Der Herr der Drachen
Story:
Azoth, der Herr der Drachen, der vor vielen Jahren die Welt beherrschte, ist wieder zurückgekehrt. Und die einzige Möglichkeit ihn zu stoppen scheint bei den Zwillingen Shaan und Tallis zu liegen. Doch können die beiden einander rechtzeitig finden?
Meinung:
Mit "Der Herr der Drachen" liefert Blanvalet die Taschenbuch-Variante der 2009 erschienen Hardcover-Ausgabe ab. Der Roman ist das Debüt der Australierin Lara Morgan, die zuvor nur Kurzgeschichten geschrieben hat. Das Buch ist außerdem ein Auftakt zu einer Trilogie, von der der zweite Band "Der Verrat der Drachen" bereits im Penhaligon-Verlag herausgekommen ist.
Vor vielen Jahren erschuf der abtrünnige Gott Azoth die Drachen und die Drachenmenschen. Bis auf die Wüsten-Gebiete beherrschte er den ganzen Kontinent Saranthium. Nur durch den Verrat einer Sklavin, welche ihm einen äußerst wichtigen Gegenstand stahl, sowie das Opfer seiner Brüder und Schwester konnte er am Ende besiegt und gebannt werden.
Seitdem ist viel Zeit vergangen, und die Menschen benutzen inzwischen die Drachen als Reittiere und militärische Streitmacht. Doch wie es scheint kehrt Azoth zurück. Die riesigen Flugechsen werden unruhig, und einige wilde von ihnen greifen willkürlich die Menschen an. In der Stadt Salmut lebt die Waise Shaan, deren größter Wunsch es ist, ein Drachenreiter zu werden. Doch in der letzten Zeit träumt sie von einer großen Katastrophe, die die Bewohner von Saranthium heimsucht. Etwas scheint mit ihr nicht in Ordnung zu sein. Dasselbe scheint auch für Tallis zu gelten, einen Jungen der Clanlande, der Wüste des Kontinents. Bei einem Angriff dieser gefährlichen Wesen spricht er plötzlich Worte einer uralten Sprache und kann sie so verscheuchen. Was verbindet die beiden mit der Rückkehr des gefallenen Gottes?
Die Geschichte, die Lara Morgan erzählt, wird von ihren beiden Protagonisten geprägt. Die beiden sind nicht nur vom Geschlecht her verschieden, sondern auch von ihrem jeweiligen sozialen Background, der sie prägt. Auch die Gegend, in der sie leben könnte unterschiedlicher nicht sein. Tallis lebt in der Wüste, in einer Umgebung, die von starken Gesetzen und Gebräuchen geprägt ist. Shaan hingegen wohnt in der Stadt, in einer zivilisierten Umgebung, die ihre eigenen Probleme mit sich bringt.
In beiden Handlungssträngen versteht sich die Autorin darauf, die aufkommende Bedrohung geschickt zu verdeutlichen. In der Wüste häufen sich die Angriffe von schwarzen, ungezähmten Drachen, die die wehrlosen Stämme nahezu ausrotten. Und in der Stadt werden die gezähmten Flugechsen immer unruhiger, weil sie das Nahen ihres Herren spüren. Besonders die alten unter ihnen sehnen die alten Zeiten herbei, in der sie herrschten!
Und durch die Träume von Shaan wird auch klar, dass jene Jahre nicht unbedingt die glücklichsten waren, die die Menschheit je erlebt haben. Sie sind durch Feuer und Blut geprägt, was schon mal keine guten Zeichen sind. Gleichzeitig sind sie ein Zeichen dafür, dass das junge Mädchen etwas besonderes sein muss. Was auch für ihren Bruder Tallis gilt, der eine Verbindung zu den Drachen spürt. Doch was dies alles bedeutet, beziehungsweise in welchem Zusammenhang ihre Gaben zu Azoth stehen, wird leider noch nicht mal angedeutet.
Überhaupt reißt die Autorin viele Dinge nur an, ohne sie wirklich auszubauen oder gar zu erklären. Dazu gehört auch Shaans Verhalten, welches auf den Leser äußerst merkwürdig wirkt. Sie wehrt sich mit Händen und Füßen, einen Traumgucker in ihren Kopf zu lassen. Wie es scheint, muss sie ein schlimmes Erlebnis mit diesen Leuten gehabt haben, doch was passiert ist, bleibt unklar. Und daher wirkt diese Charakterisierung nicht natürlich, sondern eher von der Handlung diktiert.
Auch irritiert die Darstellung der poltischen Führungsriege der Stadt Salmut, die wohl einer Schlangengrube gleicht, in der jeder um die Macht buhlt. Diese Ereignisse finden zwar eher am Rande der Geschichte statt, doch scheinen sie eine gewisse Bedeutung für die zukünftige Entwicklung des Plots zu haben. Doch man fragt sich ständig, worin diese liegt.
Besser sind da ausgerechnet die Erlebnisse von Tallis, der in seinem Stamm ein Außenseiter ist und nur wenige Freunde besitzt. Ausgerechnet dieser doch eher deprimierende Plot ist es, der den Leser fasziniert. Man erlebt mit, wie der Junge auf Grund seiner Fähigkeiten, die er absolut nicht erklären und kontrollieren kann, immer mehr ausgegrenzt wird. Wohin dies führt, und was für Konsequenzen diese Entwicklung hat, ist allemal interessanter als eine erneute Andeutung, dass der Herr der Drachen zurückkehrt.
Deshalb ist das Buch eher etwas für Zwischendurch.
Fazit:
Lara Morgan liefert mit "Der Herr der Drachen" ein eher durchwachsenes Debüt ab. Zwar versteht sie sich darauf, das Herankommen des titelgebenden Herren aufzubauen. Doch ansonsten reißt sie nur viele Dinge an, ohne sie näher zu erläutern. Dazu gehört auch das Verhalten von Shaan, welches für den Leser absolut rätselhaft ist. Besser sind hingegen die Erlebnisse ihres Bruders Tallis, die trotz ihrer eher depressiven Grundstimmung am ehesten überzeugen können.
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