Das Mädchen
Story:
Die neunjährige Trisha verläuft sich im Wald. Und während man nach ihr sucht, dringt sie in diesen immer tiefer ein, auf der Suche nach einem Ausweg. Nichts davon ahnend, dass etwas Böses sich aufgemacht hat, um sie zu jagen.
Meinung:
Stephen King ist einer der berühmtesten Horror-Autoren, von denen jemals Romane erschienen sind. Der US-Amerikaner ist seit den 70er Jahren aktiv, und auch wenn aktuell der Zeitraum zwischen seinen neuen Büchern größer geworden ist, kann er doch auf ein Werk von über 40 Bänden blicken. Dazu sind noch nicht die Geschichten gezählt, die er unter Pseudonymen geschrieben hat. Und ein Großteil seines Oeuvres ist verfilmt worden.
"Das Mädchen" ist allerdings nicht sein neustes Werk. Ganz im Gegenteil, der Roman erschien bereits 1999. Ein Jahr später veröffentlichte der Schneekluth-Verlag die deutsche Übersetzung in zwei Versionen, jeweils mit einem schwarzen und weißen Cover versehen, wenn auch gleichem Inhalt. Nun, elf Jahre später legt der Pan-Verlag das Buch erneut auf.
Die neunjährige Trish hat es aktuell nicht einfach. Ihre Eltern sind geschieden, und ihre Mutter und ihr Bruder, der gerade in der Pubertät ist, zanken sich andauernd. Sie selbst versucht ihr Bestes, um wenigstens ein wenig Frieden in die hitzige Atmosphäre zu bringen. Eines Tages brechen die Drei zu einer Wanderung am Rande der Wälder von Maine auf. Dabei trennt sich das Kind von seiner Familie und verläuft sich. Sie dringt immer tiefer ein, einem Bach folgend, von dem sie hofft, dass er sie zurück in die Zivilisation führt. Doch je weiter sie geht, desto dreckiger geht es ihr. Sie erleidet Durchfälle und schrecklichen Durst und Hunger. Und ohne dass sie es merkt, scheint sich etwas aufgemacht zu haben, sie zu jagen.
Das einzige, war ihr in dieser Situation hilft, ist ihr Walkman mit eingebautem Radio. Dadurch kann sie die Spiele der Baseball-Mannschaft Red Sox hören. Und besonders die Auftritte ihrer Liebe Tom Gordon geben ihr die Kraft weiter durchzuhalten.
Die Abenteuer der kleinen Trish lesen sich zuerst wie ein Survival-Trip. Realistisch schildert er, wie das junge Mädchen schlechte und gute Entscheidungen trifft. Sie weiß genau, dass sie kein schlechtes Wasser trinken darf und ernährt sich später unter anderem von Bucheckern. Dieser Teil des Romans ist der spannendste, denn es stellt sich die Frage, ob sie es schafft zurück in die Zivilisation zu kommen.
Ab der Hälfte des Buches kommt dann ein wenig Horror hinzu. Eine unbekannte Kreatur und Monster-Bienen machen ihr das Leben schwer. Wobei an dieser Stelle nicht so ganz klar wird, ob dies wirklich geschieht, oder ob sie sich dies nur einbildet. Diese Ungewissheit ist für einen King-Roman ungewöhnlich, passt jedoch hervorragend zu der Geschichte.
Stephen King konzentriert sich fast ausschließlich auf Trisha. Die restliche Familie taucht nur selten auf und wird nicht näher charakterisiert. So wird beispielsweise nur angedeutet, wieso es zur Scheidung kam. Anscheinend hatte der Vater ein Alkohol-Problem.
Was für deutsche Leser ein Problem sein dürfte, ist die deutliche Konzentration auf Baseball, eine der drei Sportarten, die von den Amerikanern geliebt wird. Allerdings führt dieser hier in Deutschland nur ein Dasein am Rande der Wahrnehmung. Daher kann man mit Begriffen wie Inning - was im Roman mit Durchgang übersetzt wird - nicht viel anfangen. Auch ist nicht ganz klar, woher die Heldenverehrung für Tom Gordon kommt. King versucht dies zwar zu erklären, sowohl in der Geschichte selbst, als auch in einem Anhang, indem er freimütig gesteht ein wenig sich die Realität zu Recht gelegt zu haben. Doch für Nicht-Kenner der Materie ist und bleibt dies rätselhaft.
Damit ist "Das Mädchen" ein guter Roman, der allerdings ein wenig daran leidet, dass Baseball hierzulande längst nicht denselben Status hat, wie in Amerika.
Fazit:
Stephen King schreibt mit "Das Mädchen" einen Roman, der äußerst realistisch wirkt. Der für den Autor so typische Horror kommt dann erst ab der Hälfte des Buches ins Spiel. Leider hat die Konzentration auf den Baseball nicht dieselbe Wirkung, wie in den USA. Hierzulande ist der Sport einfach zu unbekannt. Trotzdem kann man den Band ruhig kaufen.
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