaublich. Es gibt Mischlinge, es gibt Nekromanten und dass ein Mädchen sich für ein Monster hält, ist schon fast normal.

Die Autorin hält sich auch nicht allzu lange auf, um die Beziehung zwischen Cerise und William aufzubauen. Schnell wird klar, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen und sie ineinander verliebt sind. Ein Großteil des bei Ilona Andrews so typischen Humors entsteht dabei aus den Wortgefechten, die sie sich manchmal liefern.

Damit ist natürlich klar, dass für "Land der Schatten: Spiegeljagd" es nur die "Klassiker"-Wertung mit Splash-Hit geben kann. Unbedingt kaufen!

In "Land der Schatten: Spiegeljagd" kehrt man ins Edge zurück. Dabei macht die Autorin nicht den Fehler, die Handlung des Vorgängers einfach nur 1:1 zu kopieren, sondern schreibt einen eigenständigen Plot, der anders ist. Das fängt schon bei der Darstellung von Spider dar, der zwar ein Schurke ist, jedoch einer, der sich um seine Gefolgsleute kümmert. Auch die Darstellung von Cerise und William weiß zu gefallen, und dass sie recht schnell sich ineinander verlieben, ist kein Manko. Stattdessen ist dies ein Quell stetiger Wortgefechte, die sehr zum Humor des Romans beitragen. Daher ist dieser Band ein Must-Have!