Ein Job in Taschkent
Story:
Der Präsident von Usbekistan liegt im Sterben, und seine Tochter steht bereit, die Macht zu übernehmen. Ihr Bruder ist ihr da nur im Weg und soll deshalb irgendwann eliminiert werden. Doch es gibt Elemente in ihrem Land, die dies verhindern wollen. Deshalb soll Tara Chace, Ex-Agentin des SIS, den Mann außer Land schmuggeln. Doch wie es in ihrem Metier üblich ist, entwickeln sich die Dinge anders als geplant und sie gerät schon sehr bald in Lebensgefahr.
Meinung:
Mit "Ein Job in Taschkent" schreibt Greg Rucka die Fortsetzung zu seiner inzwischen abgeschlossenen "Queen and Country"-Comicreihe. Das Buch spielt nach Band 8, "Operation: Red Panda". Doch muss man die Geschichte nicht gelesen haben, um den Roman verstehen zu können. Der Autor liefert alle notwendigen Informationen innerhalb der Erzählung nach.
Einst war Tara Chace ein Minder, ein Mitglied des britischen Geheimdienstes SIS. Sie hat viel erlebt und mitgemacht. Sie hat Terroristen gejagt und getötet und wurde einst beinahe selber von diesen in ihrer Heimat getötet. Sie hatte eine Affäre mit einem Kollegen, der dann irgendwann überraschend an einem Gehirnschlag starb. Und vor kurzem stellte sie fest, dass sie schwanger ist. Das Kind stammt von einem Ex-Kollegen, der bei einem gemeinsamen Einsatz vor ihren Augen erschossen wurde.
Inzwischen hat Tara das Baby zur Welt gebracht und lebt mit der Mutter des Vaters zusammen. Sie ist keine Agentin mehr, sondern hat den Dienst quittiert. Doch ganz mag sie nicht von ihrer Vergangenheit loslassen. Als ihr alter Vorgesetzter ihr die Möglichkeit bietet, wieder für ihn tätig zu sein, springt sie sofort darauf an. Ihre Aufgabe, eine nicht genehmigte Mission, führt sie nach Usbekistan. Dessen Präsident liegt im Sterben, und es gibt zwei Nachfolger, seine Kinder. Es gilt als sicher, dass die Schwester die Nachfolge antreten wird, weshalb ihr Bruder mitsamt seinen Sohn in Sicherheit außer Landes geschafft werden sollen. Die Sache ist dringend, denn seine Frau wurde schon von Schergen seiner Schwester umgebracht.
Greg Rucka schreibt einen Geheimagententhriller, der nichts mit James Bond und Co. zu tun hat. Seine Protagonisten sind Menschen, die so viel erlebt haben, dass sie eigentlich seelisch kaputt sind. Ebenso stellt er auch ungeschminkt die Realität hinter den Kulissen der Nachrichtendienste dar. Es ist eine Welt der Intrigen, in der man selbst dann ungeschoren davon kommt, wenn man einen schlimmen Fehler begangen hat. Vorausgesetzt, man hat den passenden Vorgesetzten.
Für Kenner der Comicreihe wird es in dem Roman recht viele Änderungen geben. Dies betrifft nicht nur die Minder, sondern auch das Führungsgefüge im SIS. Ohne zu viel zu verraten, passieren im Laufe der Geschichte einige Dinge, die dafür sorgen, dass dieses stark durcheinander gewirbelt wird. Stellenweise ist dieser Handlungsstrang sogar noch spannender als das, was Tara in Usbekistan erlebt.
Wobei dies stellenweise etwas heftig ist. Detailliert beschreibt Greg Rucka die Folter und beginnende Vergewaltigung der Frau von Ruslan Malikow, dem Sohn des dahinscheidenden Präsidenten von Usbekistan. Diese Passage ist sicherlich nichts für schwache Gemüter, trägt jedoch zu der harschen und brutalen Atmosphäre des Romans bei.
Tara Chace wirkt ein wenig wie ein Junkie, der auf Entzug ist. Zwar ist sie inzwischen Mutter und bemüht sich, sich der bürgerlichen Gesellschaft anzupassen. Doch in Wahrheit verlangt es ihr nach Aufregung, nach dem nächsten gefährlichen Job. Und sie geht voll und ganz in ihrer Arbeit auf, was sich durch kleine Szenen bemerkbar macht. Kurz vorm Einschlafen denkt sie nicht an ihre Tochter, sondern zählt die Männer, die sie demnächst umbringen muss.
Wenn man ein Manko des Romans benennen müsste, wäre es die Tatsache, dass einige der Charaktere etwas unglaubwürdige Wandlungen durchmachen. Dies trifft besonders auf das Geschwisterpaar Malikow zu, welches ungefähr nach der Hälfte des Buches zwei vollkommen gegensätzliche Änderungen durchmachen, die nicht ganz mit ihrer vorherigen Charakterisierung übereinstimmen.
Dies ist auch der Grund, weshalb "Ein Job in Taschkent" erneut ein "Reinschauen" erhält.
Fazit:
Mit "Ein Job in Taschkent" kehrt Greg Rucka zu seiner "Queen and Country"-Reihe zurück. Es haben sich viele Dinge geändert, doch manches ist auch gleichgeblieben. Tara Chace ist zwar Mutter geworden, doch insgeheim auch froh, als sie wieder im Geheimdienst arbeiten kann. Sie ist beinahe eine Süchtige, die auf Entzug war. In einigen Passagen beschreibt der Autor einige äußerst heftige Dinge, die jedoch zu der harschen und brutalen Atmosphäre des Buches beitragen. Schade ist, dass er viele Charaktere eine Entwicklung durchmachen lässt, die nicht ganz logisch ist. Trotzdem ist dies ein guter Band, den man lesen sollte.
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