Die Schaustellerin
Story:
Celia Lambert ist die Tochter einer Schausteller-Familie. Sie mag den Jahrmarkt und hat ehrgeizige Pläne. Diese will sie mit Phillip Merten, dem Sohn einer bedeutenden Bremer Familie, verwirklichen. Doch als sich dieser mit ihrer besten Freundin verlobt verlässt Celia das Land und zieht nach Amerika. Nur, dass dort ihr Leben auch nicht zur Ruhe kommt.
Meinung:
Karin Engel arbeitet als Journalistin für Frauenmagazine. Hauptsächlich beschäftigt sie sich mit Psychologie oder aktuellen Themen. Außerdem ist sie auch Autorin, die sich auf historische Romane spezialisiert. Ihr Erstlingswerk "Die Kaffeeprinzessin" war ein Erfolg, dem dann weitere Bücher folgten. Geboren in Bremen lebt sie aktuell in Schleswig-Holstein.
Die Heldin ihres Romans ist Celia Lambert. Sie ist die Tochter einer Schausteller-Familie und voll und ganz in ihrem Gewerbe aufgegangen. Sie hat große Pläne, die sie mit Phillip Merten ausleben will. Jener ist der Sohn einer bedeutenden Bremer Familie, und eigentlich hat er ihr versprochen, sie zu heiraten. Doch dann verlobt er sich ausgerechnet mit ihrer besten Freundin. Als dann auch noch in ihrer Familie überlegt wird, das Fahrgeschäft jemandem anderen zu übergeben, reicht es Celia. Gedemütigt flieht sie nach Amerika.
Ursprünglich wollte sie mit Phillip hierhin, weil sie sich in der neuen Welt Inspiration für neue Fahrtgeschäfte holen wollte. Doch dies hat sich jetzt zerschlagen. Mittel- aber nicht ziellos beginnt Celia in Amerika damit, sich eine eigene Existenz aufzubauen. Dies ist allerdings nicht so ganz einfach, weil auch in den Vereinigten Staaten dieselben Dinge auf sie warten, vor denen sie eigentlich geflohen ist: Betrug, Verrat, Tragik aber auch Erfolg.
Es geht in dem Roman von Karin Engel sehr viel um Statusdenken. Phillip kann Celia nicht heiraten, weil sie nicht denselben gesellschaftlichen Stand hat, wie er. Und sie trifft und heiratet in Amerika den Banker Paul, dessen sehnlichster Wunsch es ist, in die oberen sozialen Schichten aufzusteigen. Beide scheitern in ihrem Versuch, den Ansprüchen ihres jeweiligen Standes gerecht zu werden, wenn auch die Umstände, die zu diesem Versagen führen, von außerhalb kommen.
Und ausgerechnet Celia, diese impulsive Frau, schafft es, ohne es großartig zu wollen, gesellschaftlich aufzusteigen. Dies wirkt irgendwo ironisch, vor allem deshalb, weil sie an sozialen Dünkeln nicht interessiert ist. Sie ist ein Lebegeist, der fähig ist, sich überall anzupassen und doch seinen eigenen Charakter bewahren kann. Deshalb wird sie sofort dem Leser sympathisch. Er folgt ihr durch Dick und Dünn und erträgt mit ihr die vielen Rückschläge, die sie erleiden muss.
Es gelingt der Autorin ohne Probleme, die Gegebenheiten aus der Zeit um 1900 wiederzugeben. Damit ist nicht nur die Darstellung des Bremens aus der Zeit des deutschen Reiches gemeint, sondern auch von Amerika. Besonders dort wird klar, wieso jener Kontinent damals für so viele Aussiedler anziehend war. Es war und ist einfach das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo alles passieren kann.
Mit über 580 Seiten ist der Roman ein ganz schöner Schinken geworden. Und leider gelingt es der Autorin nicht, die Spannung konsequent aufrecht zu erhalten. An manchen Stellen schläft sie geradezu ein, weil der Protagonistin erneut ein Schicksalsschlag wiederfährt. Man kennt dies bereits schon und weiß, dass sie sich berappeln wird und das Beste aus der Situation machen wird.
Damit ist "Die Schaustellerin" zwar kein hervorragender Roman, aber ein "Reinschauen" ist das Buch alle Mal wert.
Fazit:
Karin Engel begibt sich in "Die Schaustellerin" in die Zeit rund um 1900. Sie stellt mit Celia eine beeindruckende Frau vor, die sich trotz vieler Schicksalsschläge nicht aufgibt. Hauptthema des Buches ist das Thema "sozialer Status", mit dem sich die Autorin ausführlich auseinandersetzt. Leider hat der Band einige Längen, so dass man oft mit dem Weiterlesen kämpfen muss. Trotzdem kann ruhig reinschauen.
|