Finsterwald: Die Chroniken des Beschwörers 3
Story:
Martris Drayke hat sowohl seinen mörderischen Bruder Jared besiegt, als auch den Obisidiankönig ein für alle Mal erledigt. Doch er kann sich nicht zurücklehnen, denn es drohen ein Bürgerkrieg und eine Hungersnot. Und als ob dies noch nicht genug wäre, beginnt auch noch die Magie verrückt zu spielen. Viel Arbeit für den Seelenrufer und seine Freunde.
Meinung:
In den USA umfasst die Serie "Die Chroniken des Beschwörers" vier Bände, hier in Deutschland hingegen nur drei. Woran liegt es? Daran, dass der abschließende Roman hierzulande bislang noch nicht vorangekündigt wurde, und es auch unklar ist, ob der Bastei Lübbe-Verlag diesen überhaupt auch bringen wird. Denn inzwischen sind seit dem Erscheinen von "Finsterwald" nahezu anderthalb Jahre vergangen. Und wenn man bedenkt, dass zwischen den hiesigen ersten drei Büchern immer nur ungefähr sechs Monate lagen, sieht dies für einen deutschen vierten Band eher schlecht aus.
"Finsterwald" ist der Auftakt eines neuen Handlungsabschnittes in "Die Chroniken des Beschwörers". Martris Drayke konnte den Mord an seiner Familie rächen und ist jetzt König von Margolan. Doch der Kampf gegen seinen Bruder und dessen Magier hat Spuren hinterlassen: Das Land ist heruntergewirtschaftet, viele Verbrechen müssen gesühnt werden und es droht ein neuer Krieg. Der Baron Curane erhebt Anspruch auf den Thron des Reiches, da seine Tochter ein Bastard-Kind von Jared hat. Und um sein Verlangen durchzusetzen ist ihm jedes erdenkliche Mittel recht.
Auch für die Freunde von Martris Drayke sieht es nicht nach Ruhe und Frieden aus. Zwar können Prinzessin Kiara von Isencroft und Martris heiraten, doch diese Ehe wird nicht überall gerne gesehen. Es gibt in den jeweiligen Ländern Kräfte, die alles dafür tun würden, um einen Zusammenschluss beider Länder zu verhindern. Selbst vor Mord schrecken sie nicht zurück. Gleichzeitig ist Kiara auch von Tris schwanger, was wiederrum andere Fraktionen stört. Und in dem Reich Dark Haven bemühen sich abtrünnige Vayash Moru das Jahrhunderte alte Bündnis zwischen Menschen und Unsterblichen zu vernichten. Und dabei steht ihnen der neue König Jonmarc Vahanian, ein ehemaliger Söldner und Schmuggler, nur im Wege.
Die ersten beiden Bände der "Die Chroniken des Beschwörers"-Reihe waren leidlich interessant. Die Autorin hatte zwar einige interessante Ideen, doch allgemein war die Handlung eher uninspiriert. Mit "Finsterwald" ändert sich dies schlagartig. Schon allein der Grundgedanke dort weiterzumachen, wo andere Fantasy-Bücher aufhören würden, nämlich beim Sieg über das große Böse, hat etwas für sich. Doch Gail Martin macht daraus sehr viel mehr.
Atmosphärisch gesehen wird die gesamte Handlung sehr viel düsterer. Auf einmal sind die Helden von Intrigen umgeben und sie wissen nicht mehr, wem sie wirklich trauen können. Besonders bei Kiara ist dies bemerkbar, die am Hofe Margolans zurückbleiben muss, schwanger, während Martris sich darum bemüht, sein Reich am Auseinanderfallen zu hindern. Zu lesen, wie nach und nach immer mehr Freunde und Vertraute auf die eine oder andere Art aus ihrer Umgebung entfernt werden, sorgt für wohlige Gänsehaut.
Die Autorin versteht es einfach, das Intrigenspiel in den verschiedenen Ländern äußerst spannend zu schreiben. Man kann nicht anders, als weiterzulesen, weil man wissen möchte, was für hinterhältige Ideen sich die jeweiligen Gegenspieler jetzt schon wieder haben einfallen lassen. Und stellenweise blickt man verdutzt von dem Roman hoch, weil man sich fragt, ob dies noch dieselbe Gail Martin ist, die auch "Im Banne des Nekromanten" und "Blutkönig" geschrieben hat.
Doch dann stößt man auf die Darstellung von Curane, einem der Gegenspieler der Helden, und es wird einem bewusst, dass die Autorin hierbei die alten Fehler wiederholt. Er wird kaum ausgebaut und die meiste Zeit als klassischer Schurke dargestellt, der sein eigenes Wohl über das seiner Männer und Untergebenen stellt. Diese Figur ist einfach nur langweilig.
Aber auch die verschiedenen Argumente der Isolationisten in den Ländern Margolan und Isencroft wirken unfreiwillig komisch. Es ist klar, dass die Argumente dieser Gegner einer logischen Überprüfung nicht stand halten. Doch die Autorin hätte durchaus mehr aus diesem gesichtslosen Mob machen können, der im Prinzip einfach nur da ist und eine stumme Bedrohung darstellt.
Es ist schade, dass der Bastei Lübbe-Verlag in diesem Roman auf das Verzeichnis der handlungstragenden Personen verzichtet hat. Denn es werden einige neue eingeführt, so dass man manchmal den Überblick verlieren kann.
Und es ist verdammt schade, das wohl keine Fortsetzung mehr erscheinen wird. Denn der Roman endet mit einem Cliffhanger, der sehr gut gelungen ist. Es ist letzten Endes auch dieser, der dafür sorgt, dass man unbedingt "Reinschauen" sollte.
Fazit:
In "Finsterwald" fängt die Autorin Gail Martin einen neuen Handlungsabschnitt in ihrer "Die Chroniken des Beschwörers"-Reihe an. Die Geschichte wird wesentlich düsterer, aber auch gleichzeitig interessanter. Man fiebert mit den Helden mit und kommt kaum noch vom Buch los. Leider werden die Gegenspieler der Protagonisten wieder äußerst platt und unglaubwürdig dargestellt. Auch das Fehlen der Handlungsträgerübersicht stimmt ein wenig missmutig. Dennoch ist das Buch durchaus empfehlenswert.
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