Nachtkrieger: Unsterbliche Liebe
Story:
Ivar ist ein verzauberter Krieger. Gemeinsam mit acht anderen wurde er vor langer Zeit durch eine Hexe dazu verflucht, bei Tagesanbruch sich in einen Adler zu verwandeln. Ebenso wurde er dazu verdammt, unsterblich zu sein. Nun, zu der Zeit Wilhelm des Eroberers, erhält er ein Gut, welches für ihn wenigstens für kurze Zeit etwas Ruhe bieten soll. Doch dazu gehört auch die schöne Aliada, die er gegen ihren Willen ehelicht. Werden beide zueinander finden?
Meinung:
Lisa Hendrix war in ihrem Leben schon einiges: Englischlehrerin in Japan oder Forschungsassistentin auf einem Schiff in der Beringsee. Doch ihre wahre Berufung wurde das Schreiben. Zuerst erschuf sie diverse Liebesromane, die alle nur in den USA herauskamen. Und erst seit kurzem konzentriert sie sich auf das Genre der "Romantic Fantasy". Ihre "Nachtkrieger"-Reihe soll insgesamt neun Bücher umfassen, die alle in unterschiedlichen Jahrhunderten spielen.
Zu Zeiten, als die Wikinger Europa unsicher machten, beschlossen neun Krieger den Gerüchten nach einem Goldschatz nachzugehen. Angeblich sei dieser bei einer Hexe versteckt. Doch als die Gruppe den Sohn der magisch Begabten im Kampf töteten, wurden sie alle verflucht. Sie wurden unsterblich und verwandelten sich beim Wechsel von Tag und Nacht von einem Menschen in ein Tier, oder umgekehrt. Seitdem wandeln sie durch die Welt.
Auch Ivar gehört zu den Neun. Er verwandelt sich bei Tagesanbruch in einen Adler. Zu der Zeit von Wilhelm dem Eroberer dient er diesem und erhält als Dank dafür ein Rittergut. Dessen ursprüngliche Herren hatten es sich mit dem aktuellen Herrscher verscherzt und landeten dafür in den Kerkern. Und so ist von dieser Familie nur Aliada übrig, die der neue Besitzer natürlich schon recht bald heiratet. Die Ehe, obwohl eher erzwungen als gewollt, wird schon recht bald von wahrer Liebe erfüllt, auch wenn die Gattin sich über die Abwesenheit ihres Ehemannes tagsüber wundert. Denn sie weiß nichts von dem Fluch, noch von einer Vision, in der sich ein Adler aus einer Wiege erhebt. Kann diese Liaison trotzdem weiterhin bestehen?
Das Frau Hendrix ursprünglich aus der Liebes-Roman-Ecke kommt, ist dem Buch besonders im ersten Drittel anzumerken. Einige Dialoge klingen so, als ob die Autorin sie direkt aus diesen Romanen entnommen hat, also stark Klischee-beladen. Die Figuren erröten bei den kleinsten Berührungen und immer wieder wundern sie sich, was mit ihnen los ist. Dies ist gewöhnungsbedürftig, vor allem für solche Leser, deren erste Begegnung es mit solchen Geschichten ist. Es hätte der Geschichte gut getan, wenn die Schreiberin sich in dieser Hinsicht ein wenig zurückgenommen hätte.
Dafür überzeugt der Fantasy-Aspekt des Buches. Die Geschichte mit den Verfluchten, die sich bei Tag/Nacht-Wechsel in Tiere oder Menschen verwandeln erinnert zwar ein wenig an den Kino-Film "Der Tag des Falken", doch hat die Autorin genügend eigene Ideen, um nicht wie ein Plagiat zu wirken. Dazu gehört auch, dass der Fluch sich bei den Betroffenen unterschiedlich auswirkt.
Dies macht sie besonders an den drei Kriegern deutlich, die in "Unsterbliche Liebe" vertreten sind. Während Ari, der sich nachtsüber in einen Raben verwandelt, seinen menschlichen Verstand behält, ist es bei Brand, dessen Tiergestalt ein Bär ist, genau umgekehrt. Er wird richtig animalisch, weshalb er zu den Stunden, in denen er dergestalt unterwegs ist, sich von jeder Zivilisation entfernt, aus Furcht vor den Konsequenzen.
Und genauso, wie auch die Tiere unterschiedlich ausgefallen sind, trifft dies auch auf die Protagonisten zu. Bei Ivar macht sie bemerkbar, wie viel er für seine Frau empfindet. Und zwar so viel, dass er später zu ihrem eigenen Schutz, den Sex mit ihr vermeidet. Denn sonst, so seine Befürchtung, würde die Vision Wirklichkeit werden.
Aliada wird übrigens als eine durchaus selbstbewusste Frau dargestellt. Sie hat ihren eigenen Kopf, und weiß ihn durchzusetzen. Dies macht sie sehr sympathisch.
Die Autorin konzentriert sich bei ihrer Geschichte stark auf die Liebe zwischen Ivar und Aliada. Dies hat zur Folge, dass sie es versäumt, eine ernstzunehmende Bedrohung aufzubauen. Es gibt zwar zwei Antagonisten, doch werden sie kaum charakterisiert, geschweige denn tauchen sie oft genug auf, um als Bedrohung wahr genommen zu werden. Dies schadet dem Roman am meisten, noch mehr als die überbordende Liebes-Rhetorik im ersten Drittel des Buches.
Daher ist "Nachtkrieger - Unsterbliche Liebe" ein eher schwacher Roman.
Fazit:
Lisa Hendrix "Romantic Fantasy"-Debüt, "Nachtkrieger - Unsterbliche Liebe" ist ein eher mittelmäßiges Buch. Die Dialoge und Verhaltensweise der Figuren sind besonders im ersten Drittel des Romans stark klischeehaft, während das Fehlen eines glaubwürdigen Gegenspielers der Geschichte am meisten schadet. Sehr gut gelungen sind ihr hingegen die verschiedenen handlungstragenden Figuren, allen voran den verfluchten Kriegern. Wer so etwas mag, kann ruhig zugreifen. Ansonsten heißt es, sich einen Kauf lieber nochmal zu überlegen.
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