Geschichten aus dem gefährlichen Königreich
Story:
In den
„Geschichten aus dem gefährlichen Königreich“ sind die Märchen,
Gedichte und Erzählungen vereint, die Tolkien neben seinem bekannten
Mittelerde-Mythos verfasst hat.
Bauer Giles von
Ham erzählt die Geschichte eines Bauern, der erfolgreich einen
Riesen vertreibt und dafür vom König mit einem sagenumwobenen
Schwert belohnt wird. Dumm nur, dass kurze Zeit später ein Drache
das Königreich heimsucht und ausgerechnet Giles ihn vertreiben soll.
Dabei würde er sich viel lieber um seinen Bauernhof kümmern.
In Roverandom
begeht der kleine Hund Rover eine „Todsünde“: er zerbeißt einem
Zauberer die Hose. Zur Strafe wird er in ein anfänglich
unbewegliches Spielzeug verwandelt. Bis er sich bei dem Zauberer
entschuldigen kann und seine gewohnte Form wieder erlangt, erlebt das
Hündchen allerlei Abenteuer.
Die Abenteuer des Tom Bombadil (und
andere Gedichte) enthält eine
bunte Sammlung an Gedichten. Manche stammen aus Hobbit-Hand, handeln
von Elben, Trollen und anderen zum Teil fantastischen Wesen. Der
Schmied von Großholzingen
hingegen hat das seltene Glück, in den Besitz eines Elblandsterns zu
gelangen und sich so zwischen seiner Welt und dem Elbenreich bewegen
zu können.
Im
Blatt von Tüftler
muss ein Maler eine lange Reise antreten, bevor sein großes Gemälde
vollendet ist. Seine Reise führt ihn schließlich in ein Land, das
eigentlich nur in seiner Fantasie existieren kann.
Meinung:
Der 1973
verstorbene J. R. R. Tolkien gilt aufgrund des Erfolgs seines „Der
Herr der Ringe“-Epos als Begründer der modernen High-Fantasy.
Generationen von Lesern und Autoren hat er mit seinen Geschichten
begleitet und geprägt. Dass das Interesse an dem in Südafrika
geborenen Briten nicht abflaut, sieht man an den
Neuveröffentlichungen, die seit dem Erfolg der HdR-Verfilmung von
Peter Jackson zunahmen.
2008 erschien die
von Alan Lee wundervoll und reichhaltig illustrierte Sammlung „Tales
from the Perilous Realm“ im anglo-amerikanischen Raum. Nachdem
Klett-Cotta bereits den von dem selben Künstler ausgeschmückten „Hobbit“
veröffentlichte, legen die Stuttgarter unter ihrem legendären Label
„HobbitPresse“ dieses Jahr mit den „Geschichten aus dem
gefährlichen Königreich“ auf Deutsch nach. Dies wird nicht nur
Neueinsteiger in die Welt Tolkiens erfreuen. Auch wer schon länger
mit dem Erwerb der Geschichten liebäugelte darf sich freuen, denn
das Buch mit dem fantastischen Cover ist für 19,95 € schon fast
ein Schnäppchen.
Die „Geschichten
aus dem gefährlichen Königreich“ sind Erzählungen und Gedichte
des Professors, die zwischen 1949 und 1998 – im Fall von
„Roverandom“ posthum – erstmals veröffentlicht wurden und
zeigen noch einmal die Bandbreite seines Könnens. Allen Geschichten
gemein ist eine märchenhafte Erzählweise, die schon beim „Hobbit“
begeisterte und dadurch auch für ein jüngeres Publikum interessant
wurde. Eltern mit einem phantastischen Literaturgeschmack dürften
vor allem an „Bauer Giles von Ham“, „Roverandom“ und „Der
Schmied von Großholzingen“ als Gutenachtgeschichten für die
Kleinen Gefallen finden.
„Bauer Giles von
Ham“ punktet durch Giles als Helden wider Willen und den
gegnerischen Drachen Chrysophylax, der dem König des Mittleren
Reiches nicht nur ein Dorn im Auge ist, weil sich dieser an Mensch
und Vieh labt. Seine Hoheit hat es vor allem auf den Schatz des
Drachen abgesehen, der die Kassen des königlichen Hofs füllen soll.
Die Unterhaltungen zwischen Giles und Chrysophylax sorgen einige Male
für ein Schmunzeln, ist die Echse doch hochgebildet und nicht
vergleichbar mit seiner weitaus berüchtigteren Verwandtschaft.
„Roverandom“
hingegen ist einfach nur eine schöne Geschichte über einen kleinen
Hund, der für sein Leben lernt. Rover erfährt was Heimat ist,
welchen Stellenwert Freundschaften haben und wie man sich – vor
allem gegenüber Zauberern – zu verhalten hat. Die Abenteuer, die
er bis dahin erfährt, bleiben ein Leben lang in seinem Herzen.
Das „Blatt von
Tüftler“ gehört neben den Gedichten der Hobbits zu den etwas
nachdenklichen Geschichten, da Tolkien hier das Thema „Lebensträume“
aufgreift. Tüftler hat nur einen Traum: endlich das Bild fertig
malen, an dem er schon so lange arbeitet und das sich von Tag zu Tag
selbst vergrößert hat, bis eine fantasievolle Landschaft daraus
entstanden ist, die sich wenig später als real existierender Ort
entpuppt, den er erschaffen hat. Doch es dauert lange, bis der Maler
diesen sehen kann, da in seiner Gemeinde die Kraft der Kunst kaum
wertgeschätzt wird.
Ganz ohne
Mittelerde kommt der „neue“ Tolkien dann doch nicht aus. „Die
Abenteuer des Tom Bombadil“ gehen angeblich auf Hobbits (vielleicht
sogar auf den bekannten Bilbo) zurück, die sich über Elben lustig
machen. Die Gedichte sollen aus dem „Roten Buch“ stammen, das
auch im „Herrn der Ringe“ eine Rolle spielt, da
der berühmte Hobbit Bilbo Beutlin in Tolkiens Epos mit der
Niederschrift beginnt. Außerdem gelangt im „Schmied von
Großholzingen“ ein Sterblicher in das magische Reich der Elben,
das er im Verlauf vieler Reisen erkundet. Ob Tolkien an seine Elben
gedacht hat, die auch Mittelerde bewohnen? Das wird leider nicht
verraten. Selbst wenn diese Geschichten nicht direkt zum
Mittelerde-Kanon gehören, so nutzte er hier doch seine bekannteste
Schöpfung als kleine Stütze.
Fazit:
Die „Geschichten
aus dem gefährlichen Königreich“ sind nicht nur für Tolkien-Fans
interessant, handelt es sich hierbei doch um eine schöne Sammlung
von bezaubernden Geschichten, die jung und alt gleichermaßen
begeistern können. Hinzu kommen ein unschlagbarer Preis und die
Illustrationen von Alan Lee, die die Geschichten des britischen
Professors und Vater der modernen High-Fantasy zu einem ganz
besonderen Lesevergnügen machen.
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