Honor Harrington Band 4: Mit Schimpf und Schande
Story:
Eigentlich könnte es für Honor Harrington nicht besser laufen. Sie ist verliebt, und ihr schlimmster Feind wird wegen Feigheit vor dem Militärgericht verurteilt. Doch die Dinge laufen nicht ganz so, wie sie es gerne hätte. Denn Pavel Young wird zwar unehrenhaft aus dem Militär verlassen, erbt jedoch den Sitz seines Vaters im Oberhaus des manticorschen Parlaments. Und was noch schlimmer ist: Er hat die Demütigungen, die ihm Honor auf die eine oder andere Art und Weise zugefügt hat, nicht vergessen. Seine Rache soll grausam sein!
Meinung:
"Mit Schimpf und Schande" ist ein "Honor Harrington"-Roman, der mit der bisherigen Serien-Norm bricht. Zum ersten Mal ist der Gegenspieler von David Webers Titelheldin nicht Haven und zum anderen gibt es am Ende des Buches keinen gigantische Raumschlacht. Stattdessen ist der Konflikt dieses Mal persönlicher und grausamer.
Pavel Young steht vor dem Kriegsgericht. Der Vorwurf lautet Feigheit vor dem Feind, das Urteil könnte schlimmstenfalls den Tod bedeuten. Doch der Angeklagte stammt aus einer alten Adelsfamilie, und die versucht alles Mögliche, um den Schaden abzuwenden. Am Ende wird Pavel zwar verurteilt, doch er wird "nur" unehrenhaft aus dem Militär entlassen. Praktisch im gleichen Augenblick stirbt sein Vater, und der Verurteilte erbt dessen Titel und seinen Platz im Oberhaus des manticorischen Parlaments.
Doch Pavel kann die Schande nicht überwinden und plant seine Rache. Vor allem Honor Harrington soll es ihm büßen, die er für seine Situation verantwortlich macht. Sie soll leiden. Und so setzt er einen grausamen Plan um, der ihr zu allererste ihre Liebe kostet. Doch Lord Young hat die frischgebackene Herzogin unterschätzt. Denn nun ist sie es, die Rache nehmen will. Und nichts und niemand kann sie dabei aufhalten.
David Webers Plot hat etwas Archaisches an sich. Grundlegende Gefühle wie Liebe und Rache dominieren die Handlung, und dass sich Menschen miteinander auf den Tod duellieren, wird akzeptiert, wenn auch nicht gerne gesehen. Dies irritiert zuerst, wird dann jedoch akzeptiert, weil es auch irgendwo herrlich altmodisch wirkt.
Der Autor nutzt den Roman, um das Leben seiner Protagonistin vollkommen durcheinander zu wirbeln. Zum ersten Mal hat Honor Harrington einen Gegner, dem sie nicht im Gefecht gegenüber steht, sondern der ein anderes Kampffeld bevorzugt. Es ist die Politik, mit der die Titelheldin das erste Mal Bekanntschaft macht. Und für sie bedeutet dies schmerzhafte Erfahrungen, denn in diesem Gefilde gelten andere Gesetze und Regeln.
Dies macht David Weber klar und deutlich. Der Krieg gegen Haven spielt hier keine Rolle, stattdessen gelten Standesdünkel und vermeintliche Sonderrechte. Um hier etwas zu erreichen, müssen einige Dinge geopfert werden, darunter auch die Gerechtigkeit einer einzelnen Person. Dies ist nicht gerade einfach zu akzeptieren, und der Autor versucht dies erst gar nicht zu rechtfertigen.
Stattdessen liefert er die verquere Logik jener, die Honor Harrington aus diversen Gründen nicht mögen oder akzeptieren. Das Paradebeispiel ist natürlich Pavel Young, den David Weber in einem denkbar schlechten Licht darstellt. Er ist in jederlei Hinsicht ein feiges Schwein, der nur dann den nötigen Mut aufbringt, wenn er unbeschadet davon kommt. Diese Charakterisierung ist man schon aus den vorherigen Bänden gewohnt, und sie geht einem mittlerweile stark auf die Nerven. Diese Schwarz/Weiß-Malerei ist einfach nur penetrant und schon längst nicht mehr nachvollziehbar.
Doch auch die Darstellung von Honor ist alles andere als gelungen. Man hat es hier mit einer typischen Mary Sue zu tun, die alles kann und schon fast unsterblich ist. In den vorherigen Bänden konnte der Autor dies durch die Schilderung der Gefechte übertünchen. Doch jetzt, wo diese fehlen, merkt man es besonders deutlich. Denn Dinge, wie ein zielsicheres aus der Hüfte schießen, lassen die Figur wie einen Superhelden wirken.
Deshalb ist mit "Schimpf und Schande" ein Roman nur "Für Zwischendurch".
Fazit:
"Mit Schampf und Schande" schildert Ereignisse, die das Leben von Honor Harrington durcheinander gewirbelt wird. Sie erleidet Verluste und muss ihrem Feind das erste Mal nicht im Gefecht gegenüber stehen. Was hätte gut sein können, scheitert leider daran, dass David Weber erneut den Gegenspieler allzu platt darstellt. Aber auch die unglaublichen Fähigkeiten seiner Heldin wirken nicht gerade glaubwürdig. Da hätte man mehr draus machen können.
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