Eine unberührte Welt
Story:
Wie können wir in Zukunft Müll vermeiden? Lässt sich der Terror mit den Feinheiten eines Gesetzbuches bekämpfen? Und was wäre, wenn man eine Subvention für deutsche Autoren einführen würde? Dies und noch mehr erwartet einen in "Eine unberührte Welt".
Meinung:
Deutsche Science Fiction-Autoren gibt es viele. Doch nur wenige haben es auch zu internationalem Erfolg gebracht. Andreas Eschbach gehört zu jenen. Sein Roman "Die Haarteppichknüpfer" verhalft ihm zum Durchbruch, dem später auch Titel wie "Das Jesus Video" folgten. Jenes Buch wurde inzwischen auch verfilmt.
"Eine unberührte Welt" sammelt nun einige seiner Kurzgeschichten. Insgesamt 20 Stück aus den unterschiedlichsten Genres warten auf den Leser, gesammelt aus allen Jahren des schriftstellerischen Schaffens von Andreas Eschbach. Dabei ist die Art und Weise, die Erzählungen präsentiert werden, immer gleich. Zuerst erzählt der Autor von den Umständen, die ihn zum Schreiben der jeweiligen Geschichte inspiriert hat, ehe dann die eigentliche Handlung beginnt.
Nun ist immer das Risiko bei solchen Sammlungen, dass sie nur so gut sind wie die schlechteste unter ihnen. Das ist auch in diesem Fall so, wobei es keine wirklichen Ausreißer nach unten gibt. Faule Äpfel sind zwar vorhanden, doch wenn man sich durch sie durchgearbeitet hat, hat man eine durchaus interessante Sammlung vor sich.
Bestes Beispiel hierfür ist "Der Goethepfennig". So lautet die Bezeichnung für eine Subvention deutscher Schriftsteller, die am Ende vollkommen außer Kontrolle gerät. Eschbach schreibt diese Geschichte sehr spannend und mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern. Besonders die Beschreibung der außer Kontrolle geratenen Bürokratie, die die Ausgangsidee ins Gegenteil verkehrt, ist ihm sehr gut gelungen. Da verzeiht man gerne, dass das Ende der Geschichte doch viel zu vorhersehbar ist.
Eher mittelmäßig ist "Die Wiederentdeckung", die im gleichen Universum spielt wie der Erstlings-Roman von Andreas Eschbach, "Die Haarteppichknüpfer". Hier liegt das Problem darin, dass immer wieder auf Ereignisse und Personen angespielt wird, die für jemanden, der das eben erwähnte Buch nicht gelesen hat, unverständlich sind. So ist die Geschichte zwar durchaus interessant zu lesen, doch verpufft ihre volle Wirkung bei einigen Lesern.
Doch das Glanzstück der ganzen Sammlung ist eindeutig "Al-Qaida TM". Inhalt dieser Erzählung ist, wie ein amerikanischer Anwalt der Terror-Organisation seine Dienste anbietet. Es folgt eine herrliche, sehr absurde Geschichte, die die Klischees über das amerikanische Rechtssystem durch den Kakao zieht.
Dass Andreas Eschbach auch sich auf Horror versteht, zeigt er mit "Halloween". Hier geht es darum, dass ein Mann an jenem gleichnamigen Tag einen Pakt mit dem Teufel eingeht. Und natürlich hat ein solcher Deal einen gewissen Haken, den man gelesen haben muss. Geschickt gelingt es dem Autoren den Grusel langsam aufzubauen, bis zu einem herrlichen Twist, der einem eine Gänsehaut hervorruft.
Aber auch Fantasy steht auf dem Programm der Sammlung. "Jenseits der Berge" mag nun nicht die umfangreichste sein, präsentiert sich aber als eine perfekte Kurzgeschichte, die die Länge geschickt zu nutzen weiß. Es geht darum, eine alte Ordnung zu durchbrechen, die schon fast versteinert ist.
Insgesamt kann man dieses Buch zum Reinschauen empfehlen.
Fazit:
Andreas Eschbach springt in der Kurzgeschichtensammlung "Eine unberührte Welt" von Genre zu Genre und präsentiert Erzählungen der unterschiedlichsten Art. Natürlich ist so eine Kollektion nur so gut, wie die schlechteste enthaltene Geschichte. Doch gibt es kaum Ausreißer nach unten, dafür aber sehr viel hochklassige Unterhaltung. Allen voran "Al-Qaida TM" überzeugt. Und deshalb ist die Sammlung zu empfehlen.
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