Schurken der Landstraße
Story:
Amram und Zelikman sind zwei Schurken, die um das Jahr 950 nach Christus herum im Orient ihr Glück als Ganoven versuchen. Doch ehe sie sich versehen, geraten sie in einen Thronfolge-Konflikt und sollen helfen, einem verstoßenen Prinzen sein rechtmäßiges Erbe wieder zu beschaffen. Allerdings ist der Weg bis dahin ist schwierig und voller Überraschungen.
Meinung:
In der Literatur sind Schurken oft heimliche Helden. Charaktere wie Robin Hood, der von Reichen stahl um es den Armen zu geben, sprechen das Gerechtigkeitsempfinden des Lesers an. Und auch Michael Chabon bedient sich dieses Gefühls mit seinem Roman "Schurken der Landstraße".
Die Geschichte erschien ursprünglich in 15 Teilen vom 28. Januar bis 6. Mai 2007 in der New York Times. Erst danach wurden die einzelnen Abschnitte gesammelt und in einem Buch herausgebracht, zusammen mit einem Nachwort des Autors.
Michael Chabon ist ein bekannter US-Amerikanischer Autor, der für seinen Roman "Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier & Clay" den Pulitzer-Preis erhielt. Er ist Jude und viele seiner Figuren teilen diese Glaubensrichtung mit ihm. Seine Werke umfassen Kinderbücher, Comics, Drehbücher und "einfache" Romane.
"Schurken der Landstraße" spielt im Jahr 950 nach Christus in Zentralasien. Amram, ein groß gewachsener Äthopier und Zelikman, ein Franke mit einer morbiden Persönlichkeit, halten sich mit Gaunereien über Wasser. Als sie sich nach einem erfolgreichen Betrug auf und davon machen wollen, spricht sie ein Mahout an. Er bittet sie, auf den flüchtigen Prinzen Filaq aufzupassen, dessen Familie von dem Usurpator Buljan ermordet wurde. Die beiden Gauner können mit dem jungen Adeligen gerade noch rechtzeitig vor den Meuchelmördern Buljans fliehen und planen, das Blaublut gegen Geld bei Verwandten zu lassen. Doch dieser hat andere Pläne und will Rache nehmen.
Letzten Endes müssen die beiden Ganoven einsehen, dass es für sie besser ist, Filaq zu helfen. Schon bald treffen sie auf eine arsiyahinische Armee, die dem Prinzen helfen will, den Thron zurück zu erobern. Doch dann geraten die Dinge außer Kontrolle, und das junge Blaublut wird gemeinsam mit Amram gefangen genommen. Es sieht also nicht gut aus.
Eigentlich könnte man also davon ausgehen, dass Michael Chabon eine spannende Geschichte schreibt, die den Leser in den Bann ziehen kann. Doch das Problem ist, dass er dies perfekt zu verstecken weiß. Hauptgrund dafür ist sicherlich die Sprache, die der Autor für das Erzählen ausgewählt hat.
Denn diese ist sehr schnörkelhaft geraten. Ein Absatz kann schon mal nur aus ein oder zwei Sätzen bestehen, die dementsprechend verschachtelt aufgebaut sind. Man hat Schwierigkeiten, sich dem Plot anzunähern, weil dieser schlicht und ergreifend unter einer Unmenge an Wörtern versteckt ist. Und einige Metaphern sind etwas merkwürdig ausgewählt. Da schwappt das Leben eines Elefanten mit comicähnlichen Blähgeräuschen aus dessen Leib, oder ein Tag ist migräneähnlich. Damit sollen wohl Assoziationen an die Vorstellungen eines orientalischen Schreibstils geweckt werden, doch geht dies kräftig in die Hose.
Dies hat auch zur Folge, dass die Charakterisierungen der Figuren irgendwie auf der Strecke bleiben und nicht überzeugen können. Man erfährt zwar was über die Personen, doch bleiben sie trotzdem irgendwie von dem Leser distanziert. Hinzu kommen auch noch lauter glückliche Zufälle, die den Helden zustoßen. So trifft Zelikman auf einen Elefanten, den er vor 20 Jahren einmal mit einer Birne gefüttert hat, und der sich daran natürlich noch entsinnen kann.
Daher ist "Schurken der Landstraße" eine Enttäuschung und "Nur für Fans" etwas.
Fazit:
"Schurken der Landstraße" ist der Versuch von Michael Chabon über gutherzige Ganoven zu schreiben. Doch leider gelingt es dem Plot nicht, die nötige Aufmerksamkeit des Lesers zu wecken. Denn die Sprache, die der Autor wählt, ist äußerst verschnörkelt und verschachtelt, wodurch alle Ansätze von Spannung oder Charakterisierung in einer Masse an Wörtern verschwindet. Schade eigentlich.
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