Blutmusik
Story:
Vergil Ulam ist Biochemiker und einer der besten seines Faches. Als eines Tages die Firmenleitung ihm seine Experimente zur Erzeugung "intelligenter" Lebensformen aus Bakterien untersagt, fasst er daraufhin einen Entschluss. Er macht sich selbst zum Testsubjekt und tritt damit eine Welle der Veränderungen los, an deren Ende die gesamte menschliche Evolution verändert wird.
Meinung:
Das Thema "Gentechnik" kocht immer wieder hoch, und dies schon seit Jahren. Nichts ist so erschreckend, wie die Möglichkeit anhand der DNA vorhersagen zu können, ob beispielsweise ein Kind möglicherweise behindert sein könnte oder vollkommen gesund. Und so ist es auch kein Wunder, wenn sich auch die Science-Fiction damit beschäftigt.
Und dort sind die Anwendungsmöglichkeiten äußerst vielfältig: Mal reicht es aus, um einen Menschen richtiggehend zu programmieren, ein anderes Mal um gleich eine vollkommen neue Spezies zu erschaffen. Der Ansatz der Hard-Science-Fiction, also Zukunftsgeschichten, die auf harten wissenschaftlichen Fakten basieren, ist dagegen realistischer.
Der US-Autor Greg Bear ist ein Vertreter dieser Spielart der Science Fiction. In seinen Romanen hat er sich mit wissenschaftlichen Themen wie künstliche Universen oder beschleunigter Evolution beschäftigt. Er hat aber auch Bücher für bekannte Franchises wie beispielsweise "Star Wars" oder "Star Trek" geschrieben.
Der Roman spielt zu der Zeit des Kalten Kriegs. Der Biochemiker Vergil Ulam ist ein Genie seines Faches. Sein Ziel ist es, "intelligente" Lebensformen aus Bakterien zu züchten. Doch für die Firma, für die er arbeitet, ist dies zu heikel, und sie untersagen ihm dieses Experiment. Derartig zurückgewiesen beschließt er das Gebot zu unterlaufen. Heimlich injiziert er sich Proben der bereits präparierten Einzeller, um sie herauszuschmuggeln. Doch dann beginnt sein Experiment aus dem Ruder zu laufen. Es verändert seinen Körper und bringt ihn schließlich um. Und in der Zwischenzeit sind weitere Menschen infiziert worden. Schon recht bald passiert es, dass diese Bakterien sich zusammenschließen und einen Großteil von Nord-Amerika assimilieren. Es scheint, als ob das Ende der Menschheit eingeläutet wurde.
Greg Bear pflegt in diesem Roman einen sehr nüchternen Schreibstil. In keiner einzigen Passage der Geschichte zeigt er irgendwelche Gefühle. Und dadurch wird die Wirkung des Buches, vor allem das schockierende Ende, enorm verstärkt.
Je weiter der Roman fortschreitet, desto mehr Horror-Elemente tauchen auf und beginnen langsam das Buch zu bestimmen. Eine Gänsehaut überzieht den Körper des Lesers, wenn er beispielsweise erfährt, was mit Vergil passiert. Auf diese Art und Weise wird auch etwas Unbehagen gegenüber der Gentechnik hervorgerufen.
Doch die ansonsten äußerst flüssig erzählte Geschichte kommt zu einem Zeitpunkt zu einem totalen Stillstand. Es ist die Stelle, in der Greg Bear seine Figuren eine sehr detaillierte philosophisch-wissenschaftliche Analyse von Vergils Handlung und den sich daraus ergebenden Konsequenzen durchführen lässt. Dabei verweist er auf verschiedene Denkmodelle, die einem durchschnittlichen Leser, der in Philosophie vielleicht nicht ganz so versiert ist, vollkommen unbekannt vorkommen. Dies hat außerdem zur Folge, dass die bis dato aufgebaute Spannung verpufft.
Aber auch die Art und Weise, wie Greg Bear mit seinen Figuren umgeht, ist ein weiteres Manko. Alle Protagonisten, die in dem Buch auftauchen, wirken nicht sehr überzeugend und werden außerdem nur sehr schwach dargestellt. Hinzu kommt auch noch, dass man sich des Gefühles nicht erwehren kann, dass die Charaktere für den Autor nur eine untergeordnete Rolle spielen. Sobald sie ihre Funktion erfüllt haben, werden sie einfach aus der Geschichte herausgeschrieben oder ignoriert.
Immerhin gibt es am Ende des Buches ein umfangreiches Glossar. In jenem werden die wichtigsten wissenschaftlichen Begriffe dem Leser verständlich näher gebracht.
"Blutmusik" hat zwar einen vielversprechenden Ansatz, doch durch den vollkommenen Stillstand, sowie die Art und Weise wie Greg Bear mit seinen Figuren umgeht, kann man das Buch nur für Zwischendurch empfehlen.
Fazit:
Greg Bear beschäftigt sich in "Blutmusik" mit dem immer wieder aktuellen Thema "Gentechnik". Seine Geschichte ist äußerst spannend und nimmt, je weiter sie fortschreitet, immer deutlicherer Horror-Töne an. Doch als die Geschichte auf Grund einer philosophisch-wissenschaftlichen Analyse zum Stillstand kommt, ist es um sie geschehen. Auch dass der Autor mit seinen Charakteren nicht gerade pfleglich umgeht, ist ein weiterer Minuspunkt. Daher ist das Buch nur bedingt empfehlenswert.
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