Der Löwe und die Königin
Story:
König Richard I von England, Löwenherz genannt, heiratet Berenguela, die Prinzessin von Navarra, heute eine Provinz in Spanien. Sie ist über diese Veränderung ihrer Lebensumstände alles andere als glücklich, bedeuten sie doch, dass sie ihren Plan, Ärztin zu werden nicht umsetzen kann. Hinzu kommt auch noch, dass sie am Hofe des Herrschers alles andere als herzlich willkommen ist. Doch dann wird ihr Gatte gefangengenommen, und die Königin muss sich entscheiden, ob sie alles dafür tut, um ihn zu befreien, oder ob sie ihn seinem Schicksal überlässt.
Meinung:
König Richard Löwenherz kennt man vor allem aus der "Robin Hood"-Legende. Die Erzählungen von dem Dieb, der von den Reichen nahm um es den Armen zu geben, sind weltbekannt. In einigen Variationen jener Geschichten bekämpft der Held den Bruder von Richard I, Johann Ohneland, um so den Thron für den wahren Herrscher zu sichern. Doch abseits dieser Legenden ist der König selten Gegenstand seiner eigenen Abenteuer.
Susanne Stein versucht sich daher an einem Roman, der nicht nur den legendären Herrscher als zentrale Figur der Handlung hat, sondern auch seine Gattin Berenguela, über die kaum etwas bekannt ist. Die Autorin ist als Journalistin für Frauenzeitschriften und freie Schriftstellerin tätig. Sie hat Geschichte mit dem Schwerpunkt Mittelalter studiert und interessiert sich besonders für das 13. Jahrhundert. Ihr Erstlingsroman ist "Die Mätresse des Kaisers".
Berenguela, Prinzessin von Navarra, ist 25 Jahre alt und bislang noch unverheiratet. Ein Zustand, über den sie nicht unglücklich ist, bedeutet dies doch, dass sie jede Menge Zeit hat, ihrem Wunsch nachzugehen: Sie will Ärztin werden und den Kranken helfen. Mit einigen Tricks ist es ihr gelungen, ihrem widerspenstigen Vater dazu zu überreden die Finanzierung eines Hospitals zu übernehmen. Doch dann erfährt sie, dass sie König Richard I. von England heiraten soll. Dieser hat einen Ruf als Raufbold und Frauenverführer, weshalb sie zuerst nicht gut auf ihn zu sprechen ist.
Doch Richard will sie heiraten, ist sie doch vollkommen anders als die Frauen an seinem Hofe, seine eigentliche Verlobte Adelaide mit eingeschlossen. Jene spinnt ein feines Intrigengeflecht, um sich dafür zu rächen, dass er sie so lange ignoriert hat und ihr nicht den Platz gönnt, der ihr eigentlich zusteht. Aber auch mit seinem Bruder Johann und seiner Mutter Eleonore muss sich der gerade erst gekrönte Herrscher auseinandersetzen. Viel Zeit, seine Macht zu zementieren bleibt ihm nicht, denn er hat vor seiner Thron-Besteigung das Kreuz genommen, das Gelübde einen Kreuzzug durchzuführen. Und so bricht er gemeinsam mit seiner Gattin auf, um jenen Schwur zu erfüllen.
Es ist dem Roman anzumerken, dass die Autorin sich ausgiebig mit dem Mittelalter beschäftigt hat. Schon mit wenigen Sätzen gelingt es ihr, vor dem inneren Auge des Lesers ein lebendiges Abbild jener Zeit zu erschaffen. Man meint förmlich, als anonymer Zeuge die Ereignisse parallel mit zu erleben.
Dazu gehören auch die interessant geschriebenen Hauptfiguren. Zuerst sind Berenguela und König Richard vollkommen gegensätzlich. Er ist eher ein Raufbold, der keiner Auseinandersetzung aus dem Weg geht, während sie vorher überlegt. Es ist interessant zu lesen, wie die beiden langsam aber sicher zueinander finden.
Allerdings ist der Roman stark aufgebläht. Denn neben Richard und Berenguela gibt es noch drei weitere Hauptfiguren, die ebenfalls ihren Part an der Handlung einfordern. Und leider sind sie nicht annähernd so abwechslungsreich geschrieben wie das Liebespaar. Im Vergleich zu ihnen wirken sie zweidimensional und nicht sehr überzeugend. So ist beispielsweise Johann Ohneland ein intrigantes Arschloch, während Eleonore stark rechthaberisch wirkt.
Hinzu kommt dann auch noch ein Plot um einen unbekannten Serienmörder, der wohl aus dem familiären Umfeld stammt. Diese Handlungsebene ist die langweiligste aller und vermag noch nicht einmal ansatzweise zu überzeugen. Dies liegt auch daran, dass die Darstellung des Täters stark klischeehaft geworden ist. Er wird schon bei dem Gedanken an potentielle Opfer erregt, was doch zu sehr an die sattsam bekannte Darstellung von Triebtätern erinnert.
Betrachtet man den Roman insgesamt, muss man einfach feststellen, dass er zwar "Für Zwischendurch" geeignet ist, aber auch nicht für mehr.
Fazit:
Susanne Stein begibt sich in ihrem Roman "Der Löwe und die Königin" in die Zeit von König Richard Löwenherz. Sie charakterisiert ihn und seine Gattin hervorragend und es macht Spaß, zu lesen, wie die beiden so unterschiedlichen Figuren sich langsam annähern. Leider gibt es jedoch auch noch andere Charaktere, die gleichberechtigt neben den zwei existieren. Dies führt dazu, dass das Buch stark aufgebläht wird und sich dementsprechend mühsam liest. Wer an jener Epoche Interesse hat, der sollte zuschlagen. Ansonsten sollte man sich einen Kauf überlegen.
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